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Wie könnte man sich dennoch annähern?
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Die Mischeffekte aus AA-Filter und von Entrauschungsalgorithmen könnten natürlich nur nach Ausbau des AA-Filters leicht und sauber separiert werden.
Andernfalls hilft nur ein Hinnehmen vermengter Parameter oder eine komplexe Rückwärtsanalyse der erhaltenen Signale.
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Jepp, war gerade selbst noch am denken und schreiben, aber ja, das müsste gehen. Vielleicht ganz trickreich wäre zusätzlich nicht Subtraktion eines Darkframes, sondern im Gegenteil die Subtraktion zweier Bilder (s.o.)!?
Hallo Mi67.
Nach dem Hinweis im Thread "FT Sensoren und die Beugung"
auf Deinen o. a. Beitrag stelle ich fest, dass unsere Ideen gewisse
Ähnlichkeiten aufweisen. Da ich kein Vollbluttheoretiker bin und für
mich eher die praktischen Auswirkungen interessant sind, bin ich die
Sache mal ganz praktisch angegangen und habe einen Versuch gemacht.
Als Motiv diente ein Verpackungskarton der Kamera und ein Buch-Stützwinkel
aus schwarz eloxiertem Aluminium. Als Hintergrund diente die Nacht
hinter der Fensterscheibe. Der Karton ist bedruckt und hat für das Auge
gleichmäßig aussehende Flächen verschiedener Farbe inklusive grau und
schwarz. Das Druckraster zeigt aus nächster Nähe fotografiert oder
mittels Lupe die üblichen Farbpünktchen in regelmäßiger Anordnung.
Auf dieses Raster kam es mir an. Ein unregelmäßiges Raster mit ähnlichen
Punktabständen habe ich im Haus nicht gefunden, hätte es aber für einen
Vergleich gut brauchen können. Für die Aufnahmen habe ich einen Abstand
vom Motiv ausgetestet, bei dem die Auflösung der Kamera mit dem
Makroobjektiv davor bei "optimaler Blende" gerade ausgereicht hat um das
Druckraster nicht mehr aufzulösen (um 1,5 m). Die Kamera habe ich natürlich
auf einem guten Stativ montiert gehabt und mit Fernauslöser und 4 Sekunden SVA
ausgelöst. Dann habe ich bei verschiedenen ISO-Einstellungen jeweils
mehrere gleiche Bilder bei Kunstlicht und mit Blitzlicht geschossen.
Die Kamera habe ich dann auch seitlich in verschiedenen Winkeln gekippt
und wieder mehrere gleiche Bilder geschossen.
Erster Teil der Bildkontrolle:
Der Vergleich der Bilder zeigte das, was ich erwartet hatte. Die Aufdrucke
wiesen einige Abweichungen von dem auf, was man mit bloßem Auge bei der
Betrachtung des Motivs sieht. Je nach Kippwinkel der Kamera war bei den
Aufdrucken ein anderes Muster zu sehen, mal grob mal fein und in verschiedenen
Richtungen verlaufend und von Bild zu Bild reproduzierbar. Und das, obwohl
die Kameramarke nach Ansicht einiger User "unnötig" starke AA-Filter verwendet.
Wäre das Muster unregelmäßig gewesen, dann hätte man es ohne weiteres als
Farb- und Helligkeitsrauschen interpretieren können. Ein ähnlicher Effekt
war mir schon mal bei matt lackierten Oberflächen aufgefallen. Man muß nur
die richtige Entfernung dazu treffen, schon ist es aus mit der homogenen
Fläche und es "rauscht".
Zweiter Teil der Bildkontrolle:
Die Aufnahmen habe ich aus RAW mit LR2 bei Rauschunterdrückung ganz aus und
Schwarz auf 0 entwickelt. Jeweils zwei der nacheinander aufgenommenen Bilder
bei gleichen Aufnahmebedingungen habe ich dann übereinander gelegt. Das größte
Problem dabei war, zwei Bilder zu finden, die wirklich pixelgenau aufeinander
passen. Den Versatz um einen Pixel hat man schnell. Zwei Paare habe ich gefunden.
Die Ebenen habe ich übereinander gelegt und die Ebenen-Differenz dargestellt.
Und dann war es da, das Rauschen. Allerdings viel geringer als ich es erwartet
hatte. Alle Flächen außer "ganz dunkel" waren so gut wie völlig verschwunden.
Die geringen Belichtungsunterschiede konnte man an glatten, nicht ganz schwarzen
Flächen erkennen. Das hatte ich im Prinzip so erwartet, denn die in den Bildern
existierenden Störungen waren reproduzierbar und deshalb löschten sie sich aus.
Anders sah es in den ganz dunklen und defokussierten Flächen (Hintergrund) aus.
Dort zeigte sich ein ganz feines, eigentlich nur nach Kontrasterhöhung sichtbares
"Grieseln". Ich hatte ja zwei verwendbare Bildpaare. Eines bei 100 ISO und eines
bei 800 ISO. Bei dem 800 ISO Bild war das Rauschen ein wenig stärker. Da Rauschen
zufällig verteilt ist und sich damit von Aufnahme zu Aufnahme unterscheiden muß,
mußte es hier sichtbar werden.
Was ich damit erstmal nur für mich beweisen wollte war, dass man bei Rausch- und
Dynamikmessungen aufpassen muß, das man sich nicht selbst ein Bein stellt. Auch
wenn man selbst mit bloßem Auge die Strukturen nicht mehr sieht, die Kamera sieht
mehr. Wie sie das was sie sieht verarbeitet wissen nur die Entwickler ganz genau.
Was uns am Ende interessiert ist das Ergebnis.
Für die Messung der Eingangsdynamik der Kamera muß man jetzt noch das Objektiv
weglassen, damit der Streulichschleier keinen Messfehler verursacht. Weniger
als 0,2 % konnte ich bei den Einzelbildern mit der Densitometerpipette nirgendwo
messen, womit wir bei den ungefähr 9 EV sind, die in den Tests immer wieder
herumgeistern.
Das war ein Versuch mit meinen häuslichen Mitteln, der keinen wissenschaftlichen
Anspruch hat. Nichtsdestotrotz zeigt er, wie man mit relativ einfachen Mitteln
Kameras für Testergebnisse "optimieren" könnte, wenn man das Testequipment kennt.
Damit läßt sich vielleicht auch erklären, warum bei mitteleren Helligkeiten in
den Bildern manchmal mehr Rauschen zu erkennen ist als in den fast schwarzen Zonen.
Diesen Versuch kann jeder leicht selbst nachvollziehen. Das wäre für Pixelpeeper
gar nicht schlecht, denn dann würde man recht schnell feststellen, wie man sich
selbst veralbern kann und was man von "Tests" halten darf. Am schwierigsten ist
dabei, zwei exakt pixelgleich aufeinander passende Aufnahmen zu erstellen.
Die Korrektur der Testergebnisse mit geänderter Testmethode von Anders Uschold
in digitalkamera.de zeigt, dass bei der Interpretation von Testergebnissen ein
gesundes Maß an Mißtrauen geboten ist.
Sollten bei meinem Versuch Denkfehler vorliegen, dann bitte heraus damit.
Das Thema ist für mich höchst interessant.
Drei Beispiele zur Demonstration habe ich mal angehängt.