Zwischendurch: Mir ist aufgefallen, dass ich als Hybrid-Fotograf (analoge M2, Film selber entwickeln, Negative scannen) länger am Computer sitze als ein Digital-Fotograf um zum Ergebnis zu kommen (ich habe auch eine Digitalkamera).
Das sollte man nicht vergessen, wenn man kein Fotolabor für Abzüge hat.
Einspruch! Aber ein ganz entschiedener! In einem Fotolabor, genauer, wenn du vor einem Vergrößerer stehst, machst du keine 'Abzüge'. Abzüge lässt man machen, und zwar von einer Maschine, die mehr oder weniger 1zu1 das Negativ automatisiert auf ein Papier bringt. 'Abzüge' ließen früher Hobbyknipser machen, heute JPG-Fotografen (bei meiner Olympus/Canon/Fuji sehen die Farben ja so dolle aus!!!!)
Ich habe den Verdacht, du hast noch nie in einer Dunkelkammer gestanden. Wenn du händisch ein Foto auf's Papier bringst, machst du keinen Abzug, sondern eine Vergrößerung. Das ist keine sprachliche Korinthenkackerei von mir, sondern hat einen ganz praktischen Hintergrund. Kein Mensch zieht vor einem Vergrößerer (so heißt das Ding) Negativ um Negativ durch wie ein Depp.
Für denjenigen, der es noch nie gemacht hat: Beim Vergrößern in der Duka legt man das Negativ, meist als Streifen oder Rolle in den Kopf des Vergrößerers. Das ist so eine Art Diaprojektor, der das gewählte Negativ nach unten auf eine Platte projiziert. Auf die Platte legt man sein lichtempfindliches Papier. Oder vorher ein Dummy, also ein Papier, was die gleiche Größe hat, aber nicht lichtempfindlich ist. Das Format des Papieres wählt man selbst, ist aber rein praktisch durch die kaufbaren Formate vorgegeben. Dann dreht man den Kopf des Vergrößerers hoch oder runter. Mit der Entfernung zur Bodenplatte, wo das gewählte Papier liegt, bestimmst du den Teil des Negativs, der auf das Papier belichtet werden soll.
Warum schreib ich das hier? Es soll verdeutlichen, dass die Bestimmung, welchen Teil man vom Negativ auf's Papier bringt, ein im Prozess inhärenter Bestandteil ist. Kein Mensch belichtet stumpf ein Negativ komplett aus, macht einen 'Abzug' davon. Es sei denn, er empfindet das Negativ als ganzes so gut. Dann lässt er auf dem Papier einen weißen Rand, wenn die Proportionen nicht übereinstimmen. Tun sie bei den konfektionierten Papieren bei KB nie.
Das war aber erst der erste Schritt. Der zweite folgt in der richtigen Belichtung des Papiers. Die muss man ermitteln, z.B. durch den Probestreifen. Details kann man anderswo nachlesen. Nur kurz: Ein Streifen lichtempfindlichen Papiers wird in Streifen zunehmend belichtet, entwickelt im Entwickler und fixiert, dann beurteilt. Anhand dieser Beurteilung wählt man dann die Belichtungszeit, in der Regel viele Sekunden bis Minuten. Dann kommen noch andere Entscheidungen dazu. Der Kontrast. Den Kontrast bestimmt man anhand des Papiers. Es gibt sehr weiche Papiere bis zu sehr harten Papieren. Entweder hat man eine Sammlung vorrätig, oder aber man nutzt sogenannte Muligrade-Papiere, also Papiere, die von sehr hart bis sehr weich aussehen können, gesteuert wird das durch Filterfolien, die man vor das Objektiv mittels spezieller Schubladen einschieben kann. Das ist sw, bei Color kann/muss man natürlich noch bestimmen, welche Farbe welches Gewicht zukommt. Dazu gibt es spezielle Filtervorsätze, wobei man natürlich jede Einstellung durch Tests prüfen muss.
Lange Rede, ich glaube, es wurde deutlich, welchen Anteil die Arbeit in der Dunkelkammer am Ergebnis Foto hat. Im Grunde ist es der Vorgang des Fotografierens noch einmal, nur umgekehrt. Nicht umsonst heißt die Ausgangsbasis Negativ. Einen großen Unterschied gibt es: In der Duka dauert alles sehr viel länger. Belichtet viele Sekunden lang, die Belichtungsmessung dauert Minuten, die Korrektur der Kontraste gerne mal eine Viertelstunde.
Ich behaupte mal, dass das Ergebnis einer echten Vergrößerung ein anderes sein wird als bei einem Scan, weil Entscheidungen im Prozess eine Tragweite haben, die nur mit viel Zeitaufwand geändert werden können.
Trotzdem macht's mir viel Spaß. Es ist die Art und Weise zu fotografieren. Gerade mit einer analogen Leica.
Vor diesem Hintergrund halte ich das Konzept Meßsucher, oder SLR-Sucher, ehrlich gesagt, für marginal. Wenn du in der Duka stehst, ist wichtig, was du im Vergrößerer hast. Ob das aus einer Leica kommt, oder einer Praktika, ist egal.