Meine Beobachtung ist, daß ich bei den "großen" Fotozeitschriften keine direkte Einflußnahme durch die Hersteller erkenne.
Das heißt aber nicht, daß die Tests was taugen. Die strotzen nur so von Inkompetenz der Autoren. Es werden sinnlose Meßwerte aneinandergereiht und daraus eine "Note" zusammengewurstelt, die über die Tauglichkeit einer Kamera rein gar nichts aussagt. Ahnungslose Einsteiger lesen diese Zahlen dann aufmerksam durch und entscheiden sich womöglich für eine Kamera, die ihren Bedürfnissen überhaupt nicht entspricht, nur weil die Note etwas besser ist als bei dem anderen Modell.
Ich bringe hier immer gerne den Vergleich mit einem miesen Deutschlehrer, der die Rechtschreibfehler im Aufsatz zählt und daraus die Note errechnet, ohne überhaupt auf den Inhalt des Geschriebenen zu achten.
Genau wie man die Qualität eines Aufsatzes nicht durch Zahlenspiele ermitteln kann, kann man die Qualitäten einer Kamera nicht rein meßtechnisch erfassen. Diese Tests machen uns weis, man könne Auflösung, Rauschverhalten etc. objektiv messen - aber das ist eben Blödsinn. Bei der Auflösung kann kein Meßgerät zwischen Detailauflösung und Scharfzeichnung unterscheiden, und beim Rauschverhalten kann kein Meßgerät die Einflüsse einer softwaremäßigen Entrauschung angemessen berücksichtigen; hinzu kommt noch, daß dasselbe Rauschen je nach Verwendungszweck ganz unterschiedlich zu bewerten ist (z. B. kann bei kleiner Abbildung ein Bild mit Restrauschen viel besser aussehen als ein glattgebügeltes Bild).
Ganz abgesehen davon ist in der Praxis die Bedienbarkeit einer Kamera viel wichtiger als die Bildqualität, denn wenn man zu lange an den Einstellungen fummeln muß, kann das Motiv längst weg sein.
Manche Tester versuchen sogar noch, die Bedienung in Zahlen zu fassen und messen z. B., wie lange ein Akku durchhält. Netter Ansatz, aber in der Praxis auch nicht viel wert: Manche Kameras verbrauchen viel Strom im Standby, anderen verbrauchen am meisten beim Auslösen oder bei eingeschaltetem Monitor. Je nachdem, wie man bevorzugt arbeitet, ergeben sich da ganz andere Erfahrungen. Ein normierter Testablauf, der dann sagt "1200 Bilder pro Akkuladung" ist wertlos.
Was Kameras angeht, vertraue ich nur noch Praxisberichten, die von echten Fotografen geschrieben wurden - nicht von hauptberuflichen Kameratestern. Ein erfahrener Fotograf weiß, worauf es beim Fotografieren ankommt, und er kann die erzielbare Bildqualität besser beurteilen als jedes Meßgerät. Er wird schreiben, was genau er mit der Kamera ausprobiert hat und wie gut oder schlecht das zu machen war, und dann kann kann man sich wirklich ein Bild von dem Modell machen.