Also, im Prinzip läuft es so:
Eine DSLR hat einen Spiegel, dieser Reflektiert das Licht nach oben weg, durch ein Prisma wird ein Teil des Lichts in den optischen Sucher geleitet und ein anderer Teil auf den Phasensensor. Mit hilfe des Phasensensors errechnet die Kamera, wo der Fokus liegt und wo er hin muss. Es gibt also kein Pumpen oder eine Annäherung oder sowas. Solange genug Licht da ist, springt der Fokus direkt in die richtige Position. Benötigt der Bildsensor nun Licht zu Belichtung, für den Videomodus oder für das Live-View klappt der Spiegel hoch und 100% des Lichtes gehen auf den Photosensor. Zu dieser Zeit ist der Sucher schwarz und auch der Phasensensor bekommt keine Bildinhalte mehr. Der Fokus ist in diesem Moment blind. Bei Serienbildern muss der Spiegel also von Bild zu Bild kurz runterklappen und lange genug unten bleiben, damit der korrigierte Fokuspunkt ermittelt werden kann. Im Live-View arbeiten DSLRs in der Regel mit einer Kontrastmessung für den AF (da der Phasen-AF ja blind ist). Die Kontrastmessung ist jedoch viel langsamer und tut sich vorallem mit dem Verfolgen von Objekten sehr schwer. Sobald das Licht etwas nachlässt fängt der AF dann auch noch an zu pumpen und trifft den Fokus nicht richtig. Im Videomodus haben die meisten garkeinen AF (Ausnahme z.B. 70D, aber 99% arbeiten hier nur mit manuellem Fokus).
Jetzt kommt Sony ins Spiel: Die Ingenieure haben einen halbdurchlässigen Spiegel eingebaut. Dieser klappt nie hoch. In etwa 70% des Lichts fallen auf den Photosensor und 30% auf den Phasensensor. Da nur noch ein Bruchteil des Lichtes nach oben gelenkt wird reicht es hier nichtmehr für einen optischen Sucher. Also läuft der Photosensor immer mit und versorgt den elektronischen Sucher mit Bilddaten. Der Phasensensor arbeitet auch immer mit, egal ob Serienbilder, Videomodus oder Live-View. Nebenbei bewegt sich auch weniger Mechanik, da ja der Spiegel nicht klappt, was zu weniger Vibrationen führt. Man hat also eine ganze Reihe Vorteile, wobei die wichtigsten sind, dass man Phasen-AF auch im Life-View und im Videomodus hat.
Bei all den Vorteilen, die bei SLT genannt werden, muss man jedoch auch dazu sagen, dass die SLT-Technologie ein wenig mehr Rauschen verursacht als SLR. Der teildurchlässige Spiegel der SLT (der ja nicht hochklappt) versorgt zwar immer den Phasensensor mit Licht, dieses Licht erreicht aber logischerweise nicht den Bildsensor. Folglich muss die interen Verstärkung etwas mehr eingreifen zur Kompensation. Bei Sonnenschein ist alles egal, aber im "Low-Light" wird der Unterschied schon größer.
Das heist jetzt nicht, dass eine SLT ein Rauschgenerator wäre, aber einen Unterschied gibt es einfach. SLT rauscht im Low-Light einfach ein bisschen mehr.
Dazu kommt noch, dass der elektronische Sucher nicht jedermanns Sache ist. Es hat einfach eine leichte Verzögerung, was man also sieht ist bereits die Vergangenheit, ganz leicht aber trotzdem so. Ausserdem braucht er kurz bis er anspringt, wenn man das Auge zum Sucher führt, geschätzt vieleicht ne halbe Sekunde, eher etwas weniger, aber trotzdem immer wieder nervig. Zu guter letzt ist die Auflösung des elektronischen Suchers natürlich nie so hoch wie beim optischen. Der zeigt ja einen direkten Blick durch das Objektiv.
Der elektronische Sucher hat aber auch Vorteile. Es können zahlreiche nützliche Informationen eingeblendet werden und man sieht das Bild so, wie es am Ende wird. Man erkennt also die Belichtung, den Weisabgleich und wenn man abblendet um die Schärfentiefe zu beurteilen, wird es nicht dunkel. In der Praxis war ich auch bei der Arbeit mit Graufiltern und Polfiltern angenehm überrascht, da das Bild beim optischen Sucher hier schon sehr dunkel werden kann. Am Ende ist es hier Geschmachssache, was man nimmt.
Meine Wahl zu Sony kam durch das 135mm STF Objektiv, es ist ein einzigartiges Objektiv und so nur bei Sony zu haben. SLT ist dabei dann einfach das notwendige Übel gewesen, ich bin also nicht zu Sony gewechselt, weil ich unbedingt SLT wollte. Insgesamt stehe ich SLT immernoch eher neutral gegenüber. Ganz überzeugen konnte es mich noch nicht, aber schlecht ist es auch nicht. Je nach Situation ist der elektronische Sucher eben mal im Vorteil und mal im Nachteil.
Ein großes Plus sind die Sony Sensoren, die ja auch z.T. bei Nikon verbaut werden. Diese bieten 14EV statt wie bei Canon 12EV, und den Unterschied merkt man bei RAWs und Landschaftsfotos deutlich. Würde ich heute bei Null anfangen und mich gegen Sony entscheiden, würde ich definitiv Nikon nehmen. Liegt aber daran, dass ich vermehrt Landschaften fotografieren und mir die 14EV einfach entgegenkommen.
Meine Erfahrungen mit folgenden Kameras:
Canon 5D: Gibts eigentlich nicht viel zu sagen. Damals war das einfach DIE KB-Kamera und wir hatten jede Menge Spaß
Sony SLT 58: Ein Arbeitskollege hat die für 580 Euro inkl. 2 Objektive gekauft. Ich war überrascht, wieviel Kamera es hier für das Geld gibt. Ich habe die Kamera auch einpaar mal benutzt und fand alles ganz stimmig, vorallem wenn man auf den Preis schaut.
Sony SLT 77: Hatte ich nur im Laden in der Hand. Fühlte sich ganz gut an, schießt 12 Bilder pro Sekunde bei 24MP, das ist schon gewaltig, vorallem in dieser Preisklasse.
Sony SLT 99: Meine Aktuelle Kamera, eine Hassliebe, naja mittlerweile mehr Liebe als Hass aber bei der ein oder anderen Funktion verstehe ich Sony nicht, z.B. funktioniert Bracketing (Belichtungsreihen) für HDRs mit der IR-Fernbedinung nicht. Entweder Fernbedienung oder Belichtungsreihen per Knopf aber nicht Belichtungsreihen mit Fernbedienung. Das macht natürlich überhaupt keinen Sinn und wieso Sony das so Implementiert, ist vielen ein Rätsel. Klar gibt es kabelgebundene Auslöser, und dann tut wieder alles, trotzdem bescheuert.
Nikon D7100: Ein Arbeitskollege hat die und ich freue mich immer, wenn ich da meine Hände dran bekomme. Bilder schießen macht Spass mit dem Ding, der AF sitzt immer perfekt und aus den RAWs lässt sich extrem viel herausholen. Das Teil hat einen Toshiba 24MP Sensor ohne Tiefpassfilter und macht einen super Job. Meiner Meinung nach ist die D7100 die beste APS-C Kamera, die Momentan zu haben ist.
Eine Kleinigkeit noch zu SLT: Meine Gewohnheit ändert sich langsam. Früher an der 5D habe ich nur mit dem Sucher gearbeitet. Mit der A99 nutze ich immer mehr das Live-View. Bei einer SLT ist das ja auch kein Problem, da der AF einfach auch bei Live-View funktioniert. Vorallem Sinnvoll ist das ganze in Bodennähe, einfach Display ausklappen und Bild machen, statt im Dreck herum robben. Wie gesagt, die A99 war anfangs das notwendige Über für das 135mm STF, aber wenn man sich mal an ein Klappdisplay mit funktionierendem Phasen-AF gewöhnt hat, will man das auch nichtmehr missen. Die Klamotten bleiben halt sauberer
Sollte es Fragen geben, einfach stellen. Ich hoffe, ich habe nichts wichtiges Vergessen und konnte Dir ein neutrales Bild widergeben.
Ich bin kein Fanboy in irgendeine Richtung, für mich ist der Kram nur seelenloses Werkzeug, dass seine Funktion erfüllen soll.
Ich hoffe mein Post macht klar, dass SLT Vor- und Nachteile hat, die es abzuwägen gilt.
Viel Erfolg bei deiner Entscheidung, und wie gesagt, bei Fragen einfach melden!