So, Butter bei die Fische....
Nachdem ich meine umfangreiche Fotoausrüstung auf eine Bridge- und eine Vollformatkamera reduziert habe, suchte ich, statt eines dedizierten großen Fotorucksackes, einen Daypack zum Wandern, der im unteren Teil ein Fotofach mit Schnellzugriff für eine kleine Ausrüstung bietet.
Ich habe mir deswegen die schwarze Version "Entdeckbag" bei einem großen Onlinehaus gekauft.
Der Preis schwankt je nach Angeboten zwischen 89 und 109€!
Vorläufige und subjektive Auswertung:
+++ Der Rucksack sieht sehr neutral und nicht wie ein Kamerarucksack aus. Die Verarbeitung der Nähte und Reißverschlüsse ist sehr gut und vergleichbar mit der von anderen großen Marken.
Die Aufmachung entspricht einem eher einem „Urban“ statt „Outdoor“ Design.
+++ Das Kamerafach ist nur vom Rückenteil zugängig, somit wird ein Diebstahl im Großstadtgedränge vermieden.
Man kann den Rucksack mit dem „Slide&Shoot“ Design um deine Hüfte nach vorn schwenken und so hat man Zugriff auf die Kamera und Objektive.
Das funktioniert tatsächlich und geht genauso schnell wie ein Zugriff von der Seite, ist jedoch sicherer vor Taschendieben.
Es gibt im Deckel innen eine große RV-Tasche und 2 kleine Taschen mit Klett für Speicherkarten.
Es gibt 2 große und 4 Unterteiler, sowie 4 flexible Sicherungsbänder für die Anpassung an die eigene Ausrüstung.
+++ Es gibt eine passende Regenhülle, welche in einer eigenen RV-Tasche in der Mitte der Außenseite verstaut ist.
++ Die Außenmaße sind mit 48x30x18cm für die meisten Airlines kabinentauglich (Ausnahmen bei den Billigfliegern möglich).
++ Es gibt 2 Handgriffe oben, die mit einem Druckknopf verbunden und fixiert werden. Damit kann man ggf. auch eine Jacke fixieren. Muss ich noch testen.
++ Es gibt auf der einen Außenseite über die komplette Länge von oben nach unten eine etwa 12cm tiefe RV-Tasche, dies z.b. für Reisedokumente, oder einen dünnen Pulli, oder etwas anderes flaches wie ein Smartphone nutzen lässt.
++ Auf der anderen Seite gibt es ein Fach für ein 14“ Laptop oder Tablet mit einem gesicherten Reißverschluss. Innen befindet sich noch eine weitere RV-Tasche.
+ Die Farbe "schwarz" ist zwar recht unauffällig, aber wird jedoch durch Sonneneinstrahlung im Sommer schnell warm.
Die beiden anderen Varianten sind jeweils in einem viel zu auffälligen (Aral)Blau gehalten, eine Variante mit Pusteblumenmotiv. Gäbe es letztere in schwarz, hätte ich das wohl ausgewählt. Das verwendete Außenmaterial erscheint mir sehr robust, ist aber nirgends spezifiziert.
+ Die Trage- und Beckengurte lassen sich recht gut einstellen und sind sehr angenehm gepolstert.
Der Beckengurt ist sogar für moderate Bierbäuche geeignet und hat 2 kleine RV-Taschen. Leider sind sie zu klein für ein Smartphone, aber gut für Kleinteile wie Tempos, Schlüssel oder eine kleine Taschenlampe.
+ Die eine der zwei Mesh-Seitentaschen hat Platz für eine 0,7 L Trinkflasche mit 8 cm Durchmesser und oben einen Haltegurt zum Fixieren der Flasche.
+ Die Reißverschlüsse schließen komplett, es gibt Sicherungsklipps gegen Taschendiebe an den Außentaschen.
+ Das Kamerainnenteil misst 25Hx25Bx13T cm und kann auch komplett entnommen werden, sodass man entleert einen "vollwertigen" Wander- oder Tagesrucksack erhält.
+/- Das Gewicht liegt bei knapp 1,5 kg leer und ist dem dicken und robusten Material geschuldet. Das ist ein durchschnittliches Gewicht.
+/- nach oben leicht konische Form, unten dick und tief, nach oben hin den Seiten leicht verschlankend. Dadurch geht oben etwas Stauraum verloren.
+/- Das Daypackfach oben ist mit 5 Fächern und 1 RV-Tasche für Kleinteile und Wanderzeugs ausgestattet. Das dürfte für mich gerne etwas größer ausfallen, z.b mit einer Rollextension, damit auch mal zusätzlich eine leichte Regenjacke oder Windbreaker hinpasst.
+/- Der Stativhalter ist einer der beiden Stretch Beutel an jeder Seite des Rucksacks. Das jeweils zugehörige Sicherungsband ist für mein kleines Stativ (nur 28cm lang) etwas zu hoch angebracht.
+/- Es gibt einen Brustgurt zum Fixieren, der jedoch für XXXL Menschen oder bei Verwendung einer dicken Jacke schnell knapp werden dürfte.
Die Schnalle enthält eine Signalflöte.
+/- Das Rückenpolster ist 2-teilig und ausreichend belüftet. Das untere Teil ist der Zugang zum Kamera und könnte etwas steifer ausfallen. Je nach Bestückung, kann sich das ein oder andere Teil in den Rücken bohren.
Deswegen habe ich in die Reisverschlußinnentasche des Deckels, die etwas größer als das Polster ist, eine von mir angepasste 0,3mm starke PVC Bastelplatte eingesteckt.
Die Dicke des Rückenpolsters ist eigentlich okay. Ich hoffe es reicht auch bei lange Strecken aus und sie dünnt sich mit der Zeit aus.
- Das Rückenpolster unten ist wirkt subjektiv etwas dünn, es sollte etwas höher gezogen und so bis zum oberen Reißverschluss gehen.
Ich hoffe die Dicke der Polsterung reicht auf Dauer aus.
Das Deckelfach sollte insgesamt steifer ausgeführt sein.
- Leider gibt es keine Halter für Wanderstöcke links & rechts. Habe ich an meinem bisherigen Rucksack jedoch nur 1x benutzt und wiegt daher nicht so schwer.
-- Es gibt keine Schutzaufsätze oder zusätzliche Beschichtung an der Unterseite des Rucksacks.
Hier sollte nachgebessert werden, damit er beim Absetzen weniger verschmutzt.
Erster Praxistest:
Der Rucksack wartete bereits lange Zeit bestückt wegen schlechten Wetters auf seinen ersten "richtigen" Testeinsatz im Gelände.
Dieser erfolgte nun endlich am vergangenen Feiertag bei sonnigen 28°C und ist durchaus positiv ausgefallen.
Gepackt hatte ich:
Kameras:
Sony A7C II mit Tamron 28-200mm Di III RXD f/2.8-5.6
Sony RX 10 IV
Objektive
Samyang FE AF 75mm f/1.8
Sony SEL 16-35mm G PZ f/4
Blitz
Sony HVL-F20M
Stativ
Cullmann Neomax 260 (Reisestativ, mittel)
Außerdem noch eine 0,7 Liter Thermosflasche, sowie diverses Zubehör wie Aufheller, Filtertasche, Tuch, Kabel, 4 Akkus und Speicherkarten.
Das Gewicht von insgesamt ca. 7kg war zunächst ungewohnt für mich, doch der Tragekomfort war besser als erwartet.
Unterwegs habe ich die Anordnung nochmal angepasst, damit das Gewicht optimal verteilt ist. Meine zusätzlich eingesetzte Platte hat sich im Tragekomfort positiv bemerkbar gemacht.
Der Brustgurt ist für mich (Big Boy) etwas knapp geraten und ist bis zum Anschlag verlängert.
Geschwitzt habe ich wegen der warmen Temperaturen am Rücken auch, aber es war mir nie unangenehm.
Wegen der Wärme entfielen sowohl der Test für die Regenhülle, als auch der „Jackentest“ auf der Oberseite des Rucksackes.
Dem „Slide&Shoot“ Feature gegenüber war ich ja zunächst skeptisch eingestellt, aber es funktioniert tatsächlich sehr gut! Auch sogar mit Wasserflasche und Stativ in den Außentaschen, wenn man denn den Rucksack nach dem Schwenk langsam und bedacht absenkt.
Wie bei einem Bauchladen hat man Zugriff auf den Inhalt. Man kann so gefahrlos Filter und Objektive wechseln, ohne dabei den Rucksack abzusetzen.
Vorläufiges Fazit:
Ich gebe dem Rucksack 4 Sterne, weil er für meinen Zweck = Schwerpunkt Daypack ausreicht und es keine wirkliche Alternative für </= 100EUR gibt.
1 Stern ziehe ich wegen der genannten Minuspunkte ab.
Die 89 EUR, die ich dafür bezahlt habe, ist der Rucksack definitiv wert.
PS: Über weitere Erfahrungen hier würde ich mich sehr freuen.
Ich plane demnächst eine weitere Tour und werde dann davon berichten und außerdem noch ein paar Fotos nachreichen.
