Nur schon mal vorne weg: du kannst nur S/W Negativfilme selbst entwickeln.
Farbnegativ oder Diafilmentwicklung sind nur mit sehr viel Aufwand selbst zu bewältigen.
Warum ist C-41 mit so viel mehr Aufwand verbunden als S/W?
Ich habe vor kurzem angefangen selber zu entwickeln und unter anderem aufgrund solcher weit verbreiteter Statements habe ich C-41 auch anfangs überhaupt nicht in Betracht gezogen.
Also Zeugs für S/W Entwicklung gekauft und gut.
Irgendwann habe ich dann mal geschaut was denn der Unterschied ist und dabei ist der "große" Aufwand vor allem Panikmache (warum auch immer).
Die Grundausrüstung ist die Selbe: dunkler Raum/Wechselsack zum Einspulen, Filmpatronenöffner oder Filmrückholer, Schere, Tank mit Spulen, Mensur & Messbecher, Thermometer (ok für c-41 braucht man ein genaueres), diverse Chemikalienflaschen (für die jeweilige Chemie als auch um das Verbrauchte zu sammeln und fachgerecht zu entsorgen), ein Utensil um den Film abzustreifen und etwas Zeit.
Die jeweilige Chemie unterscheidet sich jetzt auch nicht so radikal aber schauen wir mal genauer:
Man braucht für S/W
- Entwickler
- Stoppbad (in gewisser Hinsicht optional, ansonsten Wässerung)
- Fixierer
- Netzmittel (in gewisser Hinsicht optional, ansonsten Wässerung)
Macht mindestens 2 Chemieflaschen, maximal 4.
Alles muss man sich auch so zusammenkaufen wie man es haben will.
Jede Film / Entwicklerkombo braucht eine eigene Zeit die man auch noch variieren kann. Vorteil der unendlich großen Variation. Push- und Pullentwicklungen sind ohne Probleme möglich.
Die Entwicklungen dauern jedoch relativ lange - 20-25 Minuten für den Prozess ist keine Seltenheit.
Bei C-41 gibt es Kits die alles enthalten.
Beispielsweise von Tetenal.
- Entwickler
- Stoppbad (optional, nicht im Kit - nutze ich nicht)
- Bleichfixierbad
- Stabibad
Sowie eine Wässerung.
Das macht 3 Chemieflaschen nötig, 4 optional.
Kauft man das 1 Liter Kit gibt es auch kein Problem mit Ansätzen, man kann es einfach auf 1 Liter direkt mit dem Konzentrat ansetzen. Und fertig.
Der komplette C-41 Prozess ist standardisiert, es gibt keine Unterschiede je nach Film. Immer die gleiche Zeit (nach Vorgabe zu verlängern mit fortschreitender Nutzung des Ansatzes), immer die gleiche Mischung, keine Variation.
Man ist quasi immer in unter 15 Minuten fertig und es gibt auch s/w Filme.
Der große Unterschied ist die Temperatur.
Die beträgt bei C-41 halt 38° plus minus 0,5° für den Entwickler.
Danach sind die Toleranzen viel größer und nicht mehr kritisch. Für 3,15 Minuten bekommt man das aber auch ohne große Probleme für den Entwickler hin.
Das bedeutet, dass man die Chemikalien und den Tank im Wasserbad "vorheizen" muss und darauf halt etwas achten muss.
Bei s/w ist die Standardtemperatur 20° und es gibt eine um einiges höhere Toleranz. Im Zweifel passt man die Entwicklungszeit etwas nach oben oder unten an solange man nicht gerade mit 30° oder 10° entwickelt.
Der Prozess an sich ist identisch:
Entwickler rein. Kippfolge einhalten (ist bei C-41 halt auch bei jedem Film gleich, bei s/w nicht unbedingt je nach Entwickler) und schließlich wieder entleeren. Stoppbad/Wässerung, kippen und entfernen. Fixierer / BLeichfixierer hinein und Kippfolge einhalten und wieder entfernen. Das gleiche nochmal mit dem Netzmittel / Stabibad. Das wars.
Wo ist C-41 jetzt so viel aufwendiger als s/w?
Das Frage ich als analoger Noob der vor 3 Monaten angefangen hat seine ersten s/w Filme zu entwickeln und vor 4 Tagen mit c-41 angefangen hat.
Zumal man als Anwender sich ja auch vor Augen halten muss, dass die "richtigen" s/w Filme eben mit Silber funktionieren und jegliche Staubkorrektur von scannern dabei vollkommen versagt. Die s/w Filme im C-41 Prozess funktionieren jedoch problemlos mit der Staub- & Kratzerkorrektur.
Ich würde also im Endeffekt sogar C-41 eher als s/w empfehlen da man damit beides machen kann. "Richtiges" s/w finde ich zwar um einiges toller aufgrund der manigfaltigen Möglichkeiten aber Farbe wird man damit halt niemals entwickeln können.
Gruß,
Tom