Als erstes meine ich, dass der Herr Vater ein denkbar schlechter Pädagoge ist...
und zweitens ist es bei Bildern wie in allen Formen der Kommunikation: man
kann nicht nicht kommunizieren. Bilder ohne Aussage gibt es nicht.
Ob man sich persönlich angesprochen fühlt, ob man die sichtbare Botschaft
versteht und wenn ja, ob man sie auch mag, ob man findet diese Aussage sei
wichtig oder ein Foto wert - all das ist individuell. Aber wenn dir jemand so
pauschal sagt: "ohne Aussage", dann kannst du davon ausgehen, dass diese
Person selber noch sehr, sehr viel zu lernen hat in Sachen Fotografie.
Klar, das Bild selber, so wie ich es hier sehe, enthält keine Provokation, keine
lauten Elemente, kein Sex und keine Gewalt. Es hat keine Gummibärchen und
keine Tropfen, weder Rauch noch exquisite Lichter. Ist es deswegen
"total langweilig"? Für mich nicht. Ich erkunde die Textur der Zigarre, betrachte
deren Machart. Ich sehe Streichhölzer die da liegen und mich auffordern: anzünden!
Das ist für mich der Startpunkt.
Ich kann aus dem Bild jedoch nicht schliessen, mit welcher Intention es gemacht wurde.
Da sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten. Wenn du in Richtung Produktefotografie
gehen willst, dann wären sicher die Aspekte Licht und Umfeld ein Thema. Wenn du
eher eine Geschichte erzählen willst, dann brauche ich mehr Kontext.
So wie du die Schärfe einsetzt, liegt meine Aufmerksamkeit bei der Schnittfläche
und damit beim "anzünden". Die Bauchbinde ist unscharf und lässt mich so im
Ungewissen über die Produkteherkunft. Experimentier doch mal z.B: so:
Selbes Setup, aber anderer Kontext: Versuche mal "James Bond" rein zu bringen,
oder "Ferienstimmung", oder lass die Szene in die Welt der Politik eintauchen etc.
Versuche die Zigarre (ohne die Bauchbinde scharf abzubilden) russisch oder kubanisch
wirken zu lassen. Lege mal eine Landkarte drunter oder ein altes Bild nebendran.
So entstehen Geschichten, die der Zuschauer fertig stellen muss/kann.
Und lass dich nicht von uninspirierten Menschen die Freude nehmen.
cheers
®