Moin!
Also gut, wenn keine Fragen kommen, traktiere ich Euch eben alleine weiter.
Und zwar mit folgendem:
Jeder ordentliche Schärfentieferechner rechnet neben der eigentlichen Schärfentiefe (auf die dann alle ausschließlich gucken) auch die hyperfokale Distanz aus. Auch wenn ich, wie oben gesagt, die Fokussierung auf die HFD eher kritisch sehe, ist sie doch ein schöner Anfangswert zum weiterrechnen.
Die Hyperfokale Distanz:
gh = f²/B/zzul+f
Da die HFD i.a. viel größer als die Brennweite ist, kann man die Brennweite f hier auch weglassen und bekommt:
gh ≈ f²/B/zzul
Ich würde mir das im Kopf ausrechnen, aber wer das nicht will, benutzt einen Doofrechner und rechnet
einmal für eine Brennweite f und Blendenzahl B die HFD aus. Den so berechneten Wert kann man jetzt "weiterspinnen": Wenn man die Blende um 1 Stufe schließt (Faktor √2=1,4), verringert sich die HFD auf 1/√2=0,7 mal den berechneten Wert. Wenn man sie 1 Stufe öffnet, steigt die HFD auf das 1,4-fache. Wenn man die Brennweite verdoppelt, steigt die HFD auf das 2²=4-fache, halbiert man die Brennweite, sinkt sie auf 1/4 des berechneten Werts.
So weit, so gut, aber was soll man mit der HFD, wenn man sie gar nicht benutzen will? Trara! Ich kann sie benutzen, um die "Freistellungskennzahl" auszurechnen, und das ist ja die Unschärfe des weit entfernten Horizonts, solange man nicht im Nahbereich fokussiert:
Die Freistellungs-Kennzahl ist die wichtigere, sie wird für alles andere gebraucht:
KF = f²/B/g0/zzul
Und das ist nichts anderes als die oben berechnete HFD, geteilt durch die Fokusdistanz.
KF(@g0>>f) ≈ gh/g0
Wenn ich also oben eine HFD von 20m ausgerechnet habe und auf 5m fokussiere, wird der Hintergrund 20/5=4 mal unschärfer als das Schärfekriterium, also 4x unschärfer als an der Grenze der noch als scharf akzeptablen Schärfentiefe. Wenn ich auf 1m fokussiere, wird es 20x so unscharf. Und wenn ich auf 20m fokussiere, wird es 1x so unscharf? Klar, dann habe ich ja auf die HFD fokussiert und definitionsgemäß ist es dann in unendlich gerade noch akzeptabel scharf. Und was passiert beim öffnen oder schließen der Blende? Nun, es wird 0,7x oder 1,4x so unscharf.
Und von wo bis wo reicht nun die Schärfentiefe? Das ist etwas kniffliger. Wenn der Hintergrund sehr unscharf ist (K
F>>1), dann kann man einfach
Und noch einfacher die Schärfentiefe:
∆g(@zrel∞>>1) = 2*g0*cM/KF = 2*g0/zrel∞
nutzen. Wir wollten außerhalb des Nahbereichs fokussieren, also ist c
M≈1 und es vereinfacht sich zu:
∆g(@KF>>1; g0>>f) ≈ 2*g0/KF
Man multipliziert die Fokusentfernung mit 2 und teilt durch die Unschärfe im entfernten Hintergrund. Im zweiten Beispiel oben (HFD 20m, Fokus 1m, deshalb Unschärfe 20x) kommt man so auf 2x1m/20=0,1m. Man hat dann also 10cm Schärfentiefe, und die verteilen sich etwa 50:50 vor und hinter der Fokusdistanz. Wenn ich die Blende öffne oder schließe, werden es 0,7x oder 1,4x so viel. Aber Vorsicht, das gilt nur, wenn die HFD viel größer ist als die Fokusdistanz.
Hier ist also am Ende die Kenntnis der HFD hilfreich, obwohl man nun gerade eben nicht eine möglichst große Schärfentiefe erreichen will. Wenn man das doch will, wenn also der Hintergrund nicht mehr "sehr unscharf" ist und die HFD nicht mehr viel größer als die Fokusdistanz, wird die Rechnerei etwa komplizierter. Die Formeln stehen oben, sind aber nicht mehr so einfach im Kopf zu rechnen.
Gruß, Matthias