Ich habe mir mal kurz das jpg runtergeladen und zitiere Steffen zunächst mal sehr selektiv
Ich bin mir nicht 100 %ig sicher, ob der Fokus auf dem Baum in der Halbdistanz lag oder etwas davor - denn die Schneekrümel auf der linken Seite lassen auch diese Interpretation zu - ich neige aber zu einer Kombination von ersterem mit einem Frontfokus.
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Eine dritte Möglichkeit ist noch, dass die Kamera dabei war, vom Baum auf die Schneekrümel umzufokussieren, als Du ausgelöst hast. Das geht aber nur mit aktivierter Auslösepriorität statt Schärfepriorität.
Der Schärfeeindruck eines Bildes ist wahrnehmungsseitig aber auch gekoppelt an den Kontrast, die Brillianz und den Anteil kräftiger Mitteltöne am gesamten Tonwertspektrum.
Wir haben hier eine Gegenlichtstimmung vor uns mit leichtem Telebereich, knapper Blende, demzufolge begrenzter Schärfentiefe und ungewisser Lage des Schärfepunktes. All diese Faktoren wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.
Eine Gegenlichtstimmung ist durch den Überstrahlungs- und Streuungseffekt ohnehin flauer (wenige kontraststark) als andere Lichtstimmungen. Kommt dann noch lokales Ausbrennen in den Lichtern dazu, "überstrahlen" die Kanten noch viel mehr. Das Licht "wickelt sich" sozusagen um die dünnen Äste und Eiskrümel - die messerscharfen Kanten werden weichgezeichnet.
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Du hättest tendenziell überbelichten müssen, um noch Zeichnung in die schwarz zugelaufenen Baumstämme zu bringen und gleichzeitig war der Sensor schon mit den Lichtern überfordert. Das heißt im Grunde nichts anderes, dass die für einen guten Schärfeeindruck nötigen Mitteltöne sowohl im unteren Tonwertbereich (durch das Zulaufen der Tiefen) als auch im oberen Tonwertbereich (durch das Ausbrennen und Überstrahlen der Lichter) kannibalisiert wurden. Das Bild wird dadurch flirrig und unstet - die knüppelharten Details dominieren und werden zugleich überstrahlt, was bewirkt, dass das Auge keinen klaren Ankerpunkt finden kann.
Rätselhaft ist die Entfernungskennung auf unendlich nur dann, wenn man nicht von einem Frontfokus ausgeht.
LG Steffen
Zur AF-Funktion und ggf. vorhandenen Frontfokus kann ich nichts sagen, ich denke, das ist hier auch nicht ausschlaggebend (siehe unten). In den zwei angehängten Detailbildern (100%) sieht man das Überstrahlen der Lichter - stets einseitig, so dass auch - trotz 1/4000stel, der Stabilisator eine kleine Rolle mitspielen könnte. Bei gutem Licht und kurzen Belichtungszeiten ist mein Stabilisator am Objektiv mittlerweile immer aus - bei meiner 7D sieht man den Effekt unter diesen Voraussetzungen fast immer:
Das Bild ist in aller Regel einen Tick schärfer. Die 5d II dürfte da nicht ganz so kritisch sein (Edit: Du hast ja den gleichen Sensor 550D, sorry), aber trotzdem. Davon abgesehen liegen die Bildecken auf verschiedenen Fokusebenen und sind deshalb vor allem rechts weicher, da deutlich vor dem Hauptmotiv liegend.
Das wichtigste, was Steffen zurecht ausführlich angesprochen hat, ist aber die subjektiv gegebene Unterbelichtung. Das Histogramm ist zwar gut, ich bin mir aber sicher, dass das Ergebnis nicht das widerspiegelt, weswegen Du die Aufnahme gemacht hast.
Du hattest vermutlich eine recht helle Grundstimmung mit vielen Blitzern, eine Art lichtdurchfluteten Kristallpalast auf der verschneiten Wiese. Es war vermutlich diese Stimmung die du einfangen wolltest.
Was Du jetzt hast, ist bräunlicher Schnee und harte Kontraste. Alle Lichter sind begrenzt. Das Überstrahlen, die Blitzer und die helle, kalte, ja frostige Anmutung, fehlen.
Bei solchen "Stimmungs-"Bildern hätte ich keine Probleme damit, die Lichter kontrolliert ausfressen zu lassen. Ich habe daher eine schnelle Bearbeitung des jpgs angehängt, eine Tonwertverschiebung nach links mit 1.56 und dazu eine in der Mitte bauchige Gradiationskurve ( um die noch vorhandenen Mitten besser rauszuholen). Zudem habe ich die Gelbtöne fast komplett rausgenommen ( Sättigung).
Das Ergebnis ist ebenfalls im Anhang zu sehen.
Zeichnung in den Baumstamm bekommst Du damit auch nicht mehr

aber vielleicht gibt das RAW da noch was her.