Ich habe mal diesen Beitrag ausgegraben und mich angesprochen gefühlt, da ich selbst nicht so genau weiß, warum ich eigentlich mittlerweile und auch gewissermaßen ziemlich unerwartet und „spät im Leben“ zur Fotografie gekommen bin.
Lange Jahre hatte ich an Fotos höchstens ein durchschnittliches Interesse – gab es nach einer Feier, einem Urlaub etc. Fotos, guckt man sie halt an und gut ist es. Ich hatte nie eine eigene Kamera und auch kein Interesse daran. Mein Vater hatte damals eine Praktica-DSLR, und das einzige was ich damit als Kind verband war die Tatsache, dass er immer ewig daran herumfummeln musste bis mal ein Foto gemacht wurde.
Auch viele Jahre später hatte ich selbst im Urlaub keine Ambitionen, Fotos zu schießen, fühlte mich von ständig fotografierenden Menschen teilweise sogar genervt. Das änderte sich erst 2012, als meine damalige Partnerin sich eine Nikon 1 J1 kaufte. Ohne mich weiter damit zu beschäftigen (dass man hier im Gegensatz zu einer Kompakten das Objektiv tauschen konnte, nahm ich so gerade noch am Rande wahr) dachte ich: Jetzt, wo wir eine neue Kamera haben, „müssen“ wir im Urlaub ja auch viele schöne Fotos machen.
An unserem ersten Urlaubstag sagte ich zu meiner Freundin ungefähr fünf Mal Sätze wie „Fotografier das da vorne doch mal!“ bis sie mir leicht genervt die Kamera in die Hand drückte und ich sie ab da nicht mehr hergab. Das Ergebnis waren um die 1.000 Fotos in einer Woche, Ausschuss nicht mitgerechnet.
Als die J1 mal zwei Tage nach Urlaubsantritt einen Objektiv-Fehler hatte wusste ich: Du brauchst eine eigene Kamera, alleine schon als Backup. Zu dieser Zeit hatte ich mir schon öfter mal die EOS 1100D meines Vaters geliehen und mich dann Mitte 2014 dazu entschieden, dass ich doch lieber eine Kompakte will. Es wurde dann die Powershot S110, und diesen Kauf bereue ich bis heute nicht. Ich machte zwar mehrere tausend Fotos pro Jahr, aber ausschließlich im Automatik-Modus. Es ging mir eher darum, möglichst viele Erinnerungen festzuhalten, als das technisch und gestalterisch perfekte Foto zu machen.
Erst Mitte letzten Jahres, nachdem ich mal wieder die 1100D meines Vaters benutzt hatte, reifte in mir der Wunsch nach der eigenen DSLR. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt immer noch nicht geringste Ahnung davon, was mit ich mit einer DSLR denn eigentlich besser machen wollte als mit der Powershot – denn obwohl diese ja einen einfach zu bedienenden, komplett manuellen Modus sowie die Möglichkeit für RAW hat, habe ich diese Optionen nie genutzt. Obwohl ich also nicht einmal das Potenzial der Powershot (geschweige denn der 1100D) ausgereizt hatte, hatte ich irgendwie das diffuse Gefühl, dass ich eine DSLR einfach „brauche“ und dass die einfach bessere Fotos machen MUSS. Übrigens hat mich an den Fotos der Powershot gar nichts konkret gestört, ich wusste also auch nicht, was meine eigenen Erwartungen an eine neue Kamera waren.
Rückblickend betrachtet ist das nun wohl der Punkt, an dem man denken könnte dass das mit der DSLR und mir nicht so richtig funktionieren würde, weil ich enttäuscht sein würde, dass sie im Automatik-Modus auch keine Wunder vollbringt und sie dann verstauben lasse.
Aber erfreulicherweise hat sich mit dem ersten Tag, an dem ich meine D5300 in den Händen hielt, alles geändert. Nach ein paar Testfotos wurde mir schnell klar, dass dieser Kauf keinen Sinn macht wenn ich im Automatik-Modus verharre. Ich habe mich also regelrecht gezwungen (aber mit Freude versteht sich), mir Fotografie-Grundlagen anzueignen und so lange mit Blende, Zeit und ISO zu spielen bis es im Großen und Ganzen klappt, und dann immer besser zu werden. Seit dem Kauf im Sommer letzten Jahres habe ich zigtausende Fotos gemacht. Und natürlich gab es auch viel Frust, der aber immer nur Ansporn zum weiterlernen war, sodass ich - für meine Ansprüche – manuell mittlerweile gut klarkomme, auch wenn es natürlich noch unendlich viel zu lernen gibt. Immerhin sehe ich mehr Fortschritte als Misserfolge.
Vor kurzem habe ich ein kleines Reisestativ und einen Fernauslöser gekauft und die Langzeitbelichtung/Nachfotografie für mich entdeckt. Seit Wochen zieht mich alles magisch an, was im Dunkeln leuchtet und ich bin trotz der Temperaturen stundenlang draußen unterwegs. Als nächstes stehen wahrscheinlich eine Festbrennweite und ein externer Blitz auf dem Zettel, wobei ich da nichts übereilen will und erst mal mit Kamera und Kitobjektiv (18-105) gut genug umgehen können will, bevor die Materialschlacht immer größer wird.
Ich weiß selbst nicht, wo nach beinahe quasi lebenslanger Fotografie-Abstinenz nun auf einmal diese Begeisterung herkommt, aber das ist ja auch eigentlich egal
Puh – hoffentlich war das jetzt nicht zu lang.