So, seit gestern ist das 100mm f2 bei mir. Das 85er braucht wohl noch ein wenig.
Verpackung:
Von der Verpackung und dem Lieferumfang her unterscheidet sich das Yongnuo-Objektiv nicht von einem "normalen" Canon-Objektiv (nicht L). Alles ist sicher verpackt und es stinkt nicht nach "billigem" Plastik beim Auspacken. Da habe ich mit anderen Chinesischen Produkten schon andere Erfahrungen gemacht. Das hat mich positiv überrascht.
Verarbeitung/Haptik
Die Verarbeitungsqualität ist für meine Bedürfnisse ebenfalls zufriedenstellend.
Das Objektiv hat ein Metallbajonett welches satt in meine Eos 7D einrastet. Es ist keinerlei Spiel vorhanden - da hatte ich mit Sigma-Objektiven schon andere Erfahrungen gemacht.
Direkt am Bajonett hat der Objektivbody ein Gehäuse aus Plastik in dem auch der Umschalter für AF/MF sitzt. Dieser lässt sich schön umschalten mit einem Guten Rast-Gefühl. Er ist weniger schwergängig als bei manchen Canon-Linsen aber keinesfalls lasch oder "billig" anmutend. Eine Besonderheit ist allerdings vorhanden, die Umschaltung zwischen AF/MF erfolg in umgekehrter Richtung zu den Canon-Objektiven. Das hat mich aber vor keine große Herausforderung gestellt.
Der Fokus-Ring lässt sich gut drehen und läuft rund. Es ist aber so, dass manuelles Fokussieren nur im MF-Modus möglich ist. Im AF-Modus greift der Ring ins Leere - ein Eingreifen in die Fokussierung ist in dem Fall nicht möglich. Im Bereich des Übergangs zwischen dem Plastik-Gehäuse und dem Fokus-Ring lässt sich das Gehäuse minimalst verwinden. Das scheint ein Tribut an den Preis des Objektivs zu sein. Knarz-Geräusche konnte ich keine feststellen, es fühlt sich jedoch ein bisschen billig an.
An den Fokus-Ring schließt sich der Rest des Gehäuses an, welcher aus einem sauber gefertigten Stück Metall besteht - das wiederum fühlt sich sehr wertig an.
Da man bei dieser Brennweite besser ruhig halten kann, wenn man das Objektiv etwas weiter vorn anfasst, kommt man mit dem Plastik-Teil des Objektivs während der Benutzung nicht bewusst in Berührung. Beim Fotografieren fühlt sich das Objektiv dementsprechend gut und wertig an. Das gefällt mir sehr gut.
Die Front-und Rücklinse ist jeweils durch eine Folie geschützt. Diese muss natürlich vor der Benutzung entfernt werden. Beide Linsen sind kratzerfrei und frei von Rückständen aus der Fertigung.
Einen dicken Minuspunkt muss ich allerdings für den Objektivdeckel der Frontlinse vergeben. Ich habe mich gewundert, warum sich dieser nicht bündig aufsetzen lässt. Das liegt daran, dass er nach dem Aufsetzen auf der Frontlinse aufliegt
. Es ist zwar löblich, das Yongnuo einen Objektivdeckel vorgesehen hat, der auch mit montierter Gegenlichtblende bedienbar ist - so ist das ganze aber Murks.
Ich habe mir mit einem alten 58mm-Objektivdeckel vom Kitobjektiv der Eos 350D geholfen. Gut das ich nicht alles wegschmeiße. Der Deckel ist zwar nicht für Gegenlichtblenden geeignet, passt aber wie "Arsch auf Eimer" und schont die Frontlinse.
Autofokus
Der Autofokus ist sehr treffsicher. Das kann ich hiermit bestätigen. Er ist nicht laut (leiser als beim EF 50mm f1.8 II) und ausreichend flott. Er trifft in der Sonne, im Schatten, bei Gegenlichtsituationen und bei Kunstlicht (mehr habe ich noch nicht probieren können). Sowohl mit dem Spot-AF als auch mit den Kreuzsensoren hatte ich keine Probleme - egal ob mittige oder seitliche AF-Felder genutzt werden. Im Servo-Modus klappt die Verfolgung bestens - ich habe es mit meinem kleinen Sohn in unterschiedlichen Situationen getestet - das ist pure Action-Fotografie. Die kleinen Racker halten einfach nie still. Wenn ich Salven von 5 Bildern geschossen habe waren 4 Bilder scharf - Das empfinde ich als super.
Eine Besonderheit hat der AF aber dann doch im Vergleich zu Canon-Objektiven. Der AF pumpt nicht. Wird von einem nahen Objekt auf ein entferntes Objekt fokussiert, läuft der Fokus los, pausiert zwischendurch kurz und fährt den gewünschten Punkt dann zielgenau an - mir gefällt das sehr gut. Es wird nicht so oft nachkorrigiert, auch nicht im Servo-AF, der Fokus läuft sehr smooth.
Bisher sieht es so aus, als müsste ich die AF-Korrektur bei diesem Objektiv nicht nutzen. Das wäre ein starkes Stück da das für mich bei allen Canon Objektiven notwendig war.
Im Liveview versucht das Objektiv zu fokussieren, schafft es aber nicht, den optimalen Schärfepunkt zu treffen. Das wird aber bei allen Anbietern auch so angegeben. Da wusste ich auf was ich mich einlasse.
Das Objektiv hat eine Naheinstellgrenze von 90 cm - wer nach einem macrotauglichen Objektiv sucht, würde sich aber auch nicht das EF 100 f2 kaufen.
Bildqualität
In den Situationen in denen ich bisher mit dem Yongnuo 100 mm f2 fotografiert habe sind tolle Bilder entstanden. Die Schärfe in Verbindung mit dem Freistellungspotential und dem (für mich) wunderschönen Bokeh haben mich gestern sehr begeistert. Hätte ich das Objektiv noch nicht, würde ich es nach den ersten Erfahrungen damit haben wollen
Das Objektiv ist für meine Nutzungsgewohnheiten ab Offenblende scharf. Wunderbar nutzbar als Portrait-Linse und für Fotos vom Nachwuchs - ohne dass sich dieser fotografiert fühlt und damit aufhört was er eigentlich gerade gemacht hat.
Dass diese Brennweite im Innern des Hauses nur eingeschränkt nutzbar ist, versteht sich von selbst. Man muss schon ein bisschen vom Motiv entfernt sein - gerade an APS-C.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf die kommende Zeit in der ich mit dem Objektiv fotografieren werde. Das Teil ist sicherlich auch beim nächsten Zoo-Besuch dabei
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