Mal mein Senf zu dieser ganzen Sache

.
Meine Freundin und ich fotografieren nun seit fast zwei Jahren auf Tanzturnieren und verkaufen die Fotos im Nachhinein mit äußerst positiver Resonanz an die Tanzpaare.
Der Vorteil bei uns ist natürlich, daß wir selbst tanzen und daher immer ungefähr erahnen können, wann welches Paar welche Pose wo macht (anhand der Schrittfolge und Tanzrichtung ganz gut einzuschätzen). Ein Turnier einer Tanzschule habe ich erst einmal fotografiert, aber dort gilt das gleiche wie auf "normalen" Turnieren, deswegen hier mal meine Erfahrungen:
Grundsätzlich gilt, daß auf Turnieren meistens mehrere Runden getanzt werden, sodaß man bei den Paaren, die bis in die Endrunde kommen, mehrere Versuche hat, deren Figuren und Posen abzulichten.
Standard: der gute Tip mit den Posen ist leider nicht überall anzuwenden. In den unteren Startklassen (D und C) gibt es sie nicht bis kaum, erst ab B fängt es langsam an. Will man trotzdem Bilder haben, muß man eben sehen, daß man die Bewegung gut einfängt. Gut sind immer weit ausholende Bewegungen, also lange Schritte. Wenn man den richtigen Moment erwischt, sieht das Foto auch gut aus.
In den höheren Klassen kommen eben die Posen, aber auch die normalen Gehschritte und Drehungen sehen auf Fotos teilweise spektakulär aus. Einfach ausprobieren, kommt mit der Erfahrung.
Ich arbeite auf Tanzturnieren zu 99% mit dem AF-S 2.8/80-200 und fotografiere auch sehr gerne und sehr oft Portraits. Es muß nicht immer das ganze Paar auf dem Foto sein.
Latein: hier gilt in etwa das gleiche. D- und C-Latein (und auch Tanzschule) sind so ziemlich das schwierigste, was es tanzmäßig zu fotografieren gibt. Keine/kaum Posen, nur Figuren. Da sind die die Tanzpartner meist auch recht weit auseinander, sodaß AF mit dem mittleren Messfeld gerne die Zuschauer im Hintergrund erwischt. Da am besten eben sowas wie Fan in der Rumba oder ähnliches aussuchen. Auch hier arbeite ich gerne mit Portraits.
In den höheren Klassen wird es dann interessant aber nicht viel einfacher. Da kommen sehr schnelle Bewegungen dazu und die tänzerische "Freiheit" ist in Latein viel größer als in Standard. Das heißt, man kann nie wissen, wann welches Paar was macht. Am besten kurzzeitig immer nur auf ein Paar konzentrieren und dessen Figuren ablichten. Da hilft auch der Hinweis mit den mehreren Runden. Man sollte also gut beobachten und sich auffällige Posen, die gute Motive ergeben, möglichst merken und hoffen, daß das Paar weiterkommt, wenn man sie beim ersten Mal nicht erwischt hat

. Oft wiederholt sich das Programm innerhalb eines Tanzes auch.
Zur Blitztechnik: wir beide verwenden immer (!) die kürzest mögliche Synchronzeit. Eingefangenes Umgebungslicht ist zwar ganz nett, aber wenn bei 1/60 oder so das gesamte Tanzpaar Doppelkonturen hat, weil sie sich so schnell bewegen und zusätzlich zum aufgeblitzten Teil noch der verwischte Teil durch das Umgebungslicht dabei ist, kommt das auf Ausdrucken nicht gut.
Umgebungslicht fangen wir ein, indem wir bei Offenblende (bei den von uns verwendeten Objektiven Blende 2.8) und ISO 800 fotografieren und blitzen. Das gibt schon recht homogen beleuchtete Bilder. In Tanzschulen ist es möglicherweise noch dunkler, aber da würde ich eher mit der ISO hochgehen, als die Belichtungszeit zu verlängern.
Sofern es geht, blitzen wir über die Decke, aber das ist nur in den seltensten Fällen möglich. Oft finden Turniere in Turnhallen oder ähnlichen Sälen statt, da hat man mit indirekt blitzen keine Chance. Ein Bouncer oder sowas hilft auch nicht sonderlich viel, da dieser ja auch auf das in der Umgebung reflektierte Licht angewiesen ist. Ich hab momentan nen Hama-Blitzball, ist aber nicht so ne dolle Verbesserung. Werde gucken, was mir noch einfällt.
Aber ganz wichtig: hoch lichtstarke Objektive (ab Blende 2.8) bei Offenblende und hohe ISO, dann wirkt das Bild auch nicht "totgeblitzt".
Zum AF: alles Übungssache. Bis Mitte dieses Jahres habe ich Tanzturniere mit einer Fuji S3 Pro fotografiert. Meine Freundin macht das immer noch. Wenn man die richtigen Einstellungen trifft, geht das auf jeden Fall auch damit. Jetzt fotografiere ich mit einer S5 Pro und der Unterschied ist schon deutlich, aber gehen tut es auch mit "langsamen" Kameras.
Bei der S3 hatte ich bei Standard das Mittelfeld aktiv und bei Latein meist alle Felder mit AF-Priorität auf das nächste Objekt. Bei der S5 habe ich meist die mittlere Gruppe aktiv. Aber immer AF-C, AF-S und manuell ergibt einfach zuviel Ausschuß und wenn man alle Paare fotografieren muß, geht das schon gleich gar nicht.
Zur Ausschuß-Frage: wir haben rund 30 bis 50% Ausschuß. Mal mehr, mal weniger. Kommt auch viel auf die Lichtverhältnisse an. Mit Dauerfeuer arbeiten wir nie, da kriegt man grundsätzlich nie die Phase, die man haben will, hat viel zu viele Fotos und die Blitzleistung geht extrem in die Knie.
Ah ja, was uns enorm hilft: die kamerainterne Bildverarbeitung bei Fuji. Die JPGs aus der Kamera passen in 99% der Fälle in allen Parametern (Belichtung, Farben, Weißabgleich). RAW machen wir gar nicht, würde die Nacharbeit extrem verlängern.
Das "Totblitzen" habe ich auch eher aus anderen Kameras (Nikon und Canon) gesehen, bei denen sind auch die Kontraste viel höher. Da kann ich das mit RAW verstehen, würde bei uns aber absolut nicht gehen. Deswegen Fuji

.