AW: Entscheidungswege bzw. Chronologie des Objektivkaufs
Hallo Allerseits!
Eigentlich wollte ich hier schon lange mal meinen Senf breitschmieren, aber solange ich noch Linsen in Bestellung hatte, fand ich es etwas voreilig.
Die analoge Vorgeschichte kürze ich ab, sonst nimmt's nie ein Ende. Von der Kodak Instamatik bis zur Mamiya RB 67 habe ich in Freizeit und Beruf schon so einiges in den Fingern gehabt - ohne Schaden anzurichten ... meistens
Zum Hobby wurde die Fotografie mit der Minolta 7000 (ein Geschenk meines Vaters), später 7000i, mit einem ständig wechselnden Linsenpark, den ich nicht mehr komplett auf die Reihe kriege. Gegen Ende kamen noch regelmässig zum Einsatz:
Tamron 3.5/17 (Adaptall2, d.h. MF und Arbeitsblende)
Minolta AF 4/24-50
Sigma 2.8/28-70
Minolta AF 1.7/50
Minolta AF 2.8/100 Macro
Minolta AF 4.5-5.6/100-300
Sigma 5.6/400 APO
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Mitte der 90er schlief das Hobby immer mehr ein. Über eine Canon G2 kam ich Ende 2002 zur digitalen Fotografie. Nach einem kurzen Intermezzo mit der Nikon 8800 entschloss ich mich im Frühjahr 2005, ein DSLR-System aufzubauen.
Die Minolta D7D war damals noch arg teuer, meine Sigmas waren untauglich, Linsen untenrum musste ich eh neu anschaffen und die Zukunft von Minolta (Merger mit Konica, Zukauf von Tamronlinsen etc.) schien mir zu wackelig. Also beschloss ich, mich auch mal bei den andern Herstellern umzusehen.
Der Systemgedanke stand im Vordergrund. Ich wollte:
- eine Kamera, die nicht schon in einem Jahr veraltet ist
- gute Leistung auch bei hohen ISO
- ein stabilisiertes 400er-Zoom
- ein gutes Standardzoom
- ein leichtes, aber gutes Telezoom für's leichte Gepäck
- ein lichtstarkes 50er
- ein 2.8/100er Makro
- evtl. noch etwas mehr Weitwinkel
Am Ende waren es das 100-400L sowie die ISO 1600-Leistungen und 5 B/s der 20D, die mich bewogen, bei Canon einzusteigen.
Zu allen Objektiven habe ich im Netz nach Tests, Erfahrungsberichten und Beispielbildern gesucht. Allgemein war mir wichtig, dass die Objektive keine offensichtlichen Bildfehler aufweisen, insbesondere in den Ecken und wenn möglich auch bei Offenblende. Dafür muss die Schärfe nicht exorbitant sein, sehr gut reicht. In dieser Beziehung bin ich wohl etwas eigen
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Und nun zu den Linsen in der Reihenfolge ihres Eintreffens:
Canon EF 2.8/100 Macro USM
Einsatz: Makro, Details, "lichtstarkes" Tele
Subjektive Zufriedenheit: ******
Gebrauch: von Frühjahr bis Herbst sehr häufig
Canon EF 4.0/17-40L USM
Einsatz: Standardzoom, Landschaft, Architektur
Subjektive Zufriedenheit: *****
Gebrauch: Häufig
Kommentar: Wenn mir irgendwo Schärfe und Kontrast besonders wichtig sind, dann im Weitwinkelbereich. Und da hat Canon für den Crop nichts wirklich Überzeugendes. Das 18-55 und das 17-85 sind mir einfach eine Ecke zu schlecht. Das 17-40 macht sich recht gut an der 20D (Vignettierung? Was war denn das schon wieder?

), aber deshalb den Preis für ein Superweitwinkelzoom hinlegen zu müssen, ist irgendwie pervers
Canon EF 4.5-5.6/100-400L USM
Einsatz: "my fowling piece", wie der Engländer sagt: Tiere, Landschaft, Details
Subjektive Zufriedenheit: *****
Gebrauch: im Winterhalbjahr häufig
Kommentar: Manchmal fehlt mir doch der letzte Tick Schärfe, aber ein 4fach-Zoom darf man nicht mit Festbrennweiten vergleichen - "L" hin oder her. Und der IS verleitet mich zu Belichtungszeiten, bei denen immer mal was daneben gehen kann

Der Zoommechanismus ist gewöhnungsbedürftig, irgendwie schraube ich immer am Feststellring rum.
Wenn ich wegen meiner Ausrüstung angesprochen werde, dann eigentlich immer, wenn die Kamera an diesem Stück Sanitärzubehör hängt
Das war die Erstausrüstung. Aber der Appetit kommt bekanntlich mit dem Essen. Nach reiflicher Abwägung gegen das Tokina 12-24 (in der Schweiz einfach zu teuer) kam hinzu:
Canon EF-S 3.5-4.5/10-22 USM
Einsatz: Landschaft, Architektur
Subjektive Zufriedenheit: ****(*)
Gebrauch: selten
Kommentar: Es ist das einzige meiner aktuellen Objektive, das auch nach Abblenden in den Ecken sichtbare Bildfehler zeigt. Mit PTLens lassen sie sich aber soweit eindämmen, dass ich danach die 100%-Ansicht bemühen muss. Die Bildmitte ist schon bei Offenblende gut bis sehr gut!
Mit dem "kleinen" Tele tat ich mir schwer. Vor einem halben Jahr gab's keines, das am langen Ende Freude machte. Als Übergangslösung griff ich schliesslich zum beinahe billigsten.
Sigma 4.0-5.6/70-300 APO Macro Super II
Einsatz: Tele/Macro-Ersatz für's leichte Gepäck
Subjektive Zufriedenheit: bis 200mm *****, darüber **
Gebrauch: Testphase, nach einigen Monaten ersetzt
Kommentar: Ab 200mm wird's ein Trauerspiel. Aber der Nahbereich bis 1:2 entschädigt nicht schlecht.
Wie anfangs gesagt, ein 50er war Pflicht, zumal es mir am Crop eine nützlichere Brennweite zu werden versprach (ich bin im Laufe der Jahre etwas telelastig geworden). Aber ich konnte mich lange nicht entscheiden. Das 1.8er Mk II ist mechanisch eine Schande. Das alte mit Metallbajonett kriegte ich nicht aufgetrieben. Also wurde es - mein Sparschwein schluchzte - ein:
Canon EF 1.4/50 USM
Einsatz: wo's an Licht mangelt, Gestaltung mit Unschärfe
Subjektive Zufriedenheit: Offenblende ***, ab 2.0 ******
Gebrauch: unregelmässig, dann aber meistens eine Freude
Kurz danach gab's eine Neuankündigung von Canon, die meine bisherige Planung etwas durcheinander brachte:
Canon EF 4.0-5.6/70-300 IS USM
Einsatz: Tele für's leichte Gepäck
Subjektive Zufriedenheit: *****
Gebrauch: zunehmend

, ersetzt das Sigma.
Kommentar: DAS kompakte Telezoom schlechthin. Vom Sigma vermisse ich nur den Makrobereich.
Das wär's soweit.
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Die Objektive bündle ich je nach Einsatzzweck.
Naturfotografie: 10-22, 17-40, 100er, 100-400L; in der neuen Fototasche sollte endlich auch das 50er und der Winkelsucher noch Platz finden
Reise/Spatziergang: 17-40,70-300, 50er, je nach Erwartung auch mal das 10-22 oder 100er Makro.
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Aktuelle Begehrlichkeiten (oder angesichts der Finanzen: Überlegungen

):
Im Standardbereich fühle ich mich nicht ganz glücklich. Das 17-40 ist unten zu lang (deshalb das 10-22) und oben zu kurz, besonders wenn ich als Tele das 100-400 mitnehme. Zwischenzeitlich träumte ich vom 24-105L. Aber ich fürchte, an der 20D ist es mir unten wieder nicht kurz genug, um das 17-40 zu ersetzen. Es wird vielleicht in ein paar Jahren zusammen mit einer VF-Kamera hinzukommen. Bis dahin gilt: Jedes 15-60 von welchem Hersteller auch immer hätte meine ungeteilte Aufmerksamkeit
Eine andere Überlegung geht dahin, meine Festbrennweiten 50 und 100 nach oben und unten zu einer tauglichen Reihe auszubauen. Das 2.8/200L ist beinahe gesetzt, aber nach unten weiss ich nicht so recht. Am ehesten das Canon EF 2.8/24, obschon mir 20mm lieber wären. Aber es eilt ja nicht
Ausserdem kam mir angesichts der Qualitäten des 70-300 IS der Gedanke, evtl. das 100-400L gegen ein 5.6/400L (mit Einbein statt IS) einzutauschen, da ich die 400mm eigentlich nur für Vögel brauche. Werde bei Gelegenheit mal das 70-300 gegen das 100-400 antreten lassen, um zu sehen, wie gross sich die Abbildungsqualität meiner Exemplare unterscheidet.
Gruss Tinu
15. 1. 2006
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Nachtrag vom 17.8.2006
Kurz nach Abfassung dieses Beitrags wurde ich auf den
Hochformatfehler meines 70-300 IS aufmerksam

, den mir der Canon-Service hoffentlich bald exorziert

Den netten Makro-Modus des Sigma 70-300 "simuliere" ich mittlerweile mit einer Nahlinse 500D. Am 70-300 IS sind damit Abbildungsmassstäbe bis beinahe 1:1 möglich, aber kaum mehr zu beherrschen. Bis ca. 1:2 geht's aber ganz gut und auch die Qualität kann sich (an einer Crop-Kamera) mehr als nur sehen lassen.
In der Zwischenzeit habe ich aber mehr Tierfotografie betrieben und mein
100-400 wieder mehr schätzen gelernt. Vor allem bei Flugaufnahmen bei Vögeln spielen der Ring-USM und die Schiebezoomkonstruktion ihre Stärken aus. Erste Versuche mit Zwischenringen haben mich das Teil sogar als langes "Makroobjektiv" entdecken lassen.
Und das neuste: Das
17-40L hat ausgedient, denn eine andere Linse hat dessen Platz eingenommen:
Canon EF-S 2.8/17-55 IS USM
Einsatz: Standardzoom
Subjektive Zufriedenheit: *****
Gebrauch: häufig
Kommentar: Zu den Ecken hin zwar nicht ganz perfekt, aber Schärfer als alles, was ich bisher in diesem Brennweitenbereich besessen habe - und das mit durchgehend 2.8 und IS. Damit hat sich nicht nur das Kapitel "Standardzoom" erledigt, sondern vorläufig auch das Kapitel "Festbrennweiten unter 50mm". Nur die starke Empfindlichkeit gegenüber Streulicht, eine Neigung zu Hotspots bei IR und der hohe Preis dämpfen meine Freude an dem Teil etwas.
Aktuelle Begehrlichkeiten:
Mehr Zeit zum Fotografieren!
Im Augenblick weiss ich von keiner Linse, die mich gross reizen würde. Für meinen Bedarf bin ich so gut eingedeckt, wie es mein Geldbeutel und meine Tragfähigkeit "on tour" zulassen. Mehr Interesse hätte ich an einer 1D Mk IIN oder so, aber das nötige Geld ist nicht (mehr

) da ...
Gruss Tinu