Die Frage, ob ein Stereo-Mikro oder Mono-Richtmikro besser ist, hängt ja vom Anwendungsfall ab.
(Dass ein Mikro, das auf der Kamera steckt, immer ein Kompromiss bleibt, sollte auch klar sein. Besser wäre, man käme mit dem Mikro näher an die jeweilige Schallquelle ran.)
Stereo-Mikros nehmen eine Atmo auf. Das ist optimal, wenn es auf die Geräuschkulisse ankommt und nicht so sehr auf Stimmen oder bestimmte Einzelgeräusche. Man kriegt ein mehr oder weniger breites Stereo-Panorama und kann Geräusche orten. Besonders gut klappt das, wenn sich Tonquellen auf der horizontalen Ebene bewegen, z. B. wenn ein Auto von links nach rechts durch Bild fährt.
Musik lässt sich zwar auch gut in Stereo aufnehmen, aber dann sollte man näher dran, d. h. da wäre dann ein externer Recorder meist besser geeignet als ein Stereo-Mikro auf der Kamera.
Bezahlbare Stereo-Mikros zum Aufstecken klingen nicht unbedingt viel besser als die eingebauten Mikros der Kameras. Aber sie lassen sich bauartbedingt etwas besser gegen Kamerageräusche, Bedienungsgeräusche und Windgeräusche isolieren.
Ein Vorteil gegenüber Richtmikros ist die kompaktere Bauform. Stereo-Mikros benötigen ja kein Richtrohr, das seitlichen Schall auslöscht.
Mono-Richtmikros dämpfen die seitlichen Geräusche und bringen dadurch Töne, die sich vor der Kamera (also im Bild) abspielen, etwas deutlicher raus. Wobei man sich das auch nicht so perfekt vorstellen darf wie z. B. den optischen Zoom fürs Bild; trotz Mono-Richtmikro hat man in lauter und/oder halliger Umgebung immer noch eine Menge Umgebungsgeräusche mit drauf (nur halt nicht so viele wie mit dem Stereo-Mikro).
Wenn man ein universelles Mikrofon sucht, um damit alles Mögliche aufzunehmen, sind Mono-Richtmikros besser geeignet als Stereo-Mikros, weil ihr Ton im Zweifelsfall gezielter zum Bildinhalt passt und insbesondere Stimmen besser aufgenommen werden. Auch Musikaufnahmen gelingen mit Richtmikros etwas besser, sobald man mehr als ca. 1,5 Meter weg ist (und das ist man ja mit der Kamera fast immer). Ein Stereomikro würde da noch mehr Raumhall und Nebengeräusche einfangen - und ein sauberer Mono-Ton ist im Zweifel eben besser als ein gestörter Stereo-Ton.
Man könnte es auch so formulieren: Mono-Richtmikros auf der Kamera sind immer dann ideal, wenn man eigentlich das Mikro näher an die Schallquelle bringen sollte, aber dies aus logistischen Gründen nicht möglich ist.
Ein kleiner Nachteil von Richtmikros ist, dass man aufgrund der Mono-Aufnahme gar kein Stereo-Panorama bekommt. Ob das stört, ist Auffassungssache; bedenkt man, dass z. B. Fernsehreportagen zu 99 % mit Mono-Mikrofonen aufgenommen werden, kann es so schlimm nicht sein. (Boshaft könnte man sagen: Stereo ist eher so ein Amateur-Dings.
Stereoton ist etwas, über das man sich freut, wenn es da ist - aber das auch kaum jemand vermisst, wenn es fehlt.)
Es gibt auch Aufsteckmikros, die einen Kompromiss versuchen, z. B. durch eine Doppel-Richt-Anordnung, die den Ton vorwiegend von vorn und dennoch mit etwas Stereoklang einfängt.
Es gibt auch umschaltbare Mikros, die sozusagen Stereomikro und Richtmikro in sich vereinen, so dass man bedarfsweise wählen kann; das Verfahren hat aber den Nachteil, dass der häufige Wechsel zwischen Stereo- und Mono-Szenen mehr stört als gleich ein durchgehender Mono-Ton.
2. Geringe Größe (will nicht einen großen Klopper auf der Kamera)
Dann kommt quasi nur ein Stereomikro in Frage - auch wenn das Kompromisse in Sachen Klangqualität mit sich bringt.
Das verlinkte Mikro kenne ich nicht und kann dazu auch nichts sagen.
Ein bekannt gutes Stereo-Mikro für sehr wenig Geld ist das Tascam TM-2X. Es hat zudem den Vorteil, dass es direkt aus der Kamera mit Strom versorgt wird (PlugIn-Speisung) und daher keine eigene Batterie braucht.
Aber Stereomikro bleibt Stereomikro. Wenn man damit in einem halligen Raum aus drei Metern Entfernung eine Stimme aufnimmt, klingt die eben recht blechern. Das wäre bei einem 1000-Euro-Stereomikro auch nicht viel anders.
3. Eigenrauschen so gering wie möglich
Das ist leider ein kritischer Punkt, weil das Rauschen sich aus dem Zusammenspiel aus Mikrofon und Kamera-Vorverstärker ergibt (und Letzterer ist bei Consumer-Kameras nicht so toll). Also selbst wenn das Mikro selber rauscharm ist, kann der Vorverstärker der Kamera den Ton noch verrauschen; das lässt sich nur umgehen, wenn das Mikro zu seiner eigenen Rauscharmut auch noch einen hohen Ausgangspegel hat. Selbst viele Mikrofone der 300-Euro-Klasse versagen da.
Hier mal ein Vorschlag, der ein wenig über das Thema Aufsteck-Mikrofon hinausgeht:
Wenn Stereoaufnahme gewünscht wird und sowohl der Klang als auch das Rauschen wichtige Argumente sind, würde ich mir den
Ohrwurm anschauen. Das ist ein System aus zwei Mikrofonkapseln, die sich der Kameramann wie Kopfhörer an die Ohren steckt. Das hat mehrere Vorteile: Man erhält eine sehr natürliche Stereo-Aufnahme mit Anlehnung an die Anordnung der menschlichen Ohren, und man kriegt wegen des Abstands zur Kamera kaum Kamerageräusche mit drauf.
Das Entscheidende aber ist, dass die im Ohrwurm verbauten Mikrofonkapseln extrem rauscharm sind und zudem einen hohen Ausgangspegel haben, so dass das Rauschen des kameraseitigen Vorverstärkers kaum mehr eine Rolle spielt.
Von der Handhabung her ist das Ganze natürlich nicht so schnell und praktisch wie ein Aufsteck-Mikrofon. Außerdem sollte man als Träger des Ohrwurms keine geräuschvoll verstopfte Nase und auch kein keuchendes Atemgeräusch haben, weil man das dann relativ laut mit aufnehmen würde. Auch Husten während der Aufnahme sollte man vermeiden.
Aber wenn man sich mit diesen Einschränkungen anfreunden kann, bietet der Ohrwurm eine Klangfülle und Rauschfreiheit, für die man sonst an den Preis beinahe eine Null dranhängen müsste.