Kommt meiner Meinung nach drauf an, was man in den Mittelpunkt des Bildes stellen möchte - eher die Lichtführung oder eher das Gefühl für die angeschmutzten Oberflächen - den "used Look"...
Auch letzteres ist möglich, wenn man es schafft, beim Betrachter den Eindruck zu schaffen, dass er allein vom Anschauen schon schmutzige Hände bekommt... Allgemein gesehen gefällt mir die harte Gradation im ersten Bild recht gut.
Deine Lichtgestaltung ist bei diesem schräg einfallenden Licht aber insgesamt zu symmetrisch - man müsste hier die Unterschiede zwischen Links und Rechts besser herausarbeiten, z.B. das "Umfließen" der Rohre links durch das Licht. Dazu ist die Reihe aber insgesamt zu dunkel angelegt worden. Etwa 70...75 % Deiner Gestaltungsabsicht muss sich bereits in der mittleren Belichtung wiederfinden.
Das zweite Bild halte ich auch für überdetailliert - es ist nicht immer von Vorteil, wenn man die Schärfentiefe nachträglich künstlich aufbohrt ohne dabei ein Gesamtkonzept für das Bild zu verfolgen. So geht etwas das Gefühl für die Varianz der Details und damit der Tiefeneindruck durch die Perspektive verloren.
Im Gegensatz zum Film kann man eine allgemeine Reizüberflutung durch Überdetaillierung ja nicht durch die Steuerung der Betrachtungsdauer per Schnitt (Einstellungslänge) begrenzen. Somit ist man in der Fotografie auf andere Tricks angewiesen, gegenzusteuern - selektives Hervorheben von Details und selektives "Wegdrücken" per Licht und Schatten. Dessen muss man sich schon bei der Aufnahme bewusst sein und sozusagen die Voraussetzungen für diese spätere selektive Gestaltung schaffen.
Mit Gesamtkonzept meine ich nicht in erster Linie die Ausschnittswahl oder die Perspektive sondern das Wissen um die Highlights im Bild und ihre gezielte Inszenierung.
Das Hervorkitzeln von Details ist dabei nur ein Anfang - der sich aber der Gesamtkonzeption unterordnen muss.
LG Steffen