Außerdem ist die absolute Genauigkeit größer je lichtstärker ein Objektiv ist, da der Schärfebereich dann kleiner ist und die Fokusungenauigkeit deutlicher ist (der AF nutzt ja immer Offenblende).
Das ist so beim manuellen Fokussieren, aber leider nicht beim Autofokus von Spiegelreflexkameras.
Die AF-Sensoren nutzen bestimmte Randbereiche der Linse, die gerade noch bei ca. Lichtstärke 5,6 vorhanden sind. Das ist der Grund, warum bei einem Objektiv mit z. B. Lichtstärke 8 kein AF mehr funktioniert, egal wie hell der Raum ist. Auch die bekannten Fehler Front- und Backfokus hängen mit dieser Arbeitsweise zusammen. Würde der AF einfach "nach Sicht" scharfstellen, könnte es solche Abweichungen nicht geben.
Die AF-Systeme von Kompaktkameras arbeiten tatsächlich so; deshalb haben Kompakte nie Front- oder Backfokus.
Es gibt ein paar EOS-Modelle (z. B. 20D), die noch zusätzliche AF-Sensoren besitzen, um die Genauigkeit bei lichtstarken Objektiven zu erhöhen. Um diese zusätzlichen Sensoren zu nutzen, braucht man mindestens Lichtstärke 2,8; eine weitere Erhöhung der Lichtstärke bringt auch bei diesen Modellen keine Verbesserung des AF.
Wenn man bedenkt, daß die Anforderungen an die Fokussiergenauigkeit bei großen Blenden steigen, kann es schon passieren, daß man Fokussierfehler an einer lichtstarken Linse früher sieht als an einer lichtschwachen. Wenn die Objektive gut zentriert sind, sollte der AF aber trotzdem stimmen. Mit manueller Fokussierung würde man nur dann besser fahren, wenn das Objektiv einen echten AF-Fehler hat.
Ich habe mein 1,8/50 sowohl an der Nikon D70 als auch an der D200 benutzt. Bei beiden arbeitet der AF mindestens so genau wie ich selber beim manuellen Fokussieren. Gerade bei der D70 mit dem kleinen Sucher ist das manuelle Fokussieren sowieso Glückssache; an der D200 geht es ganz ordentlich, aber bestimmt nicht präziser als der AF.