Nachdem ich frühmorgens Big Mama erklommen hatte und nun endlich ins legendäre Deadvlei wollte, galt es zuerst einmal den fast unsichtbaren, weil so schlecht beschilderten Parkplatz zu finden. Als dies geschafft war kamen eine erneute ca. 30 minütige Wanderungen über drei kleinere Sanddünen bis dann endlich das berühmte Deadvlei in Sichtweite kam. Völlig entkräftet und nassgeschwitzt erreichte ich den Ort meiner Begierde. Jeder der davon träumt einmal ins Deadvlei zu kommen um dort selber fotografieren zu können weiß wovon ich rede.
Der Blick von Big Mama Richtung Deadvlei (Mitte rechts)
Jahre der Planung, sparen, sparen, sparen und am Ende noch eine Tagelange mühselige Anreise unter Strapazen die sich kaum jemand vorstellen kann, bis man endlich hier stehen darf.
Und lohnt sich das denn auch, fragen sich sicher viele…. JA, es lohnt sich. Also für mich jedenfalls. Ich weiß nicht wie oft ich inzwischen ins Deadvlei gepilgert bin, aber auf meine bisherigen 3 Namibiareisen waren es sicher gut ein Dutzend Mal die ich hierher pilgerte. Alleine dreimal in der Nacht, was ich aber später noch genauer beleuchten werde.
Was aber macht das Deadvlei so außergewöhnlich?
Nüchtern betrachtet seine unglaubliche Unerreichbarkeit am Ende dieser 60 km langen Straße, – welche alle paar Jahre weggespült wird und neu asphaltiert werden muss - die toten Bäume auf dem graubraun fast weißlich anmutenden Lehmboden mit den dunkelroten Dünen im Hintergrund. Interessant, dass Big Daddy rein zufällig die höchste aller dort vorhandenen Dünen sein soll, wo doch nur im Deadvlei eine solche Ansammlung von toten Akazien-Bäumen zu finden ist, oder?
Manch einer erklimmt so eine Düne mit einer Plattenkamera im Format 4x5 Inch um ein einziges Foto zu machen...
Nun waren vor mir schon tausende, wenn nicht hunderttausende dort, jeder mit der Absicht besonders schöne, wenn nicht sogar außergewöhnliche Fotos mit nach Hause zu bringen.
Nicht, dass dies etwas Ungewöhnliches wäre unter Fotografen, nein, aber nirgends auf der Welt wird dies so deutlich, sieht man sich die handelnden Personen an. Nirgendwo habe ich je so große Stative mit solch ambitioniert wirkenden Menschen hinter der Kamera beobachtet. Rückblickend, also aus heutiger Sicht muss ich herzlich über mich selber lachen, hatte ich doch in jenem Juni 2007 weder eine gute Kamera - auch wenn es damals das Non-Plus-Ultra aus Sicht jedes Nikon Fotografen war - noch wusste ich genug um meine Vorhaben entsprechend umsetzen zu können und dies obwohl ich im Anschluss an Namibia als Profi-Fotograf fast 4 Wochen im Krüger National Park für Lodges wie dem Mala-Mala und dem Sabi-Sabi mit Werbeaufnahmen beschäftigt war.
Ein kleines Gebirge hinter Big Baddy
Andererseits ist halt die Frage ob mein Wissen in Bezug auf die Fotografie in stockdunkler Nacht im Deadvlei wirklich wissenswert ist? Mag sein, dass es nur eine Handvoll Fotografen gibt, die solche Aufnahmen bis dato realisieren konnten, aber wer sagt, dass dies für andere interessant oder notwendig ist?
2007 stellte sich allerdings nicht einmal mir selber diese Frage, denn die drei misslungenen Sternenfotos von letzter Nacht waren vergessen und ich konzentrierte mich auf die toten Bäume vor mir. Da praktisch alle Fotos die es bei Getty Images 2007 gab mit Weitwinkel- bis leichten Teleobjektiven aufgenommen wurden wusste ich, dass ich alles verwenden konnte, außer Weitwinkel und leichten Teleobjektiven, wollte ich wirklich "andere" Sichtweisen finden.
Italienische Touristen im Sossusvlei
LG
Wolfgang