Ich bin mit meiner Kamera zwar eher in Idustrie-Ruinen, auf Bahnhöfen und in der Stadt unterwegs, aber ich war als Kind oft mit auf der Jagd mit meinem Onkel. Daher weiß ich, dass man bei der Pirsch ein paar wichtige Regeln beachten sollte, will man Tiere sehen.
1. Regel : So leise sein wie möglich.
Handy ausmachen ist klar. Aber auch sonst muss man sich leise verhalten.
Das betrifft zum einen die eigene Ausrüstung, hier darf am Rucksack nichts laut klappern oder knirschen, wenn man sich bewegt. Die Kleidung (Jacken/Hose etc.) darf auch nicht laut rascheln bei jeder Bewegung, Klettverschlüsse sollte man unbedingt vermeiden. Daher ist vieles an Funktionskleidung mehr oder weniger schon komplett ungeeignet, einfach weil sie zu laut ist, die meisten Jacken mit Membran innen rascheln zu laut. Besser ist es hier einfach eine Softshelljacke oder ähnliches zu nehmen, das nicht raschelt. Und für starken Regen noch einen Poncho/Überwurf oder sowas einpacken. Damit kann man dann auch gleich seinen Rucksack oder seine Tasche trockener halten. Auch die Stiefel/Schuhe sollten entsprechend leise sein und nicht bei jedem Schritt knarzen.
Auch beim Bewegen in Wald und Flur muss man dann leise sein. Lautes sprechen und laute, ja selbst normale Unterhaltungen verjagen das Tier oft schon bevor man es überhaupt sieht. Aber auch wenn man sich dann im Wald oder auf Wiesen usw. bewegt muss man bisschen darauf achten, nicht zu viele Geräusche zu machen. Also immer darauf achten wo hin man tritt um nicht irgendwelche Äste zu zerbrechen. Nicht laut trampeln, nicht rennen und stampfen. Sondern langsam, leise und vorsichtig durch den Wald gehen.
2. Regel: Den Geruch beachten.
Mindestens so wichtig wie leise zu sein ist es, von den Tieren nicht gerochen zu werden. Gerade Rotwild, aber auch Rehe, Füchse und auch andere Wildtiere "sehen" vor allem mit der Nase.
Hier ist klar, dass man definitiv keine Zigarette oder Pfeife ansteckt. Aber man sollte auch nach dem Duschen an diesem Tag eher mal auf das Deo und das intensive Rasierwasser oder das Parfum verzichten, sich auch die Hände und das Gesicht nicht mit zu intensiv duftenden Seifen waschen wenn möglich. Waschen sollte man sich aber schon - denn "Menschengestank" nimmt auch das Wild gut wahr. Bei der Kleidung sollte man dann auch beachten, keinen Weichspüler, kein zu intensives Waschmittel und ähnliches zu verwenden und die Klamotten z.B. vor dem Benutzen auch mal zwei, drei Tage gut auslüften zu lassen, wenn möglich an der frischen Luft, z.B. auf der Terasse oder dem Balkon an einer Wettergeschützten stelle.
Beim Bewegen in Wald und Feld sollte man dann auch darauf achten wo man sich bewegt. Und wer z.B. durch Matsch und Schlamm stiefelt, der hat diesen Geruch dann an sich, schon alleine wenn man auf weichen Waldwegen unterwegs ist und z.B. mal abrutscht oder durch die Grasnarbe bricht kann das Wild den offenen Boden über weite Strecken riechen. (Menschen riechen so was erst, wenn sie mit der Nase direkt dran sind ...). Genau deswegen ist es auch immer wichtig, dass man die Windrichtung beachtet, gegen die man sich nähert. Grobe Daumenregel: Wenn man das Wild von weitem schon riechen kann, dann kann einen das Wild selbst nicht riechen. Also immer gegen den Wind annähern. Das ist der berühmte "Finger in den Mund" trick, aber man kann auch einfach ein paar Grashalme fallen lassen. Optimal sind allerdings Seifenblasen (kein Witz!).
3. Regel: Die Optik beachten.
Die Kleidung sollte dunkel sein, gedämpfte Farben in naturtönen. Auf leuchtende Farben sollte man verzichten. Und man sollte auch die Kleidung nicht mit "Farbwaschmittel" oder gar Waschmittel für weiße Sachen waschen, die enthalten meist optische Aufheller, die viele Tiere (auch Vögel) dank UV-Sicht direkt leuchten sehen können. Mit einer Schwarzlicht-Lampe kann man selbst einfach prüfen wie stark man im UV-Licht so leuchtet. Dann sollte neben der Kleidung noch die Silhouette stimmen: ca. 1.5m bis 2m groß, heller Kopf, schmal -- > Mensch. Hier kann man einfach mal einen großen Hut aufsetzen oder eine Basecap + Kapuze um das Gesicht bisschen zu verdecken. Eventuell hilft auch ein großes Halstuch über der Nase. Wenn man sich dann noch eher in der Hocke oder gar langsam robbend vorwärts bewegt als einfach aufrecht gehend, dann kann man oft näher ran, weil man nicht so sehr nach "Mensch" aussieht.
Bleibt Regel Nummer 4:
Kenne deine Tiere.
Man sollte z.B. wissen, wann die die Tiere so unterwegs sind, welche Tiere wo leben (und auch möglicherweise dass es z.B. einen kleinen Unterschied gibt zwischen Rotwild/Hirschen und Rehen, auch was den bevorzugten Lebensraum an geht). Und wenn man sich in der freien Natur bewegt, dann muss man auch immer ein bisschen auf die Gefahren dort achten, eben weil man beim Fotografieren auch mal abgelenkt ist. Damit meine ich jetzt nicht den Förster, der einem die Hammelbeine lang zieht, weil man durchs Naturschutzgebiet stiefelt (sollte man klar nicht machen!), sondern eher z.B. Bachen mit Frischlingen. Normal sind Wildschweine kein Problem - aber wütende Wildschweinmamas können mit ihren 100kg bis 150kg durchaus mal 60km/h schnell werden und 3m weite Sprünge machen dabei. Ebenso muss man bei Vögeln zur Brutzeit darauf achten nicht zu nahe an das Nest zu kommen. Manche Vögel können da wirklich sehr aggressiv werden und auch mal direkt Menschen angreifen.
==> Auf den Lärm achten, auf den Geruch und den Wind achten, auf die Optik achten und seine Tiere kennen, dann klappt es auch irgendwann mit der Beobachtung.