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Zoom + Stabilisator vs. Festbrennweite

Stefan mit F

Themenersteller
Moin,

wie in meiner Signatur zu sehen, besitze ich ein Reisezoom (AF-S DX NIKKOR 18-200 mm 1:3,5-5,6G IF-ED VR) und zwei Festbrennweiten (AF-S DX NIKKOR 35 mm 1:1,8G und AF NIKKOR 50mm 1:1,8D) die ich an meiner Nikon D7200 einsetze.

Vor allem, wenn ich ohne Stativ fotografiere, stellt sich mir oft die Frage nach der richtigen Wahl des Objektivs.

Meine Einschätzungen:
  • Die Festbrennweiten sind optisch "besser". Bei Stativeinsatz und genug Zeit ist es nie sinnvoll, für Aufnahmen mit 35mm Brennweite oder 50mm Brennweite das Reisezoom zu verwenden, da die Festbrennweiten besseres Freistellen (falls gewünscht), deutlich höhere Lichtstärke und eine detaillierere Abbildung ermöglichen.
  • Das genannte Reisezoom ist, wenn man das Bokeh der Festbrennweiten nicht benötigt, optisch nicht viel schlechter als die Festbrennweiten. Dafür spricht auch der 2-3-fach höhere Preis und das Gewicht... auch wenn dies allenfalls ein schwaches Indiz sein kann.

Da ich auch gerne mal den 'Fehler' mache, bei schlechtem Licht ohne Blitz und ohne Stativ akzeptable Fotos schießen zu wollen, bin ich auf die Idee gekommen, anhand der technischen Daten einmal "durchzurechnen", welchen Vorteil der Bildstabilisator im Reisezoom bringt.

Dazu die erste Frage:
Die angegebene Lichtstärke eines Objektivs berechnet sich ja "aus dem maximal möglichem Durchmesser der Eintrittspupille und der Brennweite" (aus Wikipedia, scheint trotzdem zu stimmen). Heißt das, dass alle Objektive, die eine angegebenen Lichtstärke von 1:1.8 haben, tatsächlich (bis auf Rundungsfehler o.ä.) gleich lichtstark sind? Oder kann es auch wesentlich von der Objektivgüte abhängen, z.B. wieviel Licht im Objektiv ungünstig reflektiert wird und damit "verschwindet"?
Anders formuliert: Ist ein 1:1.8er DX Objektiv mit 50mm Brennmweite für 200 Euro genauso lichtstark wie ein 1:1.8er DX Objektiv mit 35mm Brennmweite für 2000 Euro und nur in der Abbildungsqualität / Auflösung besser? Oder lässt es evtl. auch mehr Licht durch?
Hierbei wäre ich sehr dankbar, wenn die Antwortenden keine Mutmaßungen äußern, sondern sich jemand mit Fachkenntnis meldet.

Die zweite Frage:
Nikon wirbt damit, dass der Bildstabilisator meines Reisezooms bis zu 4 Blendenstufen ausgleicht (Zitat: "[...] bis zu 16fach längeren Belichtungszeiten (entspricht 4 LW) [...]". Die Lichtstärke meines Reisezooms bei Offenblende bei 35mm ist 1:4.2 (laut Anzeige auf der D7200).
Eine Blendenstufe mehr entspricht 1:3.0, 2 Blendenstufen mehr entspricht 1:2.1, 3 Blendenstufen mehr entspricht 1:1.5 und 4 Blendenstufen mehr entspricht 1:1.1 (jeweils im besten Fall, wenn der Bildstabilisator maximal viel leistet).
Bedeutet das, dass es bei schlechter Ausleuchtung und Fotografie ohne Stativ sinnvoll ist / sinnvoll sein kann, das Reisezoom mit Stabilisator der Festbrennweite vorzuziehen, um ein Bild mit 35mm Brennweite zu schießen?

Ich war bisher (intuitiv) davon ausgegangen, dass die Festbrennweiten meinem Reisezoom immer überlegen sind, wenn ich nicht zoomen muss. Ist diese Intuition also falsch?

Und die dritte (letzte) Frage:
Im Netz (und auch hier im Forum) finde ich jede Menge Vergleiche ähnlicher Objektive, z.B. Nikkor 55-300mm VR DX vs. Tamron 70-300mm VC, auf chip.de (sollte man die Statistiken dort ansehen oder sind die realitätsfern?) sogar ganze Rankings von Telezooms, Standardzooms, Reisezooms, Weitwinkel und Festbrennweiten, jedoch finde ich kaum Möglichkeiten, die optischen Qualitäten z.B. von Festbrennweiten mit denen von z.B. Reisezooms zu vergleichen.
Wie finde ich heraus, wie viel schlechter die Qualität meines Reisezooms im Vergleich zu den Festbrennweiten ist? (Auflösung, Aberrationen, Verzeichnungen etc.)

Ich fotografiere in der Regel im Rohformat und verwende DxO Optics Pro, um meine Bilder nachzubearbeiten, insofern stört mich z.B. die Verzeichung meines Reisezooms nicht besonders.

Über Antworten (gerne auch Literaturempfelungen / Links) wäre ich sehr dankbar. Da meine Fotos oft Schnappschüsse und damit schlecht oder gar nicht reproduzierbar sind, geht es mir mehr um das theoretische Verständnis als um "Lösungen durch herumprobieren". Testen kann ich immer noch, wenn ich das theoretische Wissen erworben habe.
Falls meine Fragen bereits an anderer Stelle gestellt wurden, bitte ich um Entschuldigung, dass ich sie trotz Suche nicht gefunden habe - dafür klicke ich gerne sämtliche Links an, die mir hier empfohlen werden.
 
Hallo Ste F an,

zum Thema Licht und physikalische Grundlagen:
http://www.striewisch-fotodesign.de/lehrgang/index.htm
Kannst dir die Frage 1 dann selbst beantworten.

Zu 2)
Ich persönlich würde immer eine Festbrennweite einem 10-fach Zoom vorziehen. Stabi hin oder her. Es gibt in dem Zoomobjektiv halt deutlich mehr (bewegliche) Linsen.
Der beste Zoom sind eh deine Beine.

Zu 3)
Musst Du nicht rausfinden. Dein Reisezoom ist schlechter als die FBs.

Mal so gefragt, was Fotografierst Du eigentlich? Sind das "Schnappschüsse" fürs Familienalbum oder möchtest Du deine Fotos einem (Fach-) Publikum zeigen? Wie viel bist Du bereit für ein neues Objektiv auszugeben, wenn Die jemand sagt, dass das was Du machen willst mit deinem Reisezoom nicht geht (ok ist jetzt ein bisschen dramatisiert).

VG
Micha

PS
Du hast jetzt aber nicht den Stabi auf dem Stativ verwendet oder?
 
zu 1) : Blende 1.8 ist und bleibt Blende 1.8 und lässt Licht für Blende 1.8 durch - andernfalls wäre eine ordentliche Belichtungsmessung nicht möglich.

zu 2) : Die « Blenden » an « mehr » bei den VR-Optiken beziehen sich - wie von Dir auch geschrieben - rein auf Belichtungszeiten, nicht Blendenöffnungen.
LW = Lichtwert = EV = exposure value = eine Zahl, die ausgehend von Blende 1 bei einer Sekunde Belichtungszeit und ISO 100 auf alle möglichen Zeit / Blende / ISO-Kombinationen Anwendung findet.
VR hilft bei zweifelhaften Lichtverhältnissen Bilder in annehmbarer « Qualität » freihand machen zu können, die üblicherweise nach der « Faustformel » längstmögliche Belichtungzeit freihand = 1/(kb-äquivalente) Brennweite. Gilt für Festbrenner ; bei Zoom wegen des Gewichts und pipapo die längste Brennweite. Gilt für die massivgebauten Panzer ; bei den Plastikfliegengewichten wird sich das irgendwo im letzten Drittel befinden.
Um in vollen Werten zu sprechen : mit 50mm Brennweite (KB) hast 1/60s als « verwacklungsfreie » Untergrenze ; die kann mit VR dann sozusagen auf 1/4s « hochgeschoben » werden. (Nikons Entwicklung geht dabei auch nach vorne. Vor ein paar Jahren waren es noch 3LW, inwischen sind es 4 und in Bälde muss die Kamera nur noch irgendwie festgehalten werden ;) )
Richtige Kamerahaltung vorausgesetzt dabei, eigenen Tatter aussen vorgelassen.

Zur Abbildungsqualität halte ich mich raus ; da wird bei heutigem Stand der Technik gerne Wind drum gemacht und im Endergebnis spielt sich das im Bereich homöopathischer Dosen ab, die man im Endprodukt (Bild an der Wand) nicht sieht. Vor 15 Jahren sah das noch deutlich anders aus, wenn nicht die high-end Optiken der Premiumhersteller im Spiel waren. Auch Sigma war mal richtig übel. Heute liefern selbst Samyang / Rokinon und Konsorten brauchbares Zeug. Zusammen mit den Möglichkeiten der Nachbearbeitung bzw. kamerainterner Verrechnung von Verzeichnungsfehlern werden die Grenzen noch einmal enger. (Die aktuellen 50er Nikkore sind btw übel. Sowas hat es in der Geschichte der Firma noch nicht gegeben, dass die Standardbrennweiten verzerren. Alles zum Wohle « knackscharfer » Bilder :angel: )

zu 3) Keine Ahnung. Ich kaufe weder Glas noch Gehäuse nach Testchart ;)
Aber aufgrund des optischen Aufbaus erhöht sich die « Fehleranfälligkeit » bei allen Aberrationen. Kommt eine Festbrennweite zb mit 5 Linsen in drei Gruppen hervorragend klar, hat es in Zooms schnell zweistellig Linsen in zweistellig Gruppen.
@Schlauvögel : Ich weiss, dass das 105 VR zweistellig Linsen in zweistellig Gruppen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Zoom mit Stabilisator vs. Festbrennweite ohne Stabilisator

Die Festbrennweiten sind optisch "besser".
Davon kann man wohl ausgehen.


Das genannte Reisezoom ist, wenn man das Bokeh der Festbrennweiten nicht benötigt ...
Scheint, als seist du dir nicht darüber im klaren, was "Bokeh" bedeutet.


... optisch nicht viel schlechter als die Festbrennweiten.
Viel schlechter nicht. Aber ein bißchen schlechter schon. Deshalb benutzt man so ein Reisezoom für gewöhnlich nur dann, wenn Handlichkeit und Flexibilität wichtiger sind als das letzte bißchen Bildqualität.


Die angegebene Lichtstärke eines Objektivs berechnet sich ja "aus dem maximal möglichem Durchmesser der Eintrittspupille und der Brennweite" [...]. Heißt das, daß alle Objektive, die eine angegebenen Lichtstärke von 1:1,8 haben, tatsächlich (bis auf Rundungsfehler o. ä.) gleich lichtstark sind?
Ja, selbstverständlich. Zumindest, was die geometrische Lichtsärke angeht, also das Öffnungsverhältnis.


Oder kann es auch wesentlich von der Objektivgüte abhängen, z. B. wieviel Licht im Objektiv ungünstig reflektiert wird und damit "verschwindet"?
Ein bißchen Licht verschwindet tatsächlich, einfach weil Linsen aus Glas nicht perfekt durchsichtig sind. Was Licht brechen und damit ein Bild formen kann, das kann nicht zugleich Licht verlustlos durchleiten. Diese sogenannten Transmissionsverluste werden bei der Angabe der geometrischen Lichtstärke nicht berücksichtigt und können tatsächlich dazu führen, daß zwei Objektive mit gleicher geometrischer Lichtstärke unterschiedliche effektive Lichtstärken aufweisen.

Doch die Unterschiede sind in der Regel marginal. Sie hängen in erster Linie von der Zahl der Linsen und Gruppen sowie der Qualität der Vergütung ab. So hat z. B. ein Zoom mit 15 oder 20 Linsen stets einen höheren Transmissionsverlust als eine Festbrennweite mit fünf oder sechs Linsen. Aber die Differenz der Transmissionsverluste macht höchstens etwa ein halbe Blende aus, meist deutlich weniger. Und mit der Abbildungsleistung hat das gar nichts zu tun.

In der täglichen fotografischen Praxis aber ist das normalerweise kein Thema.


Anders formuliert: Ist ein 1:1,8er DX-Objektiv mit 50 mm Brennmweite für 200 Euro genauso lichtstark wie ein 1:1,8er DX-Objektiv mit 35 mm Brennweite für 2000 Euro und nur in der Abbildungsqualität/Auflösung besser?
Bei zwei Festbrennweiten mit ähnlicher Brennweite, gleicher (geometrischer) Lichtstärke und (annähernd) gleicher Vergütungstechnologie würde ich mit keinerlei wahrnehmbaren Unterschied hinsichtlich der Transmission rechnen. Und die höhere Auflösung würde ich eher beim teureren Objektiv erwarten.


Bedeutet das, daß es bei schlechter Ausleuchtung und Fotografie ohne Stativ [...] sinnvoll sein kann, das Reisezoom mit Stabilisator der Festbrennweite [ohne Stabilisator] vorzuziehen, um ein Bild mit 35 mm Brennweite zu schießen?
Rein rechnerisch ja. Das hast du schon ganz richtig ausgerechnet. Aber in der Praxis kann das durchaus anders aussehen, einfach weil die Verwacklung deiner Hand bei weitem nicht der einzige Einflußfaktor auf die technische Qualität deiner Aufnahmen sein wird.

Genau kann dir das letzten Endes niemand sagen; du wirst es selber ausprobieren müssen, mit welchem Objektiv du bei wenig Licht unterm Strich am besten dastehst. Und das kann durchaus an einem Tage dieses und am anderen Tage jenes sein, je nach Motiv, Umständen und deiner persönlichen Tagesform.


Ich war bisher (intuitiv) davon ausgegangen, dass die Festbrennweiten meinem Reisezoom immer überlegen sind, wenn ich nicht zoomen muss. Ist diese Intuition also falsch?
Da hängt ganz davon ab, hinsichtlich welchen Aspektes du die Über- oder Unterlegenheit betrachtest. Die Entscheidung für ein Objektiv ist, wie so vieles im Leben, ein Kompromiß. Es ist eigentlich immer irgend etwas besser in dieser, aber schlechter in jener Hinsicht.

Wenn dir diese Antwort jetzt irgendwie wischiwaschi vorkommt, dann hast du völlig recht. So ist das Leben.


Im Netz (und auch hier im Forum) finde ich jede Menge Vergleiche ähnlicher Objektive, z.B. Nikkor 55-300mm VR DX vs. Tamron 70-300mm VC, auf chip.de (sollte man die Statistiken dort ansehen oder sind die realitätsfern?) sogar ganze Rankings ...
O je. Das ist alles Murks, aus einer Vielzahl von Gründen.


Wie finde ich heraus, wie viel schlechter die Qualität meines Reisezooms im Vergleich zu den Festbrennweiten ist?
Diese Frage ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du besitzt die fraglichen Objektive doch bereits, also benutze sie und schau dir die Bilder an! Dann siehst du doch, ob eins der Objektive in positiver oder negativer Weise heraussticht.
 
Die Fragen und 1 und 2 hat 01af schon sehr ausführlich und richtig beantwortet, zu Frage 3 möchte ich nur ergänzen:

Es gibt im Netz schon Objektivtests, die gut sind bzw. die jedenfalls ich für gut halte, weil sie auch meine eigenen Erfahrungen wiederspiegeln:

http://www.photozone.de/Reviews

und

http://www.dxomark.com/

Bei dxo findest du auch Angaben zu den schon genannten (in der Praxis aber nicht besonders bedeutenden) Transmissionsverlusten.
 
Moin,

vielen Dank für die Antworten, genau diese Art von Hinweisen habe ich mir erhofft. :top:
Jetzt habe ich ein Stichwort (→ Transmissionsverluste) mit dem ich ggf. mal tiefergehend suchen kann, zugleich die Einschätzung, dass diese Verluste i.d.R. vernachlässigbar sind.
01af schrieb:
Scheint, als seist du dir nicht darüber im klaren, was "Bokeh" bedeutet.
Das kann sein. Ich verstehe darunter, laienhaft ausgedrückt, den Verlauf der Unschärfe außerhalb des scharfen Bereichs. Mir ist auch die Hyperfokaldistanz ein Begriff, auch wenn ich diese dank gutem Autofokus in der D7200 noch nicht verinnerlicht geschweige denn unterwegs in Form von Tabellen o.ä. dabei habe. Für Porträts nehme ich natürlich gerne mein 1.4er 50mm, mit dem man wunderbar freistellen kann. Wenn Freistellen jedoch nicht erwünscht ist (ggf. gar Tiefenschärfe wichtig ist), sehe ich den fehlenden Bildstabilisator der Festbrennweiten als möglicherweise problematisch an.

Ich habe doch bei dem Reisezoom und der Festbrennweite jeweils dieselbe Tiefenschärfe, wenn ich dort z.B. Blende 5.6 verwende? Und ich muss in beiden Fällen (bei gleicher ISO) auch identisch lange belichten? Wenn ich nun mit meinem Reisezoom bei 50mm mit Blende 5.6 dank Bildstabilisator wackelfrei 1/4 Sekunde belichten kann und daher ISO 800 gerade noch geht, muss ich ohne Stativ bei der Festbrennweite (50mm) aufgrund der Belichtungszeit (1/60 Sekunde) bei gleicher Blende (5.6) die ISO auf 12800 hochschrauben. In diesem Fall vermute ich, dass das Reisezoom ein besseres Bild liefert, weil die D7200 bei ISO 12800 zu stark rauscht. Sehe ich das richtig?

Bitte keine Antworten der Form "mehr Licht" / "Stativ benutzen". Ich weiß selbst, dass es ein Fehler ist, in solch einer Umgebung ohne Stativ zu fotografieren, aber z.B. im Miniatur Wunderland ist mir teilweise selbst mein Einbeinstativ zuviel, und mit Blitz fotografiere ich dort auch höchst ungern. ;)

Danke auch für den Hinweis, dass ich die Abbildungsqualität meiner Objektive selbst testen kann. Das war mir nicht wirklich bewusst, weil ich immer nur an die Situationen dachte, in denen ich Schnappschüsse gemacht habe. Werde die Tests demnächst mal mit genug Zeit und Stativ durchführen und mir die Bilder ganz genau ansehen.

Meine Fragen bezogen sich auch ausschließlich auf den Einsatz ohne Stativ. Dass man auf dem Stativ den Bildstabilisator ausschalten sollte, habe ich schon mehrfach gelesen, habe dazu meine eigenen Theorien (Abschalten dient der Vermeidung von Aufschwingen oder Fehlkorrekturen, andererseits ist vielleicht (Mutmaßung) ein eingeschalteter Stabilisator auf dem Stativ nützlich, wenn sich das fotografierte Objekt geringfügig bewegt, beispielsweise ein Format-füllendes, minimal schwankendes Schiff, das unverwackelt aufgenommen werden soll, während der Hintergrund verwischen dürfte) und bisher hatte ich bei der Fotografie mit Stativ nie Probleme.

Dass man die Testberichte von Chip.de hier als Murks ansieht, habe ich mir schon gedacht. Für mich ist die Seite ganz nützlich um zu sehen, was es überhaupt am Markt gibt, aber dass ein Computermagazin kein nennenswertes Fotografie-Know-How hat, wundert mich nicht. Trotzdem habe ich mich dort gerne bestärken lassen, dass die D7200 eine gute Kamera ist - sowas liest man eben gerne, wenn man sich für das Modell entschieden hat (neben ausführlichen Berichten z.B. von gweger).
Vielen Dank an Tiefenschärfe für die beiden (augenscheinlich deutlich seriöseren) Adressen!
Laborator schrieb:
Ich persönlich würde immer eine Festbrennweite einem 10-fach Zoom vorziehen. Stabi hin oder her. Es gibt in dem Zoomobjektiv halt deutlich mehr (bewegliche) Linsen.
Der beste Zoom sind eh deine Beine.
Die Entscheidung fiel, weil ich an meiner vorherigen Nikon D5100 je ein 18-55 VR und ein 55-200 VR Kitobjektiv hatte und mir das ewige Wechseln sparen wollte. Als ich dann für 220 Euro das Reisezoom gebraucht erwerben konnte, habe ich mich entschieden, damit die Kitobjektive abzulösen und habe dies nicht bereut. Die Festbrennweiten habe ich danach angeschafft, in dem Bewusst sein, dass die Bildqualität (und vor allem Porträts und Stilleben) weitaus besser sind. Mir geht es in diesem Thread eigentlich nur um den ganz engen Einsatzbereich der Objektive in Umgebungen mit sehr wenig Licht wenn kein Stativ verfügbar ist.

Was das Finanzielle / den Willen zur Erweiterung betrifft:
Sobald ich es mir leisten kann, wird wohl noch ein lichtstarkes Standardzoom (17-55 oder 18-35 oder so) mit 1:2.8 oder besser dazukommen, ein Supertele (70-300 o.ä.), ein Superweitwinkel und ein Makro. Vielleicht auch noch 1-2 weitere Festbrennweiten. Da das Budget dafür die nächste Zeit nicht da ist, werde ich die nächsten Monate erstmal versuchen, mit dem vorhandenen Equipment das Beste herauszuholen und weitere Erfahrungen sammeln. Wenn es soweit ist, kommt ggf. die eine oder andere Frage in der Kaufberatung... es sei denn, ich entscheide mich (wie bisher), interessierende Objektive einfach mal gebraucht zu kaufen und selbst zu testen. :)
 
Und die dritte (letzte) Frage:
Im Netz (und auch hier im Forum) finde ich jede Menge Vergleiche ähnlicher Objektive, z.B. Nikkor 55-300mm VR DX vs. Tamron 70-300mm VC, auf chip.de (sollte man die Statistiken dort ansehen oder sind die realitätsfern?) sogar ganze Rankings von Telezooms, Standardzooms, Reisezooms, Weitwinkel und Festbrennweiten, jedoch finde ich kaum Möglichkeiten, die optischen Qualitäten z.B. von Festbrennweiten mit denen von z.B. Reisezooms zu vergleichen.
Wie finde ich heraus, wie viel schlechter die Qualität meines Reisezooms im Vergleich zu den Festbrennweiten ist? (Auflösung, Aberrationen, Verzeichnungen etc.)

Das hier sollte schon helfen:
http://www.the-digital-picture.com/...meraComp=614&SampleComp=0&FLIComp=2&APIComp=2
 
Ich habe doch bei dem Reisezoom und der Festbrennweite jeweils dieselbe Tiefenschärfe, wenn ich dort z.B. Blende 5.6 verwende? Und ich muss in beiden Fällen (bei gleicher ISO) auch identisch lange belichten? Wenn ich nun mit meinem Reisezoom bei 50mm mit Blende 5.6 dank Bildstabilisator wackelfrei 1/4 Sekunde belichten kann und daher ISO 800 gerade noch geht, muss ich ohne Stativ bei der Festbrennweite (50mm) aufgrund der Belichtungszeit (1/60 Sekunde) bei gleicher Blende (5.6) die ISO auf 12800 hochschrauben. In diesem Fall vermute ich, dass das Reisezoom ein besseres Bild liefert, weil die D7200 bei ISO 12800 zu stark rauscht. Sehe ich das richtig?

Alles richtig.


..., andererseits ist vielleicht (Mutmaßung) ein eingeschalteter Stabilisator auf dem Stativ nützlich, wenn sich das fotografierte Objekt geringfügig bewegt, beispielsweise ein Format-füllendes, minimal schwankendes Schiff, das unverwackelt aufgenommen werden soll, während der Hintergrund verwischen dürfte) und bisher hatte ich bei der Fotografie mit Stativ nie Probleme.

Der Stabilisator stabilisiert nur Wackler der Kamera, aber nicht solche des Motivs. Also bringt ein Stabi auch in dieser Situation (bei Verwendung eines Stativs) nichts.
 
Re: Zoom mit Stabilisator vs. Festbrennweite ohne Stabilisator

Scheint, als seist du dir nicht darüber im klaren, was "Bokeh" bedeutet.
Ich verstehe darunter, laienhaft ausgedrückt, den Verlauf der Unschärfe außerhalb des scharfen Bereichs.
Ja, so etwas in der Richtung hatte ich befürchtet. Doch mit Bokeh ist weder der Verlauf noch das Maß der Unschärfe außerhalb des Schärfebereiches, sondern die Harmonie und Schönheit ihres Erscheinungsbildes. Es ist kein quantitatives Maß. Es gibt also nicht viel oder wenig Bokeh, sondern schönes oder häßliches.


Ich habe doch bei dem Reisezoom und der Festbrennweite jeweils dieselbe Tiefenschärfe, wenn ich dort z. B. Blende 5,6 verwende?
Ja, natürlich (sofern die gleiche Brennweite eingestellt ist).


Und ich muß in beiden Fällen (bei gleicher ISO) auch identisch lange belichten?
Ja, natürlich (sofern sich die Transmissionsverluste nicht zu sehr unterscheiden).


Wenn ich nun mit meinem Reisezoom bei 50 mm mit Blende 5,6 dank Bildstabilisator wackelfrei 1/4 s belichten kann und daher ISO 800/30° gerade noch geht, muß ich ohne Stativ bei der Festbrennweite (50 mm) aufgrund der Belichtungszeit (1/60 s) bei gleicher Blende (5,6) die ISO auf 12800/42° hochschrauben. In diesem Fall vermute ich, daß das Reisezoom ein besseres Bild liefert, weil die D7200 bei ISO 12800/42° zu stark rauscht. Sehe ich das richtig?
Das siehst du im Prinzip richtig. Bleibt die Frage, ob du bei deinem persönlichen Zitter- und Wackel-Profil den vom Hersteller versprochenen Freihand-Vorsprung des Stabilisators von vier Blendenstufen tatsächlich realisieren kannst. Bei manchen Frequenzen arbeitet so ein Stabilisator mehr, bei anderen weniger effizient. Vielleicht schaffst du damit sogar fünf Stufen ... oder nur drei. Oder wie die Amis sagen: YMMV.
 
Nunja, es gibt ja noch ISO, damit kann man sich die Rechnerei auch wieder etwas sparen. Mag ja alles stimmen, aber zum Fotografieren gehört immer ISO, Blende und Belichtungszeit im Zusammenspiel und wie es dann in freier Wildbahn ist, ist nochmal was anderes. Würde einfach etwas mehr ausprobieren, sprich mal eine Session versuchen alles über ISO zu regeln, oder eben übers ruhige Händchen,... Und zur Rechnerei sei noch gesagt, dass ein Bild je nach Dynamikumfang in der Nachbearbeitung auch wieder verschieden anspricht, sprich manchmal kann man auch unterbelichten ohne Probleme danach beim Aufhellen,...

Von chip.de würde ich Abstand nehmen, deren Geschäftspraktiken mit Downloadtools allein sind schon pfuibäh!
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,
nochmals vielen Dank für die Links. Ich finde dort allerdings keine Daten zu Autofokus und Bildstabilisator. Gibt es dort keine, oder habe ich diese überlesen? Falls ersteres der Fall ist: Gibt es dazu an anderer Stelle seriöse Messdaten?
Vielleicht schaffst du damit sogar fünf Stufen ... oder nur drei. Oder wie die Amis sagen: YMMV.
Dass 5 oder mehr Belichtungsstufen in der Theorie schaffbar sind, habe ich mir auch schon gedacht. Wenn ich die Kamera ganz langsam sinusförmig verwackele und der Autofokus das über 1/4 Sekunde ausgleichen kann, dann kann er das im Prinzip auch 30 Sekunden lang ausgleichen. Mir ist es auch ein Rätsel, wie Nikon ausgerechnet auf bis zu 4 Blendenstufen kommt... aber mein Eindruck deckt sich mit dem von fiskbuljong, dass Nikon dort in den nächsten Jahren noch schöpfbares Potenzial hat.
 
Ich habe doch bei dem Reisezoom und der Festbrennweite jeweils dieselbe Tiefenschärfe, wenn ich dort z.B. Blende 5.6 verwende?
Ja, natürlich (sofern die gleiche Brennweite eingestellt ist).
.

...und die gleiche Entfernung zwischen Kamera und Objektiv besteht. Oder anders ausgedrückt: Solange der Abbildungsmaßstab gleich bleibt.

Wenn du statische Motive fotografierst ist es natürlich vollkommen egal ob du 10 Sekunden, 1/4 oder 1/8000 belichtest. Sollte sich dein Motiv bewegen, ist es natürlich nicht ganz uneherblich - und da spielt Lichstärke ggü. einem Bildstabilisator seine Stärken aus (Stichwort: Bewegungsunschärfe). Deswegen ist es bei Objektiven, die ausschließlich für Sportfotografie verwendet werden, oft auch egal ob ein VR/VC/IS/OS/... vorhanden ist.

Bedenke bei dem ganzen aber auch noch: bei schlechtem Licht ist der Autofokus an den lichstärkeren Objektiven meist besser, weil der AF-Sensor mehr Licht abbekommt. In dunklen Situationen merkst du ganz schnell mal den Unterschied zwischen f/2.8 Offenblende und f/5.6
 
Hyperfokaldistanz hat mit dem AF erstmal wenig bis gar nichts zu tun, aber das ist hier ja eigentlich auch nicht das Thema.

In den meisten Fällen bevorzuge ich ein stabilisiertes Objektiv gegenüber einer Festbrennweite, wenn die Motive keine schnellen Verschlusszeiten verlangen. Ich kenne dein Superzoom allerdings nicht und im Zweifelsfall kannst du das eigentlich nur selbst herausfinden, also einfach mal deine Festbrennweiten gegen das Zoom antreten lassen und schauen welche Zeiten du (das ist nämlich sehr persönlich) jeweils frei halten kannst und ab wann die evtl. bessere Bildqualität der Festbrennweiten durch das eigene Zittern etc. zunichte gemacht wird.
 
Moin,nochmals vielen Dank für die Links. Ich finde dort allerdings keine Daten zu Autofokus und Bildstabilisator. Gibt es dort keine, oder habe ich diese überlesen? Falls ersteres der Fall ist: Gibt es dazu an anderer Stelle seriöse Messdaten?
Schau mal bei lenstip.com.


Dass 5 oder mehr Belichtungsstufen in der Theorie schaffbar sind, habe ich mir auch schon gedacht. Wenn ich die Kamera ganz langsam sinusförmig verwackele und der Autofokus das über 1/4 Sekunde ausgleichen kann, dann kann er das im Prinzip auch 30 Sekunden lang ausgleichen.
Für die langsamen Bewegungen ist der Bildstabi nicht gedacht (sonst würde er auch das Mitziehen/Verfolgen von Objekten verhindern), sondern für kleine schnelle Wackler beim Auslösen usw. Und wenn diese Wackler nur noch mit 5 % der ursprünglichen Intensität aufs Bild kommen, dann kannst du 20 mal länger (oder etwas mehr als 4 Belichtungsstufen) belichten. Durchaus möglich, dass die Bildstabis in Zukunft noch mehr schaffen, ist alles eine Frage der Reaktionszeit und der genauen Kalibrierung (die Auswirkung eines Wacklers hängt ja vom Bildwinkel und damit von Brennweite und Fokussierung ab).

L.G.

Burkhard.

P.S. Von eigenen Objektivtests würde ich dir eher abraten – da muss man schon genau wissen, was man testet und warum. Die Detailauflösung eines Objektivs bei 100%-Ansicht ist für den Schärfeeindruck eines Fotos nicht unbedingt das entscheidende Kriterium. (Womit ich nicht sagen will, dass die veröffentlichten Tests in dieser Beziehung unbedingt besser sind.)
 
Selbst wenn man verwackelungstechnisch Gleichstand hat, stehen einander f/1,8 und ~ f/4 mit ihren unterschiedlichen Schärfentiefen gegenüber. Bei den meisten Lowlight-Bildern, die ich mache, möchte ich einigermaßen viel Schärfentiefe haben, da wäre die große Blende der Festbrennweite kontraproduktiv.

Die geringe Schärfentiefe bei Offenblende hat außerdem einen handfesten Nachteil: Man muß präziser fokussieren. Die paar mm bis cm vor-zurück, die freihändig im Stehen kaum vermeidbar sind, können ein Offenblendbild ruinieren.

BTW: "Bokeh" beschreibt nicht das Ausmaß an Unschärfe außerhalb der Schärfentiefe, sondern ihre Qualität.
 
Moin,nochmals vielen Dank für die Links. Ich finde dort allerdings keine Daten zu Autofokus und Bildstabilisator. Gibt es dort keine, oder habe ich diese überlesen? Falls ersteres der Fall ist: Gibt es dazu an anderer Stelle seriöse Messdaten?

Wirkliche "Daten" im Sinne von genauen Messwerten kann man dazu kaum erheben. Die Wirkung des Stabilisators hängt stark davon ab, wie man genau die Kamera verwackelt. Beim Autofokus kann man zwar die Durchlaufgeschwindigkeit messen, wie verlässlich der Autofokus dann aber tätsächlich mit verschiedenen Kameras funktioniert, ist damit auch nicht ausgesagt.

In manchen Testberichten findet man immerhin mehr oder weniger subjektive Angaben, die allerdings auch schon ganz hilfreich sein können. So findet sich z.B. bei phtotozone auch immer einer grobe Einordnung der AF-Geschwindigkeit, bei dem bereits verlinkten lenstip findet man grobe Angaben zur Durchlaufgeschwindigkeit.
 
Moin
danke! Das sieht vielversprechend aus. Weitere Fragen (z.B. nach der Treffsicherheit des AF bestimmter Objektive) werde ich dann ggf. im Kaufberatungs-Teil des Forums stellen... falls diese dort nicht ohnehin schon gut beantwortet wurden. Meistens ist mir die Treffsicherheit des Autofokus wichtiger als die Geschwindigkeit - optimal ist, wenn beides zusammenkommt.
Für die langsamen Bewegungen ist der Bildstabi nicht gedacht (sonst würde er auch das Mitziehen/Verfolgen von Objekten verhindern), sondern für kleine schnelle Wackler beim Auslösen usw.
Jetzt habe ich wieder etwas Verständnis hinzugewonnen. Danke!

Danke auch an Tiefenunschärfe für die kritischen Aussagen zu Testberichten bzw. zu Abweichungen je nach Kamera. Das ist mir bereits auf dxomark.com aufgefallen, dass Objektive, die bei älteren / kleineren Nikons miserable Werte zeigten, z.B. mit der D5300 oder der D7200 teilweise weitaus besser dastanden und dass es daher auch nicht verwundern muss, wenn dasselbe für den Autofokus und ggf. sogar den Bildstabilisator gilt.

Der Post von lichtbildle bestärkt mich darin, meine Festbrennweiten bei schlechtem Licht nicht auf Kosten der Tiefenschärfe für Schnappschüsse einzusetzen. Generell komme ich zu dem Schluss, dass die Festbrennweiten bei genügend Licht und Zeit zum Zoomen per pedes wohl die besseren Bilder liefern (und offen vor allem schöneres Bokeh) aber eben keine eierlegenden Wollmilchsäue sind. Also sparen und dann gelegentlich noch ein stabilisiertes 2.8er Standardzoom dazu... :)

Auch danke an Chacky094 und Borgefjell für die Tipps und Hinweise, und an alle anderen, die zuvor schon viel beigetragen haben! :top:
 
Das ist mir bereits auf dxomark.com aufgefallen, dass Objektive, die bei älteren / kleineren Nikons miserable Werte zeigten, z.B. mit der D5300 oder der D7200 teilweise weitaus besser dastanden […]
Das liegt allerdings hauptsächlich daran, dass die Auflösungswerte von Kamera + Sensor gemessen werden – da ist oft die Auflösung des Sensors der limitierende Faktor (+ die Tatsache, dass bei niedriger auflösenden Sensoren auch noch AA-Filter zum Einsatz kommen). Dasselbe Objektiv wird an einer D4s viel schlechter abschneiden als an einer D800. Auch die meisten anderen Tests haben dieses Problem, wobei es bei der MPx-Rechnerei von DxO am stärksten auffällt.

L.G.

Burkhard.
 
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