Eure Schilderungen zum VR und springenden Bild sind kein neues Z-spezifisches oder gar Z8-spezifisches Thema. Auch bei DSLR gab es das im Prinzip schon.
Mag sein, dass man es heute mit ununterbrochenem Sucherbild und noch stärker wirkendem VR deutlicher sehen kann als es bei DSLR der Fall war.
Wenn man sich etwas genauer mit dem Funktionsprinzip befasst, wird es klar, dass die Sprünge bei langen Brennweiten tendenziell stärker empfunden werden.
Je länger die Brennweite und je stärker das Gewackel, desto mehr muss die VR-Einheit arbeiten, um das mit ihren Gegenbewegungen zu kompensieren.
Beschleunigungssensoren nehmen die Bewegungen wahr und es werden Signale zum Gegensteuern an die magnetischen Aktuatoren (VCM) gegeben welche die Linsen der VR-Einheit dann entsprechend bewegen.
Mit dem VR-System im Objektiv werden Schwenkbewegungen um die senkrechte sowie waagrechte Achse (X / Y) und natürlich die real auftretenden Kombinationen daraus ausgeglichen.
Was mit IBIS bei Z-Kameras neu dazu kam, ist die Möglichkeit, durch Bewegung des Sensors auch Rotation um die optische Achse sowie lineares Verschieben in senkrechter und waagrechter Achse zu kompensieren.
Bei Z-Objektiven ohne eigenen VR wird also lineare Verschiebung in X und Y sowie Rotation um die optische Achse kompensiert. Bei Z-Objektiven mit eigenem VR und adaptierten F-VR-Objektiven wird Schwenkbewegung um X und Y sowie Rotation um die optische Achse kompensiert.
Was Nikon unter dem ominösen „Synchro-VR“ versteht wurde öffentlich m.W. nie richtig präzise definiert. Fest steht, dass nicht alle Kombinationen aus Z-Kamera und Z-Objektiv „Synchro-VR“ bieten.
Es ist jedenfalls ein noch stärkeres Zusammenarbeiten von objektivseitigem und kameraseitigem VR, wodurch es insgesamt sicherlich noch etwas wirksamer wird.
Leider ist es manchen „Premium-Kombis“ vorbehalten wie z.B. Z9 / Z8 mit den großen S-Line Teles, ich meine bspw. beim 100-400 oder 70-200 wurde auch damit geworben.
Bei aktivem VR läuft der Ausgleichsprozess jedenfalls permanent auch schon während dem Blick durch den Sucher. Hier ist ein Bild (Quelle: Nikon USA) einer solchen VR-Einheit:
Das bedeutet also die gezeigte Linsengruppe befindet sich zu einem beliebigen Zeitpunkt, zu dem man durch den Sucher blickt, vielleicht gerade schon weit außermittig.
Im Modus VR normal wird beim Auslösen die VR-Linsengruppe dann erst noch mal zentriert unmittelbar vor dem eigentlichen Start der Belichtung. Herbys Kommentar hat das ja im Grunde schon aufgegriffen, nur dass es eben bei den Teles die VR-Linsengruppe ist und nicht der Sensor.
Dahinter steckt die Tatsache, dass die VR-Einheit dadurch während der Belichtung den größtmöglichen Bewegungsspielraum in alle Richtungen offen hat. Das ist wichtig, weil dadurch auch die bestmögliche und dabei in alle Richtungen gleiche Wirkung gegen Gewackel gewährleistet wird.
Man stelle sich als Gegenbeispiel vor die VR-Einheit würde sich im Moment, während der Auslöser durchgedrückt wird, links oben befinden (also keine neue Zentrierung erfahren) und während der Belichtung würde man eine Bewegung machen die noch weitere Bewegung der Einheit nach links oben erfordert.
Dann wäre der Bewegungsspielraum in die Richtung aber schon ausgeschöpft und es wäre keine weitere Ausgleichsbewegung mehr möglich = keine Wirkung.
Und darum wird neu zentriert. Damit eben in jede Richtung die bestmögliche VR-Wirkung gegeben ist.
Das springende Sucherbild kommt genau daher und ist somit prinzipbedingt.
Damit bringt diese Funktionsweise auch die Eigenart mit sich, dass der Bildausschnitt sich zwischen Moment der Bildkomposition / Auslöser drücken und dem eigentlichen Beginn der Belichtung noch ganz leicht verschieben kann.
In der Praxis ist das bei gutem Handling langer Linsen und besonders wenn man immer kurze Serien macht aber m.E. unwesentlich.
Fakt ist eben, je größer die Auslenkung der VR-Einheit von ihrem Zentrum zum Zeitpunkt unmittelbar vor Start der Belichtung ist, desto größer ist der zum neuen Zentrieren gemachte Weg = desto weiter springt das Bild.
VR sport unterscheidet sich von VR normal in der Hinsicht.
Bei VR sport wird die absichtliche Bewegung in einer Achse als gewolltes Schwenken von den Beschleunigungssensoren detektiert und nicht kompensiert. Lediglich die andere (nicht gewollte) Achse wird stabilisiert. Außerdem ist der sport-Modus beim Zentrieren offenbar auch zurückhaltender.
Besonders bei ruhenden Motiven wird aber deutlich, dass VR sport in der Wirkung doch merklich hinter VR normal zurückbleibt. Dafür ist das Springen des Sucherbildes aber auch schwächer als bei "normal".
Wenn man das hier monierte Phänomen überaus stark wahrnimmt, ist das also auch ein Hinweis darauf, dass man durch eigene Bewegungen den VR stark fordert (dass die VR-Einheit also große Bewegungen machen muss).
Und ein Hinweis darauf, dass man die Art und Weise wie man mit längeren Telebrennweiten hantiert weiter üben und verfeinern sollte.
Die eigene Technik in der Handhabung von langen Linsen kann trainiert werden und ist bei vielen Menschen sicher ausbaufähig (soll jetzt nicht arrogant klingen und ich beziehe mich ja selbst mit ein).
Die wahre Lösung liegt m.E. wirklich in diesem Punkt. Ansetzen kann man hauptsächlich dabei, wie und wo man die Kamera-Objektiv-Kombi hält, ob man den Objektivarm evtl. noch am Brustkorb stützt und wie gut man beim Auslösen dann alles ruhig halten kann.
Ein fester Stand im Gelände, die gesamte Körperhaltung und sogar Atmung spielen natürlich auch eine Rolle.