Fotografie ist der (bewusste) Umgang mit dem visuell Wahrnehmbaren, eine Form der Achtsamkeit und daher in jeder Form zu begrüßen. Wer sich ein Bild seiner Welt macht, ist sicher kein Schwachsinniger und wer Technik, wie in deinem Beispiel mit dem Klappdisplay, in der gebotenen Form nicht akzeptiert, wohl auch nicht.
Aber ich halte es für Schwachsinn, oder besser: gefährlichen Unfug, Polarisierungsthreads wie diesen zu starten, weil dabei nichts rumkommen wird. 1960 waren wir alle begeistert von der Kraft das Atoms, heute wissen wir nicht wohin mit dem Krampf. Heute johlen alle "E-Auto", übermorgen haben wir deswegen wieder die AKWs an der Backe, weil der Strom halt auch produziert sein will, etc. Ja, Dinge ändern sich. Vor allem, weil im Gewinnstreben die Argumente der Marketeers ernster genommen werden, als sie es verdienen. Dass sich daraus "Mode" gestaltet, sollte der mündige Bürger aber schon verstanden haben.
Hallo f:11,
mit Schwachsinn meinte ich tatsächlich Aussagen, die gerade Neulinge oder Unischere User als Vorgaben verstanden und die im Forum so oft zu lesen waren, als seien sie tatsächlich in Stein gemeißelt.
Entweder hat man sie ignoriert, oder sich geschämt, dass man sie ignorierte oder sich doch daran orientiert - bis es dann vermehrt andere Aussagen (oder technische Neuentwicklungen wie das Klappdisplay an der Nikon D750) gab, die alles revidierten.
Der Schwachsinn liegt also mMn darin, dass sich unsichere und unerfahrene User (das muss nicht beides zusammentreffen
) evtl. völlig ohne Grundlage an oft wiederholten Aussage orientierten, die aber im Prinzip doch nur Meinungen waren.
- Miniaturfotografie
- die Comic-Bilder aus der Sony RX100 I
- milchiges Wasser/Gewässer, das als solches nicht mehr erkennbar ist
- Freistellung? Freistellung in einer Art, dass Umwelt total ausgeblendet wird? Eine Meise/eine Blume mit nur noch verschwommenem, grünen Irgendwashintergrund? Könnte ich mir auch vorstellen.
Dies sind mMn in der Tat Trends, die natürlich erst mal mitgemacht werden, weil sie neu oder verbreitet sind und später bewusst von einigen als Vorliebe fortgeführt werden und von anderen nach dem Hype abgelehnt werden, weil sie nicht zur eigenen Vorstellung von Fotografie passen.
Ich persönlich möchte so etwas gar nicht beurteilen, weil es je nach Anwendung, Motiv und eben Vorliebe doch sehr gut wirken kann (wenn auch nicht für alle).
Ein Vogel ist freigestellt auf jeden Fall besser zu erkennen als vor vielen Ästen im Baum sitzend (oder auf einer Wiese mit ähnlichen Farben wie sein Gefieder).
Ebenso kann Colorkey (meist gehasst?
) überlegt angewendet ein Motiv hervorheben, während es unüberlegt angewendet eben nur ein farbiges Element in einem unnötig grauen Bild zeigt.
Sehr interessant finde ich auch beitis Ausführungen:
Die Autofokus-Diskussion in den 1990er-Jahren war sicher ein gutes Beispiel - auch wenn es da noch keine Internetforen gab und die Diskussion noch ganz altmodisch von Mensch zu Mensch (und teilweise über Leserbriefe in Fotozeitschriften) stattfand.
Eine noch frühere Diskussion war die bei Einführung der Kleinbild-Formates. Die Wenigsten konnten sich vorstellen, dass man mit so kleinen Negativen anständige Bilder hinkriegt. (Ironischerweise sagt man heute "Vollformat" und findet es sehr groß.)
Allen diesen "historischen Fehleinschätzungen" ist eines gemeinsam: Die Kritiker hatten zu wenig Fantasie, um sich die Technik weiterzudenken.
(...)
Mittelformat ist heute m.W. unerschwinglich für die meisten Hobbyfotografen (und wird auch selten angeboten?).
Durch die Augen gesteuerte AF (und andere Parameter?) in der "Fotobrille" könnte ich mir tatsächlich vorstellen, so dass man eine echte "Immerdabei-Kamera" hätte (Frage wäre nur, wie man verschiedene Objektive davor setzen: Reel oder viruell und wenn ja, wie genau).
Bei der "Vollformatdiskussion" hat sich mMn auch die verbreitete Meinung (= oft wiederholte Meinung), man könnte im Prinzip nur mit VF-Kameras und entsprechenden Objektiven "richtige bzw. richtige gute" Fotos machen.
Ebenfalls verschwunden ist mMn die oft wiederholte Meinung, man müsse unbedingt im RAW-Format fotografieren (beides vermutlich, weil die neuen APS-C-Kameras sich den günstigen Kleinbildkameras immer weiter annäherten und JPEG-Bilder sich nach der Bearbeitung nicht mehr deutlich von bearbeiteten RAWs unterschieden?).
Auch die Aussagen, man müsse unbedingt im M-Modus fotografieren (immer und überall) wurde revidiert, wobei ich persönlich das Fotografieren in M tatsächlich angenehmer finde als in den Halbautomatiken, jedenfalls, wenn man kein Stativ verwendet.
Die Crop-/VF-Diskussion fand ich schon anstrengend, als dass sie oft implizierte, man müsse sich irgendwann mal eine Vollformatkamera kaufen, wenn man richtig gute Bilder machen wolle. Ebenso die RAW/JPEG-Diskussion, wobei dies mMn einfacher war (da ein Bearbeitungsprogramm deutlich günstiger als eine Kleinbildkamera ist und teilweise kostenlos).
Teilweise haben diese Aussagen aber Anfänger dazu gebracht, sich eine Kleinbildkamera als Erstkamera zu kaufen und dann sofort im M-Modus RAWs aufzunehmen - und dann zu fragen, warum ihre Bilder nicht wunschgemäß werden. Weil es natürlich überhaupt keine Schande ist oder
sein sollte, sich Schritt für Schritt vorzuarbeiten im eigenen Tempo, um dann irgendwann vielleicht nur in M und RAW aufzunehmen, statt gleich alles auf einmal lernen zu müssen.
LG
Frederica