Wenn Kunst sich subjektiver Wahrnehmung und auch gezielter Übertreibung bedient, um ihre Absichten deutlich genug zu machen, sind das oft gute Aufhänger für ein Gespräch...
Ich will nicht verhehlen, dass man das Geräusch der Wellen zu hören glaubt, wenn man das Bild betrachtet. Das ist definitiv ein Pfund, mit dem Du wuchern kannst.
Die zwei Segelschiffe (?) bringen eine Maßstäblichkeit rein, die uns förmlich dazu auffordern, das Bild "mit anderen" Augen zu betrachten - die (Größen-)Verhältnisse neu vor unserem inneren Auge zu justieren. Auch das ist Dir gelungen.
Nicht ganz sicher bin ich mir allerdings, ob sich diese Maßstäblichkeit so ohne weiteres auf den Stand übertragen lässt. Wobei - dieser scheinbare Widerspruch erweckt auch Aufmerksamkeit, man schaut genauer und länger hin.
Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich mal ausnahmsweise einen Impressionisten zitiere, nämlich Paul Gauguin:
"Minderwertige Malerei entsteht durch den Anspruch, alles wiedergeben zu wollen. Das Ganze versinkt so in Details und die Langweile ist die Folge davon.
Der Eindruck aber, der aus dem einfachen Verteilen von Farben, Lichtern und Schatten hervorgeht, das ist die Musik des Bildes."
Ich finde, dass hat auch und gerade bei Fotografie seine Berechtigung - insbesondere dann, wenn sie sich dem Reiz des Beobachtens widmet und der Phantasie des Betrachters eine Pforte öffnen will, die jenseits von Schärfe, Detailwiedergabe oder Realismusgehalt Zugang zu unseren inneren Welten der Muster und Bewegungen, der Assoziationen und Erfahrungen zu finden sucht.
LG Steffen