Tokina 11-16 oder Nikon 10-24 - ein Erfahrungsbericht
Ich dachte, nachdem ich hier im Forum so ziemlich alles über UWW-Gläser verschlungen habe, was es zu lesen gibt, gebe ich der Community etwas zurück:
Ich habe mir jetzt ein Nikon 10-24 gekauft und meine Aufnahmen mit meinen bisherigen der Tokina 11-16 verglichen (leider waren alle 4 getesteten fehlerhaft, entweder AF-Probleme oder heftige Dezentrierung, ein fehlerfreies habe ich leider nicht gefunden, hätte ich das, dann wäre ich wohl nie beim Nikon gelandet; die Vergleiche mit dem 10-24 wurden mittels der besten Tokina 11-16 Bilder gestellt):
Kurzes Fazit:
Tokina 11-16 f/2,8
Pro:
- günstiger als das Nikon 10-24
- konstante Blende 2,8
- ein kleinen Tacken schärfer als das Nikon 10-24 (gilt nur für 11mm, bei längeren Brennweiten ist das Nikon im Vorteil)
Contra:
- Etwas schwerer als das Nikon (ca. 100g, nicht viel, aber gerade bei Reisen ein klitze kleiner Minuspunkt)
- Weniger UWW als das Nikon, und ja, zwischen den 11mm des TOkina und den 10mm des Nikon ist ein deutlicher Unterschied (größer als gedacht)
- Weniger Brennweite nach oben (16mm vs. 24mm machen auch einen deutlich spürbaren Unterschied)
- deutlicher Schärfeabfall bei längeren Brennweiten (die Schärfe bei 11mm ist jedoch exzellent, bei längeren Brennweiten überholt das Nikon (Blende 4)) --> Somit zusammen mit dem eingeschränkten Zoombereich fast schon eine Festbrennweite
- Die Belichtung ist sehr ungleichmäßig über den Zoombereich. Scheinbar übermittelt das Tokina falsche Blendendaten an den Body (?), auf jeden Fall ist es so, dass selbst bei manueller Belichtung (Zeit X und Blende Y) die Belichtung bei 11mm und 16mm deutlich anders ausfällt. Jede Brennweite benötigt eine andere Belichtungskompensation, was in der Praxis durchaus nerven kann. Alle 4 Tokinas, die ich getestet habe zeigten dieses Fehlverhalten.
- Das Tokina ist deutlich anfälliger für Flares als das Nikon
- Der Autofokus war weniger zielsicher als beim Nikon
- Naheinstellgrenze bei 30cm
Nikon 10-24 f/3,5-4,5
Pro:
- deutlich praktischerer Zoombereich (10mm ist v.a. wenn man den "Weitwinkeleffekt" bei im Nahbereich fotografierten Objekten nutzen will deutlich extremer als 11mm, auch wenn es sich nach nur einem kleinen Unterschied anhört. 24mm sind deutlich "normaler" als 16mm beim Tokina, so muss man, je nach Anwendungsbereich, evtl. seltener die Linse wechseln)
- etwas leichter (ca. 100g, leichter Vorteil im Reisegepäck)
- fast konstante Schärfe über den gesamten Zoombereich hinweg (bei 11mm f4 etwas schwächer als das Tokina, bei längeren Brennweiten wie 16mm f4 besser als das Tokina, obwohl diese ja bei f4 bereits abgeblendet war)
- konstante Belichtung bei allen Brennweiten (Zeit X und Blende Y gibt bei 10mm die selbe Belichtung wie bei 24mm) und somit kein Anpassen der Belichtungskompensation bei Zoomen nötig
- Bessere AF-Trefferrate (an der D90)
- deutlich weniger Flares und Ghosting als beim Tokina
- (evtl.) bessere Zukunftssicherheit wegen AF-S (im Gegensatz zum Stangen-AF beim Tokina)
- Entgegen vielen Berichten halte ich die Verarbeitungsqualität beim Nikon nicht für schlechter als die des Tokina (das fühlt sich nur schwerer an, aber der Zoom- und Fokusring laufen beim Nikon geschmeidiger)
- Naheinstellgrenze bei 24cm (mit manuellem Fokus sogar 22cm) -> sehr extreme Effekte möglich
Contra:
- deutlich teuerer als das Tokina (fast 200€ Preisunterschied!)
- Bei 11mm ist das Tokina (bei 100%-Ansicht) einen Tacken schärfer (wobei sich das Verhältnis wie gesagt bei längeren Brennweiten umdreht)
- keine konstante Blende, nicht so lichtstark wie das Tokina
Ich persönlich habe mich nach nun 4(!) Tokinas mit unterschiedlichen Defekten dafür entschlossen das Nikon zu behalten. Mit dem Kauf des Nikons habe ich aber wirklich lange gezögert, da der Preisunterschied doch sehr deutlich ist und die meisten Reviews die Linse auch nicht gerade (zumindest für ihren Preis) in den Himmel gelobt haben. Hätte ich ein intaktes Tokina erwischt, dann hätte ich das Nikon sicher nie bestellt und getestet, der Preisunterschied ist einfach doch recht schmerzhaft.
Aber insgesamt kann ich für mich persönlich nun folgendes Fazit ziehen:
Das Nikon ist das für den Alltag besser geeignete Glas. Der Preisunterschied lohnt sich (überraschenderweise).
Der Zoombereich ist sowohl extremer (mit 10mm kann man noch heftigere Weitwinkeleffekte erreichen als mit 11mm) als auch praktischer (24mm ist schon ganz gut für Ganzkörper-/Gruppenaufnahmen ohne ungewünschte Effekte geeignet).
Auch das ständige Spielen mit der Exposure-Compensation hat mich beim Tokina in der Praxis sehr genervt.
Ich bin jetzt froh endlich ein UWW gefunden zu haben mit dem ich im Großen und Ganzen zufrieden bin.
Meiner Meinung nach kann man das Nikon 10-24 sehr empfehlen!