Photo-Sorko
Themenersteller
Ich bin vor etwas über einem Monat von einer Canon EOS 350D zur EOS 5D Mark IV gewechselt und will hier einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben. Der Bericht ist natürlich höchst subjektiv, aber ich hoffe, für den einen oder anderen doch interessant zu lesen, da es schon ein sehr extremer Sprung ist.
Zuerst ein Bisschen was zu meiner fotografischen Vergangenheit, wen das nicht interessiert, der kann den Part auch gerne überspringen.
Ich habe in den frühen 90ern meine erste eigene Kamera bekommen. Es Kompaktknipse mit vermutlich so um die 30mm Brennweite und einem Auslöser. Voller Freude habe ich mit meinen ca. 10 Jahren alles fotografiert, was mir vor die Linse kam, wenn ich denn einen Film hatte. Bei der Entwicklung der Bilder war dann die Hälfte Ausschuss in die andere Hälfte irgendein Schrott. Irgendwann ist die Kamera im Campingurlaub im Regenwasser ersoffen. Im Februar 2000 kaufte ich mir eine neue Kompakte mit ungefähr der gleichen Funktionsvielfalt. Im Sommer 2001 leistete ich mir von meinem Ferialpraktikum die Canon IXUS 300 und plötzlich stand für mich die Welt der Fotografie offen, denn ich konnte meine Bilder sofort betrachten und sie kosteten quasi nichts mehr. Die Kamera hatte ich überall hin mitgeschliffen und – zum Amüsement einiger Leute – auch gern mal auf ein Stativ geschnallt, wobei die Stativplatte fast gleich groß war, wie die Kamera.
Ende 2005 kam ich das erste Mal mit einer DSLR in Kontakt (EOS 350D) und stellte mich dabei reichlich dämlich an: „Warum kann ich nicht zoomen?“ – Ich drückte die Knöpfe rechts oben, die bei der IXUS für Zoom zuständig waren. Den Zoomring am 18-55er Kit hielt ich für den manuellen Fokus. Die Kamera gehörte aber nicht mir, sondern meinem Onkel, aber nach ein wenig Herumprobieren kamen brauchbare Bilder heraus. Bildgestaltung war mir von der IXUS schon ein Begriff, aber abseits davon habe ich den Automatik-Modus benutzt. Aber die Bilder waren dennoch um Längen besser als von der IXUS.
Ein paar Monate später borgte ich mir die Kamera für einen ganzen Tag und war fleißig unterwegs. Am Abend zuvor habe ich noch das Handbuch durchgeackert und dank Recherchen im Internet konnte ich plötzlich auch was mit dem Begriff Blende anfangen bzw. wusste um den Zusammenhang von den verschiedenen Parametern. An jenem Tag sind auch schon Bilder entstanden, die der Kamera auch gerecht wurde und ich nutzte nicht mehr die Vollautomatik, sondern Av (Zeitautomatik). Ebenso löste dieser Tag den Haben-Will-Effekt aus. Also wurde fleißig gespart und im Sommer 2006 kaufte ich mir ebenfalls die 350D mit dem 18-55er Kit. Die IXUS hatte bis dato 18.000 Bilder auf dem Buckel. Bis zum Winter folgten ein 70-300mm F4.5-5.6 Tamron Tele und das EF-S 60mm Makro.
In den ersten Jahren fotografierte ich sehr viel und plante so Mitte 2011 den Umstieg auf eine 5D Mark II. Aufgrund eines ungeplanten Umstands klappte es dann aber finanziell nicht und meine Lust am Fotografieren flaute etwas ab. Ich nahm die Kamera seltener mit. Durch einen Freund, der mit dem Fotografieren anfing ging es allerdings bald wieder zügig bergauf. Ich beschäftigte mich eingehender mit den Limits der 350D bzw. wie ich innerhalb der Limits bleiben kann und dennoch gute (für mich persönlich gute) Bilder machen konnte. Ich denke heute, dass diese Zeit mir am meisten gebracht hatte. Ich konnte die Kamera absolut Blind bedienen, selbst durch die Menüs hindurch und ich hatte nicht mehr das Gefühl, ein Werkzeug zu bedienen, sondern sie war quasi ein wie ein Teil von mir. Gleichzeitig fiel war ich auch risikobereiter, denn sollte sie kaputtgehen, könnte ich mir jederzeit eine gebrauchte Kamera derselben Kategorie leisten (also eine 400, 450 oder ähnliches). Ich ging mit der Kamera trotz Wellengang ins Meer, hielt sie wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche, stellte sie irgendwo auf, nahm sie auch auf raueren Ausflügen mit, selbst wenn kein Platz für den Fotorucksack war, etc. Sie hatte alles wohlbehalten überstanden. Ich tauschte die Kit Linse gegen ein Tamron 17-50mm F2.8, was nochmals ein angenehmer Qualitätssprung war.
In den letzten zwei Jahren bildete sich dann langsam aber sicher wieder der Wunsch nach einer neuen Kamera. Ich konnte immer wieder für Stunden bzw. einzelne Tage auch neuere/bessere Kameras ausborgen/testen und das K.O.-Kriterium war eigentlich der winzige Sucher. Ich haderte aber immer wieder damit, eine Stange Geld auszugeben. Vor ca. zwei Monaten traf ich dann die Entscheidung, es doch zu tun. Nach einigen Tests entschied ich mich für die 5D Mark IV, obwohl ich zuerst eher auf die 5Ds fixiert war.
Ich wechselte von: EOS 350D mit Tamron 17-50mm F2.8, Tamron 70-300mm F4.5-5.6 und Canon EF-s 60mm F2.8 Makro auf EOS 5D Mark IV, Canon EF 24-70mm F2.8 II, Canon EF 70-200mm F2.8 IS II und Canon EF 85mm F1.8.
Das Gewicht und die Haptik sind natürlich zwei Dinge, die sofort auffallen. Die 350D mit ihren Objektiven wirken plötzlich wie Spielzeug. Aber das war mir vorher schon bewusst und da ich durchaus von kräftiger Statur bin, ist das auch okay. Nach einer dreitätigen Fotosession spürte ich zwar ein Bisschen was in den Händen, aber nichts, was stört. Der Bildqualitätsunterschied ist natürlich ein absoluter Wahnsinn, sobald man nicht mehr perfektes Licht hat und selbst da ist die Detailzeichnung der neuen Kombination extrem viel besser und ja, ich kann jetzt Bilder machen, die vorher so nicht möglich waren, ohne massiv an Bildqualität (durch hochdrehen der ISO) einzubüßen.
Gleichzeitig ist aber auch die Bedienung der 5D deutlich besser durch das zweite Rad, dem Joystick und überhaupt den halbwegs konfigurierbaren Buttons. Lustigerweise fühlte es sich im ersten Moment so an, als müsste ich nochmals mit dem Lernen von vorne anfangen. Wenn ich eine aktuelle Canon ausgeborgt hatte, habe ich selten viel mit Einstellungen herumgespielt. Vom AF-Modul und den Möglichkeiten fühlte ich mich zu Beginn sogar etwas überfordert. Einen Abend mit Handbuch und Kamera in der Hand schaffte dann jedoch Abhilfe und mittlerweile gelingt die Bedienung ebenso tadellos wie mit der alten Kamera. Nur blind durch die Menüs navigieren ist (noch) nicht, weil es einfach so viel mehr Optionen gibt.
Obwohl ich an relativer Brennweite verloren habe (300mm an APS-C zu 200mm), fehlt sie mir nicht. Ein Teil macht die Auflösung wett, ein Teil die deutlich bessere Qualität des Objektivs und somit egalisiert sich das ziemlich.
Der große Sucher, sowie die einblendbaren Linien und die integrierte Wasserwage helfen sehr bei der Bildgestaltung und der Sucher ist neben der Bildqualität für mich noch immer der größte Vorteil. Leider ist das nur schwer in Worte zu fassen, aber es fühlt sich an, wie zwischen Sehen mit einem Auge und Sehen mit beiden Augen. Tatsächlich habe ich auch schon mit LiveView (für manuelle Fokussierung am Stativ) gearbeitet, obwohl ich bisher davon ausging, dass ich kein LiveView benötigen würde.
Eine weitere Überraschung war, wie praktisch der Bildstabilisator im 70-200er ist. Ganz unabhängig von den kürzer möglichen Belichtungszeiten ist die Stabilisierung des Sucherbildes sehr hilfreich.
Allerdings gibt es auch weniger positive Punkte bei der Umstellung: einerseits vermisse ich ein wenig die Makrofähigkeit, die ich mit dem 60er hatte, wobei ich noch abwarte, ob dieses Gefühl nur temporär ist oder wirklich bleibt. Wenn letzteres der Fall ist, werde ich nach einem Makro Ausschau halten. Der deutlich stärkere Effekt ist, dass ich nun mehr auf die Ausrüstung achte. Nicht, dass ich vorher sorglos damit umgegangen wäre, aber ich war doch deutlich risikobereiter – logisch, ein Totalschaden wäre auch nur 1/10 des Preises von der jetzigen Ausrüstung. Wenn ich vorher den Rucksack in der Öffentlichkeit wo liegen gelassen habe und ihn vielleicht auch ein paar Minuten nicht im Blick hatte, mache ich das jetzt nicht mehr. Das heißt, ich schnall ihn mir immer gleich wieder um. Die Kamera mal einen Kumpel in die Hand drücken und ein paar Bilder schießen lassen, fällt auch nicht mehr so leicht. Aber alles in allem sind das doch sehr vertretbare Einschränkungen gegenüber den Verbesserungen.
Interessant war noch der erste Abend mit der neuen Kamera und er öffnete mir auch ein wenig die Augen, wie viel ein vertrauter Umgang mit der Kamera bringt. Die ersten Bilder waren – abgesehen davon, dass ich aufgrund des Ausprobieren-Wollens wenig Zeit in die Gestaltung investiere – nicht besser oder gar schlechter als sie mit der 350er geworden wären. Der Stubentiger musste als Motiv herhalten und bis ich die Kamera passend eingestellt hatte, war der Moment, den ich ablichten wollte auch schon wieder vorbei. Mir war somit schon bewusst, warum die ersten Bilder keine Highlights waren und ich war nicht wirklich besorgt, doch wie groß dieser Faktor ist, hat mich dennoch überrascht. Genauso schnell verbesserten sich allerdings auch die Bilder mit zunehmender Gewöhnung.
Am Ende kann man sich natürlich immer die Frage stellen, ob sich eine Investition von über 7.000 Euro lohnt, ob man den Unterschied am Ende auch in den Bildern sieht. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass die bisherigen Bilder vermutlich mit einer günstigeren Alternative (z.B. 6D oder eine aktuelle Zweistellige und den F4er Objektiven) ähnlich gut geworden wären, aber es ist einfach ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass die Ausrüstung kein limitierender Faktor ist. Dazu kommt noch das Dauergrinsen, das ich wohl habe, wenn ich mit der Kamera hantiere und die bewusste Entscheidung, Geld in Ausrüstung zu stecken, die abermals 10+ Jahre halten sollte – bei den Objektiven hoffe ich sogar auf einen längeren Zeitraum. Ich gehe davon aus, dass ich mich auch über die nächsten Jahre fotografisch weiterentwickle und so wieder näher an die Limits der Ausrüstung kommen werde. Für mich persönlich hat es sich gelohnt.
Ich denke, das Gröbste habe ich hier angerissen. Falls irgendwelche Fragen aufkommen (zu mir oder zum Umstieg oder was auch immer), einfach stellen. Habt ihr selbst mal einen Ausrüstungswechsel in dieser Größenordnung gemacht?
Lg Ben
Zuerst ein Bisschen was zu meiner fotografischen Vergangenheit, wen das nicht interessiert, der kann den Part auch gerne überspringen.
Ich habe in den frühen 90ern meine erste eigene Kamera bekommen. Es Kompaktknipse mit vermutlich so um die 30mm Brennweite und einem Auslöser. Voller Freude habe ich mit meinen ca. 10 Jahren alles fotografiert, was mir vor die Linse kam, wenn ich denn einen Film hatte. Bei der Entwicklung der Bilder war dann die Hälfte Ausschuss in die andere Hälfte irgendein Schrott. Irgendwann ist die Kamera im Campingurlaub im Regenwasser ersoffen. Im Februar 2000 kaufte ich mir eine neue Kompakte mit ungefähr der gleichen Funktionsvielfalt. Im Sommer 2001 leistete ich mir von meinem Ferialpraktikum die Canon IXUS 300 und plötzlich stand für mich die Welt der Fotografie offen, denn ich konnte meine Bilder sofort betrachten und sie kosteten quasi nichts mehr. Die Kamera hatte ich überall hin mitgeschliffen und – zum Amüsement einiger Leute – auch gern mal auf ein Stativ geschnallt, wobei die Stativplatte fast gleich groß war, wie die Kamera.
Ende 2005 kam ich das erste Mal mit einer DSLR in Kontakt (EOS 350D) und stellte mich dabei reichlich dämlich an: „Warum kann ich nicht zoomen?“ – Ich drückte die Knöpfe rechts oben, die bei der IXUS für Zoom zuständig waren. Den Zoomring am 18-55er Kit hielt ich für den manuellen Fokus. Die Kamera gehörte aber nicht mir, sondern meinem Onkel, aber nach ein wenig Herumprobieren kamen brauchbare Bilder heraus. Bildgestaltung war mir von der IXUS schon ein Begriff, aber abseits davon habe ich den Automatik-Modus benutzt. Aber die Bilder waren dennoch um Längen besser als von der IXUS.
Ein paar Monate später borgte ich mir die Kamera für einen ganzen Tag und war fleißig unterwegs. Am Abend zuvor habe ich noch das Handbuch durchgeackert und dank Recherchen im Internet konnte ich plötzlich auch was mit dem Begriff Blende anfangen bzw. wusste um den Zusammenhang von den verschiedenen Parametern. An jenem Tag sind auch schon Bilder entstanden, die der Kamera auch gerecht wurde und ich nutzte nicht mehr die Vollautomatik, sondern Av (Zeitautomatik). Ebenso löste dieser Tag den Haben-Will-Effekt aus. Also wurde fleißig gespart und im Sommer 2006 kaufte ich mir ebenfalls die 350D mit dem 18-55er Kit. Die IXUS hatte bis dato 18.000 Bilder auf dem Buckel. Bis zum Winter folgten ein 70-300mm F4.5-5.6 Tamron Tele und das EF-S 60mm Makro.
In den ersten Jahren fotografierte ich sehr viel und plante so Mitte 2011 den Umstieg auf eine 5D Mark II. Aufgrund eines ungeplanten Umstands klappte es dann aber finanziell nicht und meine Lust am Fotografieren flaute etwas ab. Ich nahm die Kamera seltener mit. Durch einen Freund, der mit dem Fotografieren anfing ging es allerdings bald wieder zügig bergauf. Ich beschäftigte mich eingehender mit den Limits der 350D bzw. wie ich innerhalb der Limits bleiben kann und dennoch gute (für mich persönlich gute) Bilder machen konnte. Ich denke heute, dass diese Zeit mir am meisten gebracht hatte. Ich konnte die Kamera absolut Blind bedienen, selbst durch die Menüs hindurch und ich hatte nicht mehr das Gefühl, ein Werkzeug zu bedienen, sondern sie war quasi ein wie ein Teil von mir. Gleichzeitig fiel war ich auch risikobereiter, denn sollte sie kaputtgehen, könnte ich mir jederzeit eine gebrauchte Kamera derselben Kategorie leisten (also eine 400, 450 oder ähnliches). Ich ging mit der Kamera trotz Wellengang ins Meer, hielt sie wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche, stellte sie irgendwo auf, nahm sie auch auf raueren Ausflügen mit, selbst wenn kein Platz für den Fotorucksack war, etc. Sie hatte alles wohlbehalten überstanden. Ich tauschte die Kit Linse gegen ein Tamron 17-50mm F2.8, was nochmals ein angenehmer Qualitätssprung war.
In den letzten zwei Jahren bildete sich dann langsam aber sicher wieder der Wunsch nach einer neuen Kamera. Ich konnte immer wieder für Stunden bzw. einzelne Tage auch neuere/bessere Kameras ausborgen/testen und das K.O.-Kriterium war eigentlich der winzige Sucher. Ich haderte aber immer wieder damit, eine Stange Geld auszugeben. Vor ca. zwei Monaten traf ich dann die Entscheidung, es doch zu tun. Nach einigen Tests entschied ich mich für die 5D Mark IV, obwohl ich zuerst eher auf die 5Ds fixiert war.
Ich wechselte von: EOS 350D mit Tamron 17-50mm F2.8, Tamron 70-300mm F4.5-5.6 und Canon EF-s 60mm F2.8 Makro auf EOS 5D Mark IV, Canon EF 24-70mm F2.8 II, Canon EF 70-200mm F2.8 IS II und Canon EF 85mm F1.8.
Das Gewicht und die Haptik sind natürlich zwei Dinge, die sofort auffallen. Die 350D mit ihren Objektiven wirken plötzlich wie Spielzeug. Aber das war mir vorher schon bewusst und da ich durchaus von kräftiger Statur bin, ist das auch okay. Nach einer dreitätigen Fotosession spürte ich zwar ein Bisschen was in den Händen, aber nichts, was stört. Der Bildqualitätsunterschied ist natürlich ein absoluter Wahnsinn, sobald man nicht mehr perfektes Licht hat und selbst da ist die Detailzeichnung der neuen Kombination extrem viel besser und ja, ich kann jetzt Bilder machen, die vorher so nicht möglich waren, ohne massiv an Bildqualität (durch hochdrehen der ISO) einzubüßen.
Gleichzeitig ist aber auch die Bedienung der 5D deutlich besser durch das zweite Rad, dem Joystick und überhaupt den halbwegs konfigurierbaren Buttons. Lustigerweise fühlte es sich im ersten Moment so an, als müsste ich nochmals mit dem Lernen von vorne anfangen. Wenn ich eine aktuelle Canon ausgeborgt hatte, habe ich selten viel mit Einstellungen herumgespielt. Vom AF-Modul und den Möglichkeiten fühlte ich mich zu Beginn sogar etwas überfordert. Einen Abend mit Handbuch und Kamera in der Hand schaffte dann jedoch Abhilfe und mittlerweile gelingt die Bedienung ebenso tadellos wie mit der alten Kamera. Nur blind durch die Menüs navigieren ist (noch) nicht, weil es einfach so viel mehr Optionen gibt.
Obwohl ich an relativer Brennweite verloren habe (300mm an APS-C zu 200mm), fehlt sie mir nicht. Ein Teil macht die Auflösung wett, ein Teil die deutlich bessere Qualität des Objektivs und somit egalisiert sich das ziemlich.
Der große Sucher, sowie die einblendbaren Linien und die integrierte Wasserwage helfen sehr bei der Bildgestaltung und der Sucher ist neben der Bildqualität für mich noch immer der größte Vorteil. Leider ist das nur schwer in Worte zu fassen, aber es fühlt sich an, wie zwischen Sehen mit einem Auge und Sehen mit beiden Augen. Tatsächlich habe ich auch schon mit LiveView (für manuelle Fokussierung am Stativ) gearbeitet, obwohl ich bisher davon ausging, dass ich kein LiveView benötigen würde.
Eine weitere Überraschung war, wie praktisch der Bildstabilisator im 70-200er ist. Ganz unabhängig von den kürzer möglichen Belichtungszeiten ist die Stabilisierung des Sucherbildes sehr hilfreich.
Allerdings gibt es auch weniger positive Punkte bei der Umstellung: einerseits vermisse ich ein wenig die Makrofähigkeit, die ich mit dem 60er hatte, wobei ich noch abwarte, ob dieses Gefühl nur temporär ist oder wirklich bleibt. Wenn letzteres der Fall ist, werde ich nach einem Makro Ausschau halten. Der deutlich stärkere Effekt ist, dass ich nun mehr auf die Ausrüstung achte. Nicht, dass ich vorher sorglos damit umgegangen wäre, aber ich war doch deutlich risikobereiter – logisch, ein Totalschaden wäre auch nur 1/10 des Preises von der jetzigen Ausrüstung. Wenn ich vorher den Rucksack in der Öffentlichkeit wo liegen gelassen habe und ihn vielleicht auch ein paar Minuten nicht im Blick hatte, mache ich das jetzt nicht mehr. Das heißt, ich schnall ihn mir immer gleich wieder um. Die Kamera mal einen Kumpel in die Hand drücken und ein paar Bilder schießen lassen, fällt auch nicht mehr so leicht. Aber alles in allem sind das doch sehr vertretbare Einschränkungen gegenüber den Verbesserungen.
Interessant war noch der erste Abend mit der neuen Kamera und er öffnete mir auch ein wenig die Augen, wie viel ein vertrauter Umgang mit der Kamera bringt. Die ersten Bilder waren – abgesehen davon, dass ich aufgrund des Ausprobieren-Wollens wenig Zeit in die Gestaltung investiere – nicht besser oder gar schlechter als sie mit der 350er geworden wären. Der Stubentiger musste als Motiv herhalten und bis ich die Kamera passend eingestellt hatte, war der Moment, den ich ablichten wollte auch schon wieder vorbei. Mir war somit schon bewusst, warum die ersten Bilder keine Highlights waren und ich war nicht wirklich besorgt, doch wie groß dieser Faktor ist, hat mich dennoch überrascht. Genauso schnell verbesserten sich allerdings auch die Bilder mit zunehmender Gewöhnung.
Am Ende kann man sich natürlich immer die Frage stellen, ob sich eine Investition von über 7.000 Euro lohnt, ob man den Unterschied am Ende auch in den Bildern sieht. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass die bisherigen Bilder vermutlich mit einer günstigeren Alternative (z.B. 6D oder eine aktuelle Zweistellige und den F4er Objektiven) ähnlich gut geworden wären, aber es ist einfach ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass die Ausrüstung kein limitierender Faktor ist. Dazu kommt noch das Dauergrinsen, das ich wohl habe, wenn ich mit der Kamera hantiere und die bewusste Entscheidung, Geld in Ausrüstung zu stecken, die abermals 10+ Jahre halten sollte – bei den Objektiven hoffe ich sogar auf einen längeren Zeitraum. Ich gehe davon aus, dass ich mich auch über die nächsten Jahre fotografisch weiterentwickle und so wieder näher an die Limits der Ausrüstung kommen werde. Für mich persönlich hat es sich gelohnt.
Ich denke, das Gröbste habe ich hier angerissen. Falls irgendwelche Fragen aufkommen (zu mir oder zum Umstieg oder was auch immer), einfach stellen. Habt ihr selbst mal einen Ausrüstungswechsel in dieser Größenordnung gemacht?
Lg Ben