Hab da mal was geschrieben: Wenn der Sensor der D850 sich genauso verhält wie der der D810, dann gilt immer noch diese Arbeitsweise um die Dynamik auszuschöpfen. Gottseidank ist die progressive Anpassung des Weissabgleichs ja nicht mehr notwendig :
Anhang 1A:
Und jetzt mal bezogen auf den D810 Sensor und was man damit alles richtig und falsche machen kann (Erfahrungswerte 2014-heute):
Bei einer als "normalbelichtet" empfundenen Aufnahme bei Iso 64, je nach Kanalsättigung bis zu 1.5 Blenden Reserven in den Lichtern und 5.5 Blenden in den Tiefen. In Ausnahmefällen, wo der Rotkanal oder Blaukanal nicht so stark gesättigt wird, könnte man sogar 2 Blenden Reserven in den Lichtern erhalten.
Jetzt kommt der Clou:
Bis zu 7 Blenden Reserven in den Lichtern bei ISO 64 und einer Unterbelichtung von 5.5 Blenden zu einer als "normalbelichtet" empfundenen Aufnahme. Das kann in Extremsituationen sehr hilfreich sein, wo man nicht selbst das Licht steuern oder beeinflussen kann (Reflektor, Blitz) - sorgt im Bestfall dafür, das eine Szene so aufgenommen und entwickelt werden kann, wie man sie Vor-Ort empfunden hat.
Natürlich nimmt man beim nachträglichen Aufhellen ein Rauschen in Kauf. Ich persönlich empfinde dieses Rauschen allerdings als nicht störend und es sieht eher natürlich aus.
Vorsicht: Rauschen reduziert die empfundene Auflösung und Schärfe des Bildes. Wer möglichst hoch empfundene Auflösungen erzielen will, sollte vielleicht lieber das Licht gezielt selbst steuern (Blitz, Reflektor). Die D810 hat bei ISO 64 sehr viel Potential was Grundschärfe und Grundrauschen (kaum vorhanden, bei richtigen Bedingungen) betrifft.
Also nicht unnötig Potential verschenken. Situationsorientiertes Denken und Handeln !!
Eingeschränkt Isoless: Es ist übrigens egal ob man bei einer Szene ISO 64 massiv unterbelichtet aufnimmt und anschliessend auf ISO 2500 aufhellt oder mit ISO 2500 "normalbelichtet" aufnimmt. Das Rauschen bleibt exakt dasselbe bei beiden Aufnahmen. Bei der Iso 64 Aufnahme, erhält man aber noch besagte Informationen in den Lichtern, die bei der ISO 2500 Aufnahme eventuell nicht vorhanden sind.
Es gibt also kein Isoless bei dem Sensor. Es gibt eine Umschaltung und 2 Grenzwerte:
ISO 64 (Daten lassen sich nachträglich bis ca 5.5 Blenden aufhellen - darüberhinaus wirds hässlich)
ca. ISO 2850-3000 (Daten lassen sich knapp 2 Blenden aufhellen - darüberhinaus wirds hässlich)
Jetzt der Nachteil des Sensors:
Vorsicht beim gezielten Überbelichten zu dunkler Bereiche. Das muss man eigentlich nicht machen, wenn man verstanden hat, wie der Sensor funktioniert. Man hat genug Reserven in den Tiefen des 14 bit Raws, um aus dem tiefsten Schwarz noch Informationen hervorzuholen, die in einem 8 Bit JPG nie und nimmer sichtbar wären.
Sollte es doch zu einer Überbelichtung relevanter Bildteile kommen:
Der Blaukanal kann echt Tricky sein... da würde ich höchste Vorsicht walten lassen. Himmel mit hellen Wolken sollten niemals mehr als eine Blende überbelichtet werden - da sehe ich in manchen Situationen kaum Reserven und man erhält beim nachträglichen Runterziehen der Belichtung oder der Lichter einfach nur hässliches Grau bis Rosagrau anstatt Blau. Richtig gut sichtbar bei Übergängen zwischen weissen Wolken und blauem Himmel.
Auch mit dem Rotkanal (Haut!!!) würde ich sehr vorsichtig sein und bei Haut im Sonnenlicht lieber unterbelichten, als "normalbelichten" oder gar überzubelichten. Die Blinkies in der Vorschau - auch wenn man sagt, das es ja nur im JPG-Vorschaubild ist, sollten hier mal ausnahmsweise ernstgenommen werden und können meist aufs Raw übertragen werden.
Wer das nicht beachtet, verschenkt Potential und erhält unbefriedigende Ergebnisse. Hier reagieren unter Umständen andere Sensoren (Canon) anders und nicht so Extrem.
Ein anderer Nachteil: Sollte man mehr als 5.5 Blenden unterbelichten und in der Entwicklung wieder hochziehen, dann kann es zu Bandingmustern kommen,oder zu Farbfehlern in bestimmten Bildbereichen. Das ist aber immer noch besser als bei der D800 und D800E. Hier setze das Banding viel früher ein.
Auch sollte man sich im Klaren sein, das beim Entwickeln und Belichtung hochziehen immer auch eine Anpassung des Weissabgleichs erfolgen muss.
Auch hier gab es eine Verbesserung zur D800 und D800E.
Fallen:
Man sollte immer im Auge behalten, was man genau mit den Daten anstellen will und auch sekundäre Einflüsse wie die Objektivvignettierung bei geöffneten Blenden beachten ! Gezielt 5 Blenden unterbelichtet und die Vignettierung von 2 Blenden beim 35 1.4 nicht einberechnet ? Pech gehabt: hässliche, verrauschte Bereiche vom APS-C Frame bis zum Rand.
Es kursieren hier im Forum immer mal wieder die Behauptungen, das bei dem Sensor irgendwie die "Mitten" zu kurz kommen (Annahme: "Irgendwo muss es ja einen Nachteil geben") und Verläufe nicht sauber wären... Das kann ich nicht nachvollziehen - Wer begriffen hat, was man alles mit linearen 14 Bit Daten machen kann und wie man es im Konverter umsetzt, der wird keine Probleme mit den Mitten haben.
Der Nachteil, wie ich schon oben angemerkt habe, sitzt in den Lichtern und den beiden Kanälen Rot und Blau.
Fazit: Ich hab noch nie so biegsame, flexible Daten erhalten wie mit der D810. Hier hat bei mir persönlich auch ein Umdenken bezüglich der Anfertigung von Aufnahmen erfolgt. Ich fühle mich einfach nicht mehr so eingeschränkt.
Aber wie gesagt: Eine Anpassung der Arbeitsweise ist hier notwendig.