Ich möchte gern wesentlich besser freistellen als es mit meinem derzeitigen 18-105 mm möglich ist. Deswegen denke ich schon (viel zu) lange nach über die Anschaffung dieser beiden Objektive:
17(18)-50 mm 2.8
50-150 mm 2.8
Meine Ziele sind:
1. Besseres Freistellen speziell bei Portraits
2. Indoor bessere Möglichkeit, auch mal ohne Blitz auszukommen
Mich würde interessieren, ob ich von den beiden Objektiven zu viel erwarte und dann enttäuscht werde.
Das kommt darauf an. Leider kenne ich (da noch vor zwei Tagen Artillerist) die Nikon-Optiken nicht so genau. Bei Canon habe ich im Standardbereich ein 17-50/2,8 Zoom verwendet, bei den Brennweiten darüber dagegen auf möglichst lichtstarke FB gesetzt.
"Innenräume" ist zudem ein ziemlich dehnbarer Begriff, bei dem man so nicht wissen kann, welche Brennweite Du brauchst. Um nur mit Brennweite freistellen zu können, muß genügend Platz zwischen dem Motiv und dem Hintergrund sein, wovon man nicht von vornherein ausgehen kann. Also geht an Lichtstärke ohnehin kein Weg vorbei.
"Innenräume" ist zudem auch in Beziehung auf gute Möglichkeiten zum Blitzen ein unbestimmter Begriff. Ein Blitz ist weder ein Allheilmittel, noch völlig daneben. Vorausgesetzt, daß er nicht das gesamte für die Aufnahme benötigte Licht liefert, sondern nur nachhilft und Schatten aufhellt. Du mußt dazu üben, den für das jeweilige Bild korrekten Mittelweg zwischen den beiden Extremen "gar kein Blitz" und "nur Blitz" zu finden. Zum indirekten Blitzen braucht man zum einen ein Blitzgerät was stark genug ist und zum anderen brauchbare Reflektoren, also farbneutrale Wände und / oder Decken (ggf. auch Fußboden) in entsprechender Entfernung und Gestaltung. Eine andere Möglichkeit ist das entfesselte Blitzen, bei dem der Hauptblitz abseits der Kamerachse eingesetzt wird und damit das Bild nicht plattbügelt.
Besonders die Frage der Freistellung im Bereich 18-50 mm 2.8 läßt mich zweifeln. Wird man da überhaupt einen praxisrelevanten Unterschied zur jetzigen 18-105 er Linse bemerken?
Die Frage ist falsch gestellt. Mit dem 2,8er Standardzoom kannst Du nur über die Blende freistellen, mit dem Kitzoom dagegen nur über die Brennweite. Nicht selten funktioniert aber nur entweder das eine oder das andere.
Ebenso das 50-150er: Die Kitlinse bietet bei 105 mm 5.6er Blende und läßt damit durch die hohe Brennweite schon eine gewisse Freistellung zu. Bringt da die Blende 2.8 merkbare Verbesserung?
Die Kitlinse hilft nur dort, wo man sowohl genug Licht als auch Platz hat. Ansonsten zwingt sie Dich regelrecht, die Bilder totzublitzen. Es ist keine neue Erkenntnis, daß man Lichtstärke nur durch noch mehr Lichtstärke ersetzen kann.
Ob Du in einem konkreten Fall unbedingt freistellen muß oder Dir auch durch Standordwechsel helfen kannst, ist die eine Frage. Die andere ist die, mit welchem Objektiv Du in der Lage bist, eine Situation auch ohne Blitz weitestgehend korrekt zu belichten. Da fällt ein Kit wohl aus der Wertung, denn je größer der Anteil des Blitzes am Hauptlicht werden muß, desto mehr beeinträchtigt er die Lichtstimmung. Und die ist für den Gesamteindruck des Bildes sehr viel wesentlicher als eine gekonnte Freistellung.
Sollte dem nicht so sein, müßte ich in Richtung Festbrennweite gehen, was mit wegen der festen Brennweite aber für meine Anwendungszwecke nicht sinnvoll erscheint.
Das könnte ein Trugschluß sein, denn das preiswerteste und beste Zoom hat man immer noch bei der Geburt mitbekommen.
Das Arbeiten mit einer Festbrennweite verbessert Bilder in zweierlei Hinsicht. Zum einen animiert eine FB den Fotografen zu bewußter Bildgestaltung. Wer sich einmal aufrafft, einen Schritt zu tun, anstatt nur draufzuhalten und an der Optik zu drehen, geht auch noch einen zweiten und auch einmal nach rechts oder links. Das eröffnet oft ungeahnte Perspektiven.
Zum anderen sind tatsächlich Festbrennweiten oft hochwertigere, preiswertere und leichtere Objektive. Du kriegst mit ihnen also mehr für weniger. Probier es einfach mal mit dem 50/1,8 aus. Das gute Stück mag nicht das Nonplusultra sein, aber der Preis bringt Dich nicht um und wenn es für Dich nicht paßt, hält sich der Verlust beim Weiterverkauf in Grenzen.
Ich werde mal versuchen, bei der anstehenden Hochzeit meine Blitzhemmung zu überwinden und ein paar Bilder mit dem 18-105 und SB-600 zu machen.
Na ja, Eine Hochzeit ist ja nun doch eher die Gelegenheit, Kenntnisse und Erfahrungen unter teils widrigen Bedingungen anzuwenden, anstatt sie zu erwerben. Üben mußt Du dann, wenn Du Dich darauf konzentrieren kannst, nicht gestört wirst und auch niemand anders störst. Das gilt für Fotografen genauso wie für Kellner und Köche, ansonsten wird sich die allgemeine Freude an den Arbeitsergebnissen in sehr engen Grenzen halten.
Mein Problem ist, dass man mit DSLR und Blitz so auffällig wird ...
... wenn man nicht weiß, wie es geht. Erinnere Dich eben einmal daran, daß das vor nicht allzulanger Zeit ein Lehrberuf war und man darin auch einen Meisterbrief erwerben konnte. Heute ersetzt man die ehemals jahrelange Beschäftigung mit dem Lehrstoff durch eine Viertelstunde Einführung in die Kamera in einem Elektronikdiscounter, gehalten von der Urlaubsvertretung aus der weißen Abteilung. Dumm nur, daß man den Unterschied auch heute noch am Arbeitsergebnis sehen kann.
Peter