Ich wollte mal fragen ob ihr wisst, ob es auch einen Fotografenberuf gibt, bei dem man Bildbände erstellt?
Fotografen fotografieren erstmal. Und unterteilen sich dabei eher nach Themen und Arbeitsfeldern als nach den Medien in denen die Bilder landen.
Wie sollte das auch sonst aussehen?
Gäbe es dann Tierfotografen und Tierbildbandfotografen?
Oder werden Kriegs-, Tier-, Reise-, Akt-, Portrait- und Fetischbildbände dann vom Bildbandfotografen erstellt? Und für die selben Bilder im Stern rückt dann der Magazinfotograf aus, neben dem dann noch der Kollegen für Tageszeitungen und der für Internetpublikationen herlaufen?
Ich reise nach Australien und fotografiere dort als Auftrag für eine Agentur oder einen Verlag die Insel und seine wildlebenden Tiere.
Das ist sicher eine nette Vorstellung, aber das wirst Du nur erleben, wenn Du so gut bist, daß der Verlag es für eine gute Idee hält gerade Dich zu schicken. Das werden die aber nicht tun, weil Du dich "Bildbandfotograf" nennst, sondern nur, weil Du Dir einen dementsprechenden Namen erarbeitet hast, der tolle Ergebnisse garantiert oder der dafür sorgt, daß sich das Buch verkauft, weil es eben von Dir ist.
In den meisten Fällen steht bei einem Bildband aber der Fotograf mit fertigen Bildern am Anfang, der sich dann einen Verlag sucht (oder das im Selbstverlag macht, wenn er keinen findet). Z.B. Leute wie Michael Martin oder Dieter Glogowski, die durch die Gegend reisen, Diavorträge halten und dann aus dem Zeug auch einen Bildband machen.
Und da mag es dann auch Deals geben, bei denen der Verlag bei der Finanzierung der nächsten Reise hilft, wenn der letzte Bildband sich gut verkauft hat. (Nicht anders als bei Schriftstellern eigentlich.)
ABER:
Geh mal in eine Buchhandlung und Du wirst, gerade bei Themen wie "Australien" jede Menge Bildbände finden, bei denen sich ein Verlag einfach die Bilder über Agenturen zusammengekauft hat, weil das viel billiger ist als einen Fotografen ein ganzes Land abreisen zu lassen. Und der billigere Bildband verkauft sich auch. (Diese Machwerke gibt es auch immermal bei Lidl, Aldi und Co., letztes Jahr zur WM zum Beispiel jede Menge Südafrikabildbände. Genauso beliebt sind die 4,99 € Feuerwehr-, Katzen, Hunde-, Trecker-, Leuchtturm-, Dampflock-Fotokalender bestückt mit miesen 20 Cent Microstockbildern und in mieser Qualität gedruckt in dem Land wo es gerade am billigsten ist.)
Ist dies nun einfach ein Auftrag oder auch schon ein richtiger Beruf?
Benötigt man dafür eine Fotografenausbildung, wird man von einer Agentur oder einem Verlag für so etwas kontaktiert?...
Ich würde nicht drauf warten, daß die anrufen.
Ich kenne einige Fotografen, die in diesem Bereich arbeiten. Die Bildbände sind nur ein Teil der Arbeit sind für manche Fotografen ein Nullsummenspiel. D.h. sie verdienen das Geld mit anderen Fotos
Oft finanziert sich das Material für einen Bildband aber auch, indem Teile des Gesamtprojekts als Aufträge laufen oder im Rahmen von Aufträgen entstehen bzw. Bilder während der Arbeit am Bildbandprojekt schon anderweitig irgendwo veröffentlicht werden und so Geld einspielen.
Einen Bildband photographiert man ja auch nicht mal eben so.
Beim Australien-Beispiel des TO, müßte man ja z.B. das ganze Land bereisen und diverse Orte dann auch zu bestimmten Jahreszeiten bzw. an bestimmten Terminen/Anlässen besuchen. Das kann ganzschön kreuz und quer gehen und man sollte sich das nicht so vorstellen, daß da jemand mal eine Touri-Rundreise durch Australien machen kann und am Ende steht ein Bildband, der das Land zeigt.
Viele andere Projekte sind noch zeitraubender, weil sie Entwicklungen zeigen, die sich über Jahre vollziehen etc. So als Beispiel z.B. Salgados Migranten und Arbeiter.