Vermutlich verwechselst Du "Verzeichnung" mit "Perspektivische Verzerrung" alias "Stürzende Linien".Wie kann denn ein 10mm weniger Verzeichnung als ein 12mm haben?
Du bekommst ja mehr aufs Bild das muss doch zwangläufig was "verzeichnen"?
"Verzeichnung" bedeutet ganz einfach, dass gerade Linien auf dem Bild krumm erscheinen, also abhängig von ihrer Position im Bild in die eine oder die andere Richtung gebogen. Es gibt kissen- und tonnenförmige Verzeichnung. Tonnenförmige Verzeichnung ist genau das, was ein Fisheye-Objektiv macht, nur eben extrem stark und auch vom Objektivkonstrukteur so "gewollt". Bei normalen Weitwinkel-Objektiven ist das nicht gewollt. Das möglichst weitgehend zu verhindern, erfordert aufwändiges Linsendesign und teures Glas.
Wenn Du vor einem Haus stehst und mit einem relativ stark verzeichnenden WW-Objektiv einen geraden Bürgersteig am unteren Bildrand mit draufnimmst, so dass der Rand "parallel" zum Bildrand ist, wirst Du es i.d.R. nie hinbekommen, dass der Rand von links nach rechts wirklich parallel zum Bildrand verläuft, sondern er wird immer gebogen sein, auch wenn der Bürgersteig in Wirklichkeit gerade ist.
Wenn ein WW nun weniger verzeichnet, ist dieser Effekt weniger ausgeprägt. Das Sigma 10-20 ist in der Beziehung wirklich klasse, bei 10mm gibt es nur an den äußersten Ecken ein wenig tonnenförmige Verzeichnung, alles andere ist ziemlich gerade. Das Tokina 12-24 ist in diesem Bereich nicht so gut (laut den Verzeichnungstests auf Photozone). Bei Naturfotografie ist das völlig egal, bei Architektur nicht mehr.
"Stürzende Linien" oder auch "perspektivische Verzerrung" sind was ganz anderes. Hiermit ist i.A. gemeint, dass senkrechte Kanten auf dem Bild schief erscheinen (nicht krumm!), wenn die Blickrichtung durch eine nach oben oder unten geneigte Kamera nicht senkrecht zu dieser Kante ausgerichtet ist. Dieser Effekt ist -- wie Du ja auch schon gesagt hast -- mit kürzerer Brennweite ausgeprägter.
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