Hallo Hutschi,
wenn du erlaubst, würde ich gerne ein wenig über das Thema dozieren...
Schärfe ist neben dem Kontrast, der Farbe und der Helligkeit eines der wesentlichen, miteinander kommunizierenden Gestaltungselemente in der Fotografie. Ich sehe nicht, dass sich das ändert wenn man eine experimentelle Methode anwendet.
Nun ist Schärfe sicher kein Selbstzweck. Dennoch stellt sich aus meiner Sicht die Frage, was passiert, wenn ich die Schärfe aus der Gleichung nehme? Wenn ich die Schärfe aus der Gleichung nehme, gewinnen die anderen genannten Elemente nahezu zwangsläufig an Bedeutung bei der Bildgestaltung.
Auch wenn ich deine Freude am Experiment spannend finde, liegt hier für mich die Schwäche in deinem Bild in Post #13 (in #20 besser gelöst): Die Gesamtheit von Farbe, Kontrast und Helligkeit ist nicht stark genug, dass es die Komposition letztlich tragen könnte. Für mich bleibt das Bild daher stark im Dokumentarischen verhaftet und zwar in dem Sinne, dass es die Bewegung über die Belichtungsdauer dokumentiert.
"Es gibt keinen Inhalt ohne Gestaltung". OK, ich gebe es gerne zu: Es wirkt etwas seltsam, wenn ich ausgerechnet in der experimentellen Fotografie den alten "Schildermaler" Harald Mante als Zeuge aufruft.
Und dennoch: Gerade die Abstraktion ist für mich der Inbegriff des festen Willens zur Gestaltung. Für mich ist es dieser Wille, der ein abstraktes Bild aus dem Dokumentarischen löst.
Aber zurück aus den Höhen des philosophischen Diskurs in die Niederungen des Daseins. Die Bewegung der Kamera als Methode der Fotografie hat zur Folge, dass sich Kontraste und Lichtakzente auflösen, was wiederum Auswirkungen auf die Farbintensität hat. Wer diesem Gedanken folgen möchte, sollte es einmal mit sehr starken Hell-Dunkel-Kontrasten versuchen, die in der klassischen Fotografie für viele ein "No Go" sind.
„Suche mit Deiner Vorstellungskraft das Motiv im Schatten. Nimm starke Kontraste als Möglichkeit wahr, erfreue Dich an strahlend hellen und glänzend reflektierenden Flächen. Blinzele durch die Blätter eines Baumes in das Licht der Sonne.“
Jeep, das ist von mir
Das Gesagte gilt natürlich auch für künstliche Lichtquellen.
Im Lehrbuch wird auch manuelle Einstellung der Blende empfohlen. Also keine Blendenautomatik.
Der Einsteiger kann es auch mit der nativen ISO seiner Kamera und einer Blendautomatik von etwa einer Sekunde versuchen. Zur Übung empfehle ich die Funktion der Belichtungsreihe von drei Bildern, mit jeweils einer Blende Unter- und Überbelichtung.
Ich habe die Dämmerung genutzt. Alternativ werden Graufilter empfohlen.
Mit der Methode der bewegten Kamera willst du ja buchstäblich "mit Licht malen". Wenn kaum Licht (und damit Kontraste und Farbe) vorhanden ist, wird die Aufgabe hierdurch nicht gerade leichter.
Beste Grüße
Bernd
PS: Das Zitat stammt aus einem kleinen Tutorial zu dem Thema, was sich allerdings auf einer meiner kommerziellen Seiten befindet - siehe Forumsregeln.