Dieses "auf die Schatten / Lichter belichten" sorgt immer wieder fuer grosse Verwirrung und wird auch gerne oft als eine grosse Weisheit dargestellt; dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach:
Das Belichtungsmessgeraet liefert eine Zeit-/Blendekombination, die das angemessene Objekt zu mittlerem Grau macht ("Zone 5", wenn man das so formulieren will). Wenn man keine Spotmessung macht, dann betrifft diese Aussage nicht ein bestimmtes Objekt in der Szene sondern eben eine Mittelung ueber einen Raumwinkel (bei meinem Lunasix F ein Zylinder mit einem Oeffnungswinkel von 30°)
Wenn man es richtig machen will, sollte man eine Spotmessung (es reicht ja auch schon 7° fuer die meisten Faelle; gibt es bei Gossen teilweise als Aufsatz) auf ein Objekt machen, fuer das man die Zielhelligkeit schon kennt und dann das Messergebnis korrigieren. Beispiel: Dunkles Gestruepp mit gerade noch erkennbaren Details -> Zone 3, d.h. messen und dann zwei Blenden weniger Licht geben.
Logischerweise kann man immer nur einen Punkt anmessen und entsprechend die Belichtung einstellen. Der Rest landet dann irgendwo. Hier greift jetzt die anfangs genannte Faustregel: Zu viel Licht heisst beim Diafilm, dass man nur noch den Traeger sieht, ohne Zeichnung. Da kann man dann beim besten Willen nichts mehr rausholen. Beim Negativfilm heisst zu wenig Licht, dass man nur noch den Traeger ohne Zeichnung hat. Das sollte man moeglichst vermeiden und im Hinterkopf behalten, wie viele Blenden Dynamikumfang die Szene hat und mit wie vielen Blenden der Film klarkommt.
Wenn man kein Spotmeter und kein Messgeraet fuer die Inzidenzmessung zur Hand hat, dann sollte man im Zweifelsfall also in die Richtung korrigieren, die beim verwendeten Film sicherer ist (also eher weniger Licht beim Dia, eher mehr Licht beim Negativ).
Mehr als ein Notbehelf ist diese Faustregel aber nicht!
Gruss,
Philipp