AW: µFT: Welche Pancakes sind technisch noch möglich?
Wenn man von der Objektivgröße eines Systems auf jene eines anderen schließen will, darf man nicht nur die reinen Abmessungen betrachten, sondern muss auch das jeweilige Auflagemaß berücksichtigen. Das bei Pentax ein 70/2,4 so klein ausfallen kann liegt zu einem guten Teil daran, dass das Auflagemaß von 45,5mm für das Objektiv genutzt wird. Ein optisch identisches Objektiv hätte an µFT statt einer Länge von 26mm eben eine solche von knapp 50mm. Immer noch kompakt, aber nicht mehr so kompakt.
Deutlicher wird das auch an einem anderen Beispiel. Das Apo-Tele-Xenar 400/5,6 von Schneider für das Format 13x18cm (Bildkreis also mindestens 225mm) ist "gerade einmal" 10,7 Zentimeter lang. Das Canon 400/5,6 hingegen ist 25,7 Zentimeter lang, und leuchtet dabei auch noch einen deutlich kleineren Bildkreis aus. Deutlicher Vorteil also für das Großformatobjektiv, wäre da nicht der minimale Auszug von 28,5 Zentimetern, um überhaupt auf unendlich fokussieren zu können. Für entsprechende Nahaufnahmen vergrößert der sich abermals.
Es hat also den Anschein, als würde man bei größeren Brennweiten eher bei den Kameras mit größerem Auflagemaß einen Vorteil bei der Objektivgröße haben. Damit wäre das ganze Gerede von "kleineren Objektiven" bei den spiegellosen Kameras ein Märchen - es würde sich lediglich der Bereich verschieben, in dem besonders kleine Objektive möglich wären.
Ganz falsch ist diese Betrachtung nicht. Der große Vorteil des geringeren Auflagemaßes ist aber die Nutzbarkeit des Raumes zur Optimierung. Damit wäre zwar immer noch kein 70/2,4 mit einer Länge von lediglich 26mm möglich, aber es würde auch nicht zwingend über 50mm lang werden, weil die Telekonstruktion beispielsweise extremer ausfallen könnte.
Was als Pancake möglich ist hängt natürlich davon ab, was man noch als Pancake akzeptiert. Geht man von einer Tiefe von maximal 30mm aus, so halte ich ein 35/2 oder ein 50/2,4 bzw. 2,8 durchaus noch auch mit guten Abbildungsleistungen für möglich. Unter Umständen könnte man auch etwas wie ein 70/3,2 oder 4 hinbekommen, aber hier würde ich dann eher eine etwas größere Länge akzeptieren. Auf der anderen Seite ist ein 10/2,8 oder 3,2 in meinen Augen durchaus denkbar. Hier kommt man aber recht schnell an die Grenze der optischen Qualität. Man kann auch ein 8/3,5 oder 4 noch kompakt bauen, aber auch hier wieder die Frage, ob man das will.
Tendenziell ist es natürlich so, dass man einen vernünftigen Kompromis aus Größe, Lichtstärke, Qualität und Preis finden muss. Jede Bewegung in eine Richtung beeinflusst die anderen Faktoren.
Spannender wird es in meinen Augen, wenn es um die Kombination aus lichtstärkeren Teleobjektiven und dem Klappmechanismus der bisherigen Kit-Zuikos geht. Ein klappbares 100/2,4 beispielsweise würde mir gut gefallen.
Hinzu kommen natürlich auch die Fortschritte im Bereich der Materialentwicklung. Neue Glassorten, Ersatzmaterialien, Beschichtungen usw. könnten in Zukunft noch für einige Überraschungen sorgen.
