Metamerie und andere Farbwiedergabefehler,
lieber Cossart, vielen Dank für Deinen zutreffenden Beitrag.
Zuerst einmal mit der Bitte um Entschuldigung, dass es etwas OT wird, ich versuche die Fragestellung im Auge zu behalten. Sorry an Biork, ich hatte das mit der Grösse der Lichtquelle schlichtweg überlesen, natürlich ist ein Panel 60x120 für Dich zu gross. Reichelt hat noch günstigere Panels in 60x60, die auch EINZELN verkauft werden für unter 30€, bei der nächsten Bestellung lasse ich eins mitkommen, günstiger komme ich nicht an Flächenlicht. Dazu VERMUTE ich, dass nach Wegnahme der Diffusorplatte der Abstrahlwinkel von den angegebenen 120 Grad enger wird und ganz grob die doppelte Intensität auf das Objekt fällt, man darf nicht vergessen, das sind Allgebrauchsleuchten ohne Fotobezug. Wenn die Brennweite des Objektivs weniger Ausleuchtwinkel erfordert, Bingo!
Ich habe mich beruflich ca. 30 Jahre unter Anderem mit technisch quantifizierbarer Farbwiedergabe beschäftigt. Da gibt es mehrere Ordner mit Messkurven aus Spektralphotometern mit Mess-Rasterweiten von 2, 5 oder 10nm, von Macbeth und X-Rite, von Lichtquellen und Objekten. Deshalb ist Metamerie für mich kein Fremdwort.
Die Tatsache, dass Metamerie existiert heisst nicht zwangsläufig, dass jedes Bild mit dem leisen Einfluss von Metamerie unbrauchbar wird.
Ideal ist immer ein Planckscher Strahler, aber auch ein Elektronenblitz verfehlt dieses Ziel bereits, was ich dem Elektronenblitz aber nie anlasten würde.
Ein Ingenieur fragt nicht digital nach Gut und Böse, sondern nach verwendbar oder für den Zweck zu problematisch.
Ich mache selbstverständlich Bilder mit Fluoreszenzlicht, was "eigentlich" nicht erlaubt sein sollte. Die Digitalkameras tragen dieser Praxis Rechnung und bieten mir dafür WBs an. Natürlich sind (waren) das erst einmal Linienspektren, die technisch mit geeigneten Massnahmen "aufgefüllt" wurden. Dazu gehört auch, verschiedene Leuchtstoffröhren in einer gemeinsamen Leuchte miteinander zu kombinieren, damit das Manko der Einen durch die Spezialisierung der Anderen kompensiert wird.
Für die, welche es interessiert: kombiniert die Leuchtstoffröhren-Spektren Osram Lichtfarbe 11 mit Farbe 77 (sorry, alte Typbezeichnungen) und macht Aufnahmen, die Farben werden sehr gut. Visuell sieht das leicht rosa Licht gewöhnungsbedürftig aus, aber wir machen FOTOS! Vergleicht das mit dem Osram-Spektrum 12 oder 72, wovon Osram sagt, es seinen deren "beste" Röhren. Aber macht es! Dann vergleicht Ihr die Kombi Farbe 11 + 77 mit der Wiedergabe eines Elektronenblitzes, und oh Wunder....na, seht selbst!
Lichtquellen mit so grausigen Spektrallücken wie Osram Neon-Lichtfarbe 20 oder 25 oder Metalldampffarbe HQI-N aus den 80ern finde ich heute nirgendwo mehr.
Wir kämpfen um gute Farbwiedergabe, und der Feind lauert in mehreren Ecken. Cossart schrieb, die Farbstoffe des Bayer-Patterns seien nicht optimal, natürlich sind sie das nicht. Ich kenne KEIN fehlerfreies Farbübertragungssystem. Tendentiell sind additive Systeme mit SEHR sorgfältig ausgesuchten Filtern noch am Ehesten in der Lage dazu (Technicolor, ich habe viel Auszugs-Farbfotografie gemacht für wissenschaftliche Verwendung). Aber da war es auch ein mühsamer Job, die richtigen primären Filter zu (er-) finden, oft ging das nur mit Kombis aus 2 Gläsern pro Kanal.
Es gibt relativ wenig Körperfarben, die extrem schmalbandig reflektieren. Viel eher trifft man auf schmalbandiges Licht, das beste Beispiel ist Niederdruck-Natriumdampflicht mit einer Halbwertsbreite von ca 2nm. Der Effekt ist, dass alle Fernsehkameras das Dottergelb der Na-Leuchten als Orangerot wiedergeben. Das liegt daran, dass im Übergang von der Grünempfindlichkeit mit flacher rechter Flanke zur Rotempfindlichkeit mit steiler linker Flanke das Na-Gelb dazwischen wegen der Asymmetrie "unter die Räder kommt". Das ist ein gravierender Wiedergabefehler.
Wenn ich eine Leuchte mit RA 80 verwende, heisst dies, dass gemittelt über alle Farben das Delta der Farbwiedergabe ein bestimmtes Mass annimmt. Diese Delta wird bestimmt aus Farbton, Sättigung und Helligkeit, halt die Differenz vom Original-Farbort zum Wiedergabe-Farbort. Das menschliche Auge ist aber, je nach Farbton, da anspruchsvoller oder toleranter. Im Grünbereich muss der Farbton für das Auge besser stimmen als im Roten oder Blauen, dafür darf die Helligkeit ein wenig abweichen. Im Blauen akzeptieren wir auch eher Helligkeitsabweichungen, aber der Farbton des Himmels muss stimmen, der Rest darf (eher) Fehler machen. Somit ist die Aussage des Ra, ob wir das Bild akzeptieren, keine reine Farbtonfage, Sättigung und Helligkeit spielen mit und beeinflussen das formale Ergebnis.
All dies bedeutet, dass der reine Ra für eine konkrete Aufgabenstellung keine finale Entscheidung ist.
So, es ist länglich genug geworden, und Biork hat noch nicht gesagt, was er tatsächlich aufnimmt.
Ich meine, beim Ra die Kirche im Dorf zu belassen und zu sehen, wie die Bilder werden.
Bunte Eifelgrüsse
maro