Der höher auflösende Sensor liefert nur ein höher aufgelöstes Bild, da "Schärfe" keine definierte Größe ist, sondern Ausdruck eines subjektiven Bildeindrucks ist.
Die wahrgenommene Schärfe (also Akutanz) ist das Produkt aus Kontrast und Auflösung. Bei gleichem Kontrast bedeutet höhere Auflösung = bessere Schärfe.
Wenn ich also das gleiche Objektiv bei gleicher Blende benutze und das gleiche Motiv bei gleichen Lichtverhältnissen ablichte, dann liefert von zwei gleich großen Sensoren der mit der höheren Auflösung stets die bessere Schärfe. Das gilt auch dann, wenn die verwendete Blende f/22 oder f/32 wäre – also eine Blende, bei der die Auswirkung der Beugung im Vergleich zu, sagen wir, f/5,6 am selben Objektiv bei genauem Hisehen bereits gut erkennbar ist.
Es ist nur ein Mythos, daß sehr hoch auflösende Sensoren nur dann einen Nutzen hätten – also ein effektiv höher aufgelöstes, detailreicheres Bild lieferten als ein gleich großer, niedriger auflösender – wenn man der bösen Beugung aus dem Wege ginge, indem man hinreichend große Blenden benutzt. Da werden dann vom Pixelabstand abhängige "Grenzblenden" ausgerechnet und behauptet, weiter dürfe man nicht abblenden, wenn man die volle Sensorauflösung "ausnutzen" wolle. Doch dieses Getue basiert auf grundlegenden und leider weitverbreiteten Mißverständnissen darüber, wie das Zusammenspiel von auflösungsbegrenztem Objektiv und auflösungsbegrenztem Sensor funktioniert.
Wer's nicht glaubt, der möge es doch ganz einfach einmal selber ausprobieren. Nimm zwei Digitalkameras, deren Sensoren möglichst stark unterschiedliche Pixelabstände haben – zum Beispiel eine alte DSLR mit drei, sechs oder acht Megapixeln und irgend etwas aktuelles mit ganz schrecklich vielen Megapixeln. Nimm dazu ein Objektiv, das auf die alte Kamera paßt (egal, welches – und wenn's ein billiges Kit-Zoom wäre) und auch direkt auf die neue paßt oder auf diese adaptiert werden kann. Suche dir ein detailreiches Testmotiv im Fernbereich – keine Testtafel, sondern natürliche Strukturen ... Büsche, Bäume, Felsen, Gebäudefassaden (zum Beispiel so wie
hier). Fotografiere das Motiv mit beiden Kameras und dem gleichen Objektiv (wenn's ein Zoom ist: bei gleicher Brennweite). Mache jeweils eine Testreihe mit mehreren Blenden: fang mit f/5,6 an und blende dann immer weiter ab, soweit die Blendenskala reicht. Benutze, wenn möglich, ein Stativ. Wenn die beiden Kameras unterschiedliche Sensorformate haben, dann beschneide hinterher die Aufnahmen vom größeren Sensor so, daß seine effektiv genutzte Fläche dem Format des kleineren entspricht. Dann vergleiche die Aufnahmen – natürlich bei gleicher Ausgabegröße.
Du wirst feststellen, daß bei
jeder Blende der höher auflösende Sensor
immer das bessere Bild liefert. Du wirst keine Blende finden, bei der der Auflösungsvorteil in Beugungsunschärfe verschwindet oder sich gar ins Gegenteil verkehrt. Bei hinreichend großer Differenz der Pixelzahlen wird die Aufnahme vom höher auflösenden Sensor selbst bei kleinster Blende (und damit stärkster Beugung) immer noch detailreicher sein als die vom niedriger auflösenden bei optimaler Blende – all dem dummen Geschwätz über "Grenzblenden" zum Trotz.