Vorab: Im folgenden Post schreibe ich über meine Erfahrungen mit dem Triopod-System. Vieles davon ist natürlich in dem langen Thread hier schon durchgekaut worden. Allerdings oft schwer zu finden und einiges betrifft auch ältere Modellvarianten des Stativs. Ich habe deshalb meine Triopod-Ausrüstung noch mal ausführlich beschrieben und gebe meinen Senf dazu ab. Wer also nur neue Infos sucht, wird sich bei diesem Post wohl eher langweilen.
Eigentlich bin ich ja stativmäßig sehr gut gerüstet. Mein Gitzo Serie 2 Traveller ist sozusagen meine Allzweckwaffe. Noch tragbar, kompakt und für die E-M1 auch mit 400mm Brennweite (50-200 + 2fach-TC) noch ausreichend stabil. Wobei dieser Bildwinkel, der 800mm Brennweite an Kleinbild entspricht dem Stativ schon seine Grenzen aufzeigt.
Was mir eigentlich noch fehlte war ein Makrostativ, denn nah am Boden ist nicht wirklich die Stärke des Gitzo. Ein reines Mini-Stativ à la Berlebach Mini finde ich allerdings nicht so praktisch, denn manchmal sind die Blümchen doch höher, als das Stativ oder ich will dann doch mal mit dem Tele arbeiten. Das Berlebach Minimax wäre da eigentlich ganz gut, war mir aber doch immer ein wenig zu speziell. Vor allem die Transportlänge von 42cm (+ Kopf) hat mich bei der doch recht niedrigen Maximalhöhe von 62cm nicht so begeistert.
So schielte ich immer mal wieder in Richtung Triopod und da interessierte mich von allem die Variante mit den kompakten 5-segmentigen Beinen (C2253). Sehr leicht schön kleines Packmaß und eine Maximalhöhe, die für alles in Bodennähe ausreichen sollte. Abgeschreckt haben mich aber der doch recht hohe Preis und einige Berichte über nicht so tolle Detaillösungen beim Triopod. Auch das Begrabbeln bei einer Fotomesse hat mich nicht wirklich überzeugt. Die letzten Beinsegmente fuhren dort schief aus und die Stabilität voll ausgezogen fand ich auch nicht überwältigend. Trotzdem hat mich der Gedanke, das Stativ ausführlich zu testen nicht losgelassen. Und jetzt nachdem Olympus angekündigt hat, meiner E-M1 einen Stacking-Modus zu spendieren, habe ich dann doch zugeschlagen und das für eine neue Kamera gesparte Geld in ein Stativ gesteckt. Und um die Logik noch mehr zu strapazieren, habe ich gleich noch die 4-segmentigen langen Carbonbeine (C2840) dazu genommen. Damit steigen zwar die Investitionskosten, dafür wird aber das Preis-Leistungs-Verhältnis besser. Na ja irgendwie kann man sich wohl alles schön rechnen ….
Dazu kommen dann noch die Trio CC Mittelsäule und die Scheibe zur Verwendung der Beine als Einbeinstativ. Und schon ist man – selbst mit 10% Rabatt – 730€ ärmer. Dafür habe ich denn auch vier neue Stative:
- Ein „normales“ Stativ mit den 4-segmentigen Beinen, einstellbar von 5,5cm bis 148,5cm, 1.485g Gewicht, Packmaß 54cm
- Ein Kleinstativ mit den 5-segmentigen Beinen, einstellbar von 5cm bis 106cm, 900g Gewicht, Packmaß 35,5cm
- Ein Ministativ mit den Minibeinen, in den Höhenstufen 5cm, 14,5cm, 19,5cm und 23cm einstellbar, 500g Gewicht bei 24,5cm Packmaß
- Ein Einbeinstativ mit Standardlänge (155cm) und 380g Gewicht bei einem Packmaß von 50cm
Bei der Nutzung der Trio CC Säule erhöhen sich die Auszugsmaße um bis zu 9,5cm, das Gewicht wächst um 150g und die minimale Höhe liegt bei allen Varianten bei 13cm.
Sehr viel habe ich das Stativ noch nicht genutzt, aber ein paar erste Eindrücke habe ich doch gewinnen können. Alle Erfahrungen, die ich machen konnte, sind mit meiner leichten µFT-Ausrüstung entstanden. Für Kleinbild-DSLR mag einiges also schon sehr anders ausschauen.
Die 4-segmentigen Carbonbeine meines Stativs habe ich separat erworben, sie haben einen Produktionsaufdruck 06/2014 und es handelt sich schon um die Version mit den neuen Füßen. Das Gewinde zur Fußbefestigung ist ein Kunststoffteil mit einem recht langen (min. 10mm) 3/8“ Gewinde. Die Bedenken, die ich ursprünglich wegen der Kunststoffausführung hatte, kann ich nicht aufrechterhalten. Durch das lange Gewindegäbe es selbst nach einer Beschädigung der ersten Millimeter noch genügen Fleisch für eine dauerhafte Befestigung. Spaßeshalber habe ich dort noch mal ein Stativbein (quasi als Verlängerung) montiert. Das sollte man aber lieber lassen, die Buchse ist dafür definitiv nicht ausgelegt.
Die Edelstahl-Spikes machen einen sehr guten Eindruck und auch die Gummi-Überzieher finde ich wirklich gut gemacht. Sie werden kaum versehentlich verloren gehen, sind aber auch gut abzuziehen. Und im Betrieb vermitteln sie keinen wabbeligen Eindruck.
Die Beinverschlüsse sind wirklich nicht überwältigend. Sie klemmen zwar ordentlich, aber man muss mehr drehen und hat weniger Rückmeldung, als bei anderen Stativen. Von Gitzo will ich da noch gar nicht sprechen, deren Verschlüsse sind eine Liga für sich. Aber auch mein Montana Carbonstativ oder mein Induro Monopod haben klar bessere Verschlüsse.
Die Markierungen auf den ersten Beinauszügen sind aber eine feine Sache. Sie sind alle 5,4cm (warum auch immer) angebracht und erleichtern einen gleichmäßigen Aufbau. Noch besser wäre es, wenn die verschiedenen Markierungen auch unterschiedlich (z.B. eine Steigerung von 1 zu 5 Ringen) ausgebildet wären, aber man kommt auch so klar.
Die Moosgummi-Ummantelung ist auch nett und lässt sich gut greifen.
Die 5-sementigen Carbonbeine (Produktionsaufdruck 06/2015) sind wirklich süß. Das Design entspricht im Wesentlichen den großen Beinen, nur halt im kleineren Format. Auf dem ersten Aufzug sind nur noch 4 Ringe aufgedruckt, die einen Abstand von 31mm haben. Die Moosgummi-Ummantelung ist ein wenig kurz für größere Hände, sie hätte hier wirklich besser bis zum ersten Verschluss gereicht.
Die Verschlüsse entsprechen auch denen der größeren Beinversion. Der letzte Auszug ist allerdings ohne Verdrehschutz und zieht auch ein wenig schief. Beides kenne ich allerdings auch von anderen Herstellen bei solch kleinen Beindurchmessern.
Der Gummifuß ist abziehbar und es kommt ein kleiner fest montierter Alu-Spike zum Vorschein. Klasse! Damit hatte ich nicht gerechnet.
Die Minibeine sind aus Alu massiv und haben einen runden Gummifuß als Abschluss. Oben gibt es noch eine dünne Bohrung, damit man ein Werkzeug durchstecken kann, sollte sich das Bein mal nicht lösen wollen.
Das Herzstück des Triopod ist natürlich die Basis mit der Aufnahme für die drei Beine. Standardmäßig ist die Beinverstellung sehr fest eingestellt, für die langen Beine geht das gerade noch, für die kurzen ist es definitiv zu fest. Sie lassen sich aber problemlos etwas leichtgängiger einstellen. Die Beinanschläge machen einen sehr guten Eindruck und die Verstellung mit dem Druckknopf finde ich auch sehr gut gelöst. Auch das ¼“ Gewinde für Zubehör ist prima, man muss aber in Verbindung mit der Trio CC darauf achten, nur eine ca. 6mm kurze Schraube zu nutzen, sonst kollidiert diese mit einem der Führungsstäbe.
Über die eigentliche Beinbefestigung wurde ja schon viel diskutiert, und ich kann auch nicht sagen , dass sie mich vollständig überzeugt. Bisher hatte ich zwar noch keine Probleme mit sich ungewollt lösenden Beinen, aber auszuschließen ist das ganz sicher nicht.
Weniger gefällt mir die Befestigung des Kugelkopfs. Eigentlich ist sie sehr gut gelöst, denn es gibt eine durch die Basis geführte lange Schraube, die man von unten mit Inbus oder Münze festziehen kann. Nur ist oben dann ein ¼“ Gewinde. Soll ein Stativkopf befestigt werden, braucht es also ein Übergewinde. Man kann aber auch die lange Schraube entfernen und eine mitgelieferte kurze Adapterschraube von oben montieren. Dann hat man zwar das 3/8“ Gewinde, hat aber die Option verloren den Kopf von unten zu befestigen. Das mag noch akzeptabel sein, solange man die Trio CC Säule nicht nutzt, mit dieser wird es dann aber kompliziert.
Die Trio CC Säule besteht aus drei Alustäben, einer Grundplatte aus Kunststoff und einer Stativplatte aus Alu mit einer ¼“ Befestigungsschraube. Zur Montage der Säule werden die drei Stäbe durch die Stativbasis geführt und die Grundplatte wird von unten mit der langen Schraube fixiert. Halt, die war doch eigentlich durch die kurze mit dem 3/8“ Gewinde ersetzt worden! Also kurze Schraube raus, lange Schraube rein und festziehen. Halt – nicht wirklich festziehen, denn dann ist die Grundplatte nicht mehr frei beweglich und man kann die Säule nicht ordentlich feststellen! Die kurze Schraube kann dann in die Stativplatte der Säule geschraubt werden, damit dort ein Kopf montiert wird. Das Ganze dann noch in freier Natur und es ist klar, was mit der kurzen Schraube passiert. Kurz gesagt: Will man die Trio CC Säule sinnvoll nutzen, sollte man die kurze Schraube in seinen Kugelkopf kleben. Dann wird ein Umbau handhabbar.
Die Trio CC Säule hat mich aber auch sonst nicht 100%ig überzeugt. Es beginnt mit dem kleinen Schräubchen, das als Sicherung unten in einen der drei Stäbe geschraubt wird. Erst mal liegt kein passender Inbus-Schlüssel bei. Dann muss man auch wieder in der Natur mit diesem Schräubchen hantieren, will man die Säule demontieren. Also bleibt es lieber gleich ab, da es sonst sowieso verloren gehen wird. Dann die Feststellung der Säule. Dazu wird die Grundplatte gegen die drei Stäbe verdreht, die dann in einer Art Kulisse festklemmen. Diese Klemmung ist recht schwergängig und ich weiß eigentlich erst, dass sie klemmt, wenn ich die Säule wieder mit der Kamera belaste. Manchmal war ich mit dem Klemmen zu vorsichtig, so dass die Kamera dann absackte. Oder ich war zu forsch und beim nächsten Lösen der Klemmung verrutschte das ganze Stativ, weil ich so viel Kraft aufwenden musste. Aber vielleicht gewöhne ich mich ja noch daran.
Zum Komplettset gehört bei Novoflex auch eine Stativtasche. Sehr lobenswert! Es muss davon mehrere Modelle geben, denn bei meinem Stativ lag eine kurze Tasche dabei, die für das Stativ mit kurzen Beinen und Kopf ausreichend lang ist. Die langen Beine passen aber noch nicht mal ohne Stativbasis in die Tasche. Schick wäre es natürlich, wenn es zu diesem variablen Stativ auch eine dementsprechend variable Tasche gäbe, bei der die Länge je nach verwendeten Beinen angepasst werden kann. Aber trotzdem schön, dass überhaupt eine Tasche dabei liegt. Die ist zudem noch gut verarbeitet, nicht zu schwer, ordentlich gepolstert und hat ein Zubehörtäschchen. In das passen aber leider die zum Set gehörenden Minibeine nicht rein. Sie müsste dann also lose ins Hauptfach, wo sie verloren gehen können und das Stativ verkratzen.
Und wenn ich schon am Meckern bin: In der Tasche fänden problemlos zwei Stative Platz. Wenn man schon ein so schön schlankes Stativ baut, warum hat man dann nicht eine entsprechend schlanke Transportlösung? Aber wie gesagt: schön, dass überhaupt ...
Entscheidend sind natürlich die Gebrauchseigenschaften eines Stativs. Und da muss sich für mich das Triopod Normalstativ mit dem Gitzo Serie 2 Traveller messen lassen, auch wenn das eigentlich etwas unfair ist. Schließlich ist das Gitzo schon ein wenig teurer.
Das Normalstativ ist vernachlässigbare 60g schwerer, als mein Gitzo Traveller und hat ein 8cm längeres Packmaß. Allerdings kommt beim Novoflex noch der Kopf dazu, der beim Gitzo mit eingeklappt wird. Dafür ist das Triopod aber spürbar schlanker, als das Gitzo. Hier also ein leichter Vorteil für das Gitzo.
Voll ausgezogen komme ich beim Gitzo auf 144cm, beim Novoflex auf 148,5cm. Mit eingefahrener Mittelsäule sind es bei Gitzo noch 119,5cm, das ist ein wenig höher, als die 115cm des Triopod mit eingefahrenem letztem Segment. Zur Auszugshöhe muss man sagen, dass das Novoflex einen deutlich steileren Beinwinkel hat. Beim Gitzo sind es 63°, beim Triopod 69°.
Der Aufbau geht beim Triopod trotz der schlechteren Beinverschlüsse schneller, als beim Gitzo, bei dem immer noch die Beine umgeklappt werden und die Mittelsäule nach gefahren wird. Vorteil für das Novoflex.
Bei der Variabilität hat das Novoflex die Nase naturgemäß auch vorne. Man kommt tiefer runter, kann die Beine tauschen und hat noch ein Gewinde für die Zubehörbefestigung. Vorteilhaft bei Gitzo ist allerdings die gute Mittelsäule, die eine schnelle Höhenanpassung ermöglicht. Und wenn ich bodennah fotografieren will, kann ich das Gitzo „umgekehrt“ verwenden und kriege mit einem L-Winkel die Kamera sogar noch tiefer, als beim Novoflex. Bei der tiefen Position des Novoflex muss man außerdem beachten, dass die durch eine sehr flache erste Beinposition von fast 90° erkauft wird. Das bedeutet aber, dass bei dieser Position eine Verlängerung der Beine fast keinen Höhengewinn bringt. Ich komme zwar auf 5cm über Boden, 8cm über Boden sind jedoch mit dem Stativ nicht (oder nur mit Tricks) realisierbar. Deshalb ist gerade bei den niedrigen Höhen die Trio CC Säule sehr sinnvoll. Mit der kommt man aber nur auf minimal 13cm runter. Insofern ist der Vorteil für das Triopod bei der Variabilität so groß nun auch nicht.
Bleibt die Stabilität. Wie schon oben geschrieben: Alles mit meiner µFT-Ausrüstung! Die Standardhöhe ist bei mir ca. 120 cm – also Gitzo mit Säule unten und Novoflex ohne den letzten Auszug. Das stellt noch keine allzu hohen Anforderungen an ein Stativ und beide Stative kommen bei dieser Höhe auch mit Teleobjektiven gut klar. Das Triopod schwingt etwas länger nach, aber eine deutlich größere Unschärfe bei den resultierenden Fotos konnte ich bisher nicht feststellen.
Bei maximaler Höhe sollte nun die Stunde des Triopod schlagen, schließlich verzichtet es doch auf die stabilitätsmindernde Mittelsäule. Aber nix da, auch hier ein leichter Vorteil für das Gitzo. Aber auch hier ist für meine Ausrüstung noch alles im grünen Bereich.
Fazit des Vergleichs: Beide Stative setzen etwas unterschiedliche Schwerpunkte, aber mit keinem macht man mit einer leichten Ausrüstung etwas falsch.
Bleibt noch das Kleinstativ mit den 5-segmentigen Beinen. Voll ausgezogen ist es mit dem 40-150Pro (Bildwinkel entspricht 300mm an KB) klar überfordert. Bleibt der letzte Beinauszug drinnen - dann hat es noch 84cm Höhe, ist es deutlich besser, kommt aber immer noch nicht auf die Stabilität, die mit den großen Beinen erreicht wird. Mit zwei eingefahrenen Auszügen und 65cm Höhe bin ich dann aber mit der Stabilität zufrieden. Damit entspricht es in der Höhe dem Berlebach Minimax, hat aber noch die Möglichkeit, mit kürzeren Brennweiten auch höher ausziehbar zu sein.
Die Variante Einbeinstativ ist wirklich ein willkommener Zusatznutzen des Triopods. Gut - auch hier gibt es Stative mit besseren Verschlüssen. Aber Höhe, Stabilität und Gewicht gehen voll in Ordnung. Für sich betrachtet halte ich das Einbeinstativ aber für zu teuer.
Ähnlich sehe ich das Ministativ. Es ist gut, diese Option zu haben, aber nur die Triopod Basis und die Minibeine wäre mir schon zu speziell. Vor allem gibt es da deutlich günstigere und leichtere Alternativen.
Gruß
Hans