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Vortrag von James Nachtwey

matt4077

Themenersteller
Moin!

Unter http://www.ted.com/index.php/talks/view/id/84 kann man sich ein Video von James Nachtwey ansehen. Er zeigt dabei auch einige seiner besten Photos. Den Text liest er zwar vom Blatt, aber nach einer Weile ist sein Stil doch recht angenehm.

Die anderen Videos von diesen Konferenzen sind übrigens teilweise auch recht sehenswert.

Wer Nachtwey nicht kennt: das ist der zur Zeit wohl bekannteste Kriegsfotograf.
 
Vielen Dank für den Hinweis!

Ich habe seine Bilder in der Austellung "Men, War & Peace" in Berlin gesehen und war sehr beeindruckt.
 
sehr ausdrucksstark!

wens juckt, es gibt auch eine doku über nachtwey : war photographer
 
sehr ausdrucksstark!

wens juckt, es gibt auch eine doku über nachtwey : war photographer
diese Doku ist wirklich sehenswert,vor allem wie stellenweise gezeigt wird, wie die Bilder dann in der Dunkelkammer bearbeitet werden. Gegenüber früher hat sich in der Nachbearbeitung nichts getan, nur das Medium hat sich verändert.
Aber die Doku ist wirklich sehr beeindruckend.
 
Die Fernsehdokumentation über seine Arbeit habe ich mal gesehen und ich muss sagen, dass ich da seine Arbeitsweise teilweise etwas kritisch gesehen habe.
Besonders an eine Szene mit Steine werfenden und mit Zwillen schießenden Jugendlichen bei der Intifada kann ich mich erinnern, bei der er die Aktionen durch sein Dabeisein direkt mit beeinflusst hat. Die Jugendlichen wurden durch seine Anwesenheit sichtlich animiert und haben sich entsprechend anheizen lassen und sich in Pose gesetzt (und sich damit in Lebensgefahr gebracht). Damit hat er direkten Einfluss auf das Geschehen genommen und hätte sich dann eigentlich sofort zurückziehen müssen. Sonst ist er kein reiner Beobachter mit der Kamera mehr, sondern wird mit zum Beteiligten, der indirekt auf das Geschehen Einfluss nimmt.
Für einen rein nur beobachtenden Dokumentarfotografen eigentlich ein Unding.

Kritiker haben ihm schon vorgeworfen, dass er das Grauen des Krieges in zu ästhetischen Bildern zeigen würde und er teilweise mehr Wert auf die Form, als auf den Inhalt legen würde.
Aber gut - das wahre Grauen und die schonungslosesten Bilder des Krieges will ja auch keiner wirklich sehen und wären auch nicht für öffentliche Ausstellungen und Bildbände geeignet ..........

Andreas
 
Die Fernsehdokumentation über seine Arbeit habe ich mal gesehen und ich muss sagen, dass ich da seine Arbeitsweise teilweise etwas kritisch gesehen habe.
Besonders an eine Szene mit Steine werfenden und mit Zwillen schießenden Jugendlichen bei der Intifada kann ich mich erinnern, bei der er die Aktionen durch sein Dabeisein direkt mit beeinflusst hat. Die Jugendlichen wurden durch seine Anwesenheit sichtlich animiert und haben sich entsprechend anheizen lassen und sich in Pose gesetzt (und sich damit in Lebensgefahr gebracht). Damit hat er direkten Einfluss auf das Geschehen genommen und hätte sich dann eigentlich sofort zurückziehen müssen. Sonst ist er kein reiner Beobachter mit der Kamera mehr, sondern wird mit zum Beteiligten, der indirekt auf das Geschehen Einfluss nimmt.
Für einen rein nur beobachtenden Dokumentarfotografen eigentlich ein Unding.

Kritiker haben ihm schon vorgeworfen, dass er das Grauen des Krieges in zu ästhetischen Bildern zeigen würde und er teilweise mehr Wert auf die Form, als auf den Inhalt legen würde.
Aber gut - das wahre Grauen und die schonungslosesten Bilder des Krieges will ja auch keiner wirklich sehen und wären auch nicht für öffentliche Ausstellungen und Bildbände geeignet ..........

Andreas

Hallo, Andreas!
Mit Deinem ersten Kritikpunkt tust Du ihm, glaube ich, Unrecht. Nach allem, was ich von Nachtwey gesehen beziehungsweise über ihn gelesen, gehört, gesehen habe, glaube ich ihm, dass er den Menschen, die er fotografiert, ihre Würde lassen und das Geschehen nur beobachten, nicht aber beeinflussen will. Einflussnahme in dem von Dir geschilderten Sinn ist natürlich nicht zu vermeiden. Das wäre nur dann möglich, wenn er unsichtbar wäre. Geh mal zu einer Versammlung von Politikern, heb eine Kamera und beobachte deren Reaktionen :evil:.

Insofern ist es unmöglich für einen Dokumentarfotografen, "rein nur zu beobachten". Ich habe einen Filmbericht über Nachtwey gesehen, in dem er bei der Arbeit im ehemaligen Jugoslawien gezeigt wurde. Da hat er die Trauer einer Familie um einen Gefallenen dokumentiert, und dazu musste er die unausgesprochene Zustimmung der Trauernden haben. So gilt auch für den Dokumentarfotografen, was die Quantenphysiker seit Jahrzehnten wissen: Der Vorgang des Beobachtens verändert das beobachtete Objekt. Unvermeidlich. Nachtweys Fotos sind trotzdem großartig und haben trotzdem schon mehrfach dazu beigetragen, dass sich Politik änderte. Zum Beispiel in Somalia.

Deinen zweiten Kritikpunkt finde ich stichhaltiger: Seine "tägliche" Arbeit sieht so aus, dass er menschliches Grauen "ästhetisch" ablichtet. Sowas kann man vermutlich nur tun, wenn man Charakterzüge eines Landsknechts hat. Das meine ich jetzt nicht beleidigend! Aber der Mann zieht von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz, macht Fotos von organisiertem Töten und den Folgen - und bleibt trotzdem er selbst. Irgendwie muss er sich selbst "abschotten" gegen das, was er da sieht und HERVORRAGEND fotografiert. Schau Dir seine Bilder an. Die sind richtig gut gestaltet. Die Lichtstimmung ist IMMER erstklassig wiedergegeben. Nachtwey geht perfekt mit Licht um. Angesichts menschlicher Tragödien. Das macht ihn mir suspekt, obwohl ich seine Fotos.... hier schon genug gelobt habe.

Für mich sind in der Reportagefotografie James Nachtwey und George Rodgers (Magnum-Mitbegründer) Gegenpole: Beide hatten die gleich Profession. Und Rodgers hat Konsequenzen gezogen. Er war dabei als Bergen-Belsen befreit wurde, hat die Berge mit Leichen der Ermordeten fotografiert - und entsetzt festgestellt, dass er sich angesichts dieses Anblicks auf Fragen wir "Woher kommt das Licht?" oder "Ist das jetzt der Goldene Schnitt" konzentriert hat. Danach hat er nie wieder als Kriegsfotograf gearbeitet. Der beobachtete Gegenstand hat ihn verändert.

Nachtwey dagegen ist nicht verändert worden von dem, was er gesehen hat. Er ist jetzt wahrscheinlich auf dem Weg zum nächsten Kriegsschauplatz. Und wenn sein nächstes Buch erscheint, werde ich das vermutlich kaufen...
 
Sorry, hatte ich gerade vergessen:

Kritiker haben ihm schon vorgeworfen, dass er das Grauen des Krieges in zu ästhetischen Bildern zeigen würde und er teilweise mehr Wert auf die Form, als auf den Inhalt legen würde.
Aber gut - das wahre Grauen und die schonungslosesten Bilder des Krieges will ja auch keiner wirklich sehen und wären auch nicht für öffentliche Ausstellungen und Bildbände geeignet ..........

Da kursiert die Geschichte, dass Nachtwey in Ruanda an ein Massengrab kam, sich daneben setzte und auf die "blaue Stunde" wartete, um diese Grube möglichst "effektvoll", mit "schönen" Spitzlichtern auf den Leichen zu fotografieren. Solche Bilder macht er nicht für sein privates Album, sondern für Veröffentlichungen. Neulich hatte ich das Glück, sein (vergriffenes) Werk "Deeds of War" zu bekommen. Das ist ziemlich schonungslos! Gerade von dieser Schonungslosigkeit lebt er. Er könnte genauso perfekte Landschaftsaufnahmen vom mittleren Westen der USA machen. Die verkaufen sich nur nicht so gut wie Massengräber in Ruanda. Sagen die Kritiker! Ich bin - trotz meiner Zweifel an seiner Charakterstärke - geneigt, zu glauben, dass er sein Credo wirklich Ernst nimmt: "There´s a vital story that needs to be told."
 
Wow,

das Buch kostet ja gebraucht 220 €.....

Es hat ungefähr drei Jahre gedauert, bis ich es hatte. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich "die Bucht durchschwommen" habe, ehe überhaupt mal eines angeboten wurde. 220€ hätte ich glatt bezahlt, aber zum Glück lag ich letztlich weit, weit drunter. Deshalb nochmal: Danke an den Verkäufer, der so vorausschauend war, ZWEI Exemplare zu kaufen und eines davon mir zu überlassen... Das Buch gehört zu meinen Schätzen. Es konkurriert mit Salgados "Workers" und "Zeitblende" (Katalog zur Ausstellung 50 Jahre Magnum).
 
@ Liechtenauer:

Vielen Dank für die ausführlichen Infos.

Da möchte ich mich deiner Jagd ja anschließen und werde ab sofort alle "Restebuchläden" mal durchstöbern.

Habe jetzt die Doku gesehen und fand es sehr beeindruckend. Einerseits scheut sich "Jim" nicht, überall mitten drin zu sein, andererseits finde ich es gut, wie unauffällig er sich an den Schauplätzen bewegt. Und er ist ein eher ruhiger Typ ohne Starallüren.

Aber er hat ja auch die richtige Cameramarke :)
 
Ich glaube nicht, dass man von der Perfektion des Fotografen auf seinen Charakter schließen darf. Es gibt Berufe, in denen Perfektion auch angesichts menschlichen Leids gefordert ist. So wäre es schlimm, wenn ein Arzt durch das Leid eines Patienten so weit bewegt würde, dass er „aus menschlicher Sicht nachvollziehbare“ Fehler beginge. Ich kann mir vorstellen, dass ein Arzt, dem ein Patient und dessen Leid aus irgend einem Grunde besonders nahe geht, eine besonders gute, an die Grenzen seiner Kraft gehende Arbeit erbringt, vielleicht, um mit diesem Patienten einen Teil von sich selbst zu retten.

Es scheint nicht so, als würde Nachtwey Kriegsfotos machen, um damit Reichtümer anzuhäufen. Ich glaube, er will den Menschen, die immer mehr Übung im Wegschauen haben, zeigen, was auf der Welt wirklich von Bedeutung ist, in der Hoffnung damit etwas zu bewegen.

In seinem tiefsten Inneren ist Nachtwey, denke ich, ein Getriebener, der auf die Gefahr des eigenen Untergangs um das Verständnis dessen ringt, was auf dieser Welt substantiell vor sich geht. Er zieht von Tragödie zu Tragödie um das Unbegreifliche zu begreifen. Und sein Mittel, dieses zu begreifen, ist die Fotografie. Die Bilder sind für ihn der persönliche Weg zur Erkenntnis und deren Perfektion dafür per se unabdingbar.

Die Haltung von Rodgers könnte man auch als Flucht vor der Welt und vor sich selbst auslegen: Um sich guten Gewissens auf die Fragen "Woher kommt das Licht?" oder "Ist das jetzt der Goldene Schnitt?" konzentrieren zu können, meidet man Sujets, in denen diese Fragen Angst machen.

Ist nur meine Meinung.


Gruß
Wenzel
 
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