Womit wir beim interessantesten Part wären: der seltsamen Reaktion der Foristen auf den Artikel. Dabei ist es doch eine ganz einfach:
1. Zeige ich die angesprochenen Verhaltensweisen?
2. Falls ja, diagnostiziere ich an mir die beschriebene Geisteshaltung
3. Falls ja, ist es mir wichtig, welche Gefühle diese Geisteshaltung bei Dritten auslöst?
4. Falls ja, bleibt eigentlich nur, an meinem Verhalten und meiner Geisteshaltung zu arbeiten - ein "Du darfst aber nicht so fühlen" funktioniert nicht.
Erfahrungsgemäß werden insbesondere die Schritte 1 und 2 nicht besonders gut funktionieren.....
Funktionieren "täten" die schon, doch erfordert es eine gewisse Grundhaltung, eine echte Selbstreflektion, die dann erstmal zu etwas führt, was man tunlichst sein Leben lang geübt hat zu vermeiden: Ein (gesunder) Schmerz bzw. ein Biß: Den des Gewissens.
Zu 3: Das sind ja keine Gefühle, sondern Emotionen = Reaktionen.
Man reagiert negativ emotional, als fehlgeleitete bzw. missbrauchte Energie.
Zu 4: Da wäre ja schon der Haken, wenn man zu sich sagt: "Du darfst nicht"
Wer spricht da zu wem? Das ist die Crux
... stattdessen steigt man gleich auf Stufe 3 mit einer ungültigen Verallgemeinerung ein, plärrt emphatisch "die darf nicht so über "uns Photographen" denken und schreiben"
Da steckt für mich ein Widerspruch drin: Emphatie ist nie negativ, sondern etwas, das durch die lange Arbeit an falscher Grundhaltung entsteht (manche haben sie allerdings auch schon seit Kindheit, doch das ist eher selten)
...und fängt lustig mit dem Diskreditieren an.
Ich vermute, die Lust ist da eine andere: Das Diskreditieren triggert einen scheinbaren Sinn des Lebens, es wird belehrt, um eine (reale) Leere zu verstecken (derer meist nicht mal gewahr)
Alternativ flüchtet man sich in Hilfskonstruktionen, die belegen, dass man selbst ja nicht gemeint sein kann (ich habe ja eine Systemkamera und Smartphonebesitzer sind sowieso niedere Lebensformen), aber eine ernsthafte Auseinandersetzung findet auch hier nicht statt.
Nicht Smartphonebesitzer per se, es besitzt ja mittlerweile so ziemlich jeder eines. Nein, es ist dieselbe Grundhaltung, die die Autorin mit dem "Sehen"
meint. Beobachtet man viele Smartphone-User auf der Strasse beim Gehen kann man da eine Regelrechten SOG erkennen. Der (letzte) Inhalt des Kopfes wird regelrecht ins Display gesaugt, parallel dazu ein anderer Sog:
Der Inhalt des Displays wird gierig in das hinein gesaugt, was eigentlich ein fantastisch funktionierendes Etwas sein sollte, das mal die Qualität der sog. Krone der Schöpfung ausmachen sollte. Doch aus diesem Etwas wurde ein Nichts: Leere statt Lehre (Lernfähigkeit). Nun funktioniert dieses fantastische Etwas nur noch auf Sparflamme, und die automatischen Funktionen irgendwie aufrecht zu erhalten. Der wahre Geist ist leider schon längst aus der Flasche.
Man kann nicht tun, worauf man Lust hat, und gleichzeitig von allen dafür gemocht werden.
Man nennt dieses "tun können, worauf man Lust hat" ja gerne Freiheit.
Dabei ist es Sklaverei an das Verwöhnt-Sein. Freiheit bedeutet das tun zu können, was "es nicht gerne tut", das, was schwierig/(heraus-)fordernd ist. Tun und lassen, wie man will, ist das Gegenteil von Freiheit: Anarchie.
Photographieren ist - bis auf ganz wenige Ausnahmen - eine Tätigkeit, bei der Menschen entweder ihren Egotrip ausleben oder von anderen dafür bezahlt werden, damit diese ihren Egotrip ausleben können.
Mehr als eine Ausnahme natürlich, z.B. Diejenigen, die das Fotografieren für Ihren Beruf benötigen, ob nun z.B. ein Gutachter, Verkäufer (da sich sehr viel ins www verlagert hat, Beispielsweise Buchhandel, Antiquariate etc.)
Bei vielen, die ich kenne, ist es die Freude, etwas Besonderes besonders festzuhalten. Oder einfach ein Hobby. Doch gerade an Hobbies kann man viel erkennen, u.a. natürlich auch ausgetrocknete Hobnobs.