Die Frage ist, wie hätte ich denn arbeiten müssen, dass das net passiert wäre... Oder ist das normal bei bewegten Motiven und man muss mit einem gewissen Ausschuss leben und "hoffen" dass der AF bei einem Bild aus der Serie richtig getroffen hat?
Das Arbeiten mit großen Blendenöffnungen ist schwierig, erfordert große Sorgfalt und führt dennoch zu einer hohen Ausschussquote - noch dazu ist es manches Mal schlicht unpraktikabel. Man mag bei flüchtigem Nachdenken zu der Ansicht gelangen, dies wäre früher weniger problematisch gewesen, aber das stimmt nicht. Ein 1.4/85 hat ja seine Eigenschaften in 20 Jahren nicht geändert.
Was sich aber geändert hat, sind die Ansprüche. Jeder Fotograf weiß, dass ein Objektiv lediglich eine Ebene des Motivs scharf abbildet, verlässt man diese Ebene, wird das Bild dieses Motivteils unscharf. Nun geht es darum, welchen Grad an "unscharf" man noch zu tolerieren bereit ist, also für "noch ausreichend scharf" hält. Damit bekommt man dann den Bereich der Schärfentiefe. Wie groß dieser Bereich bei einer bestimmten Blenden-/Brennweitenkombi konkret ist, hängt vom gewählten Ausgabeformat und dem beabsichtigten Betrachtungsabstand ab. Und da haben sich die "typischen" Werte eben seit der analogen Zeit dramatisch verändert! Früher wurde nämlich "noch ausreichend scharf" auf die typischen 9x13 oder 10x15 Papierbilder im Abstand der Normsehweite bezogen (was "ditigal" einer Nettoauflösung von 1-2 MP entspricht), da kannst Du selbst bei 1.4/85 in einem Meter Abstand Dein Motiv noch um einen guten Zentimeter verschieben und verlässt den Bereich der Schärfentiefe mit der Fokusebene noch nicht.
Für die Nutzer, die heute noch ihre Fotos unbeschnitten auf diese Größe ausbelichten lassen, hat sich da nichts geändert. Doch für den eher größeren Anteil der User, die heute gerne Crops anfertigen und/oder deutlich größere Formate belichten lassen, gilt das nicht mehr. Erst recht nicht für die Bildschnipselbetrachter am Monitor. (Ich glaube, man nennt sie leicht abwertend auch "Pixelpeeper".)
Selbst bei der D3, die für heutige DSLRs wenige aber große Sensorpixel besitzt, kommt man bei Nutzung ihrer 12 MP Auflösung bereits auf eine maximal zulässige Verschiebung (wie oben bezogen auf 1.4/85 in einem Meter Abstand Dein Motiv) von noch gerade 4 mm. Bei aktuelleren DSLRs mit höherer Auflösung reduziert sich das dann leicht auf 2 mm oder gar noch weniger.
Das bedeutet: Falls Dein AF (bzw. Deine Fähigkeit zum manuellen Fokussieren) 0 mm Fehlertoleranz aufweisen würden (was für sich genommen schon keine reale Annahme ist), dann blieben Dir 4 mm Relativbewegung zwischen Kamera und Motiv als maximale Distanz, damit zumindest der anvisierte Punkt "noch ausreichend scharf" wäre. Das ist kein Problem, wenn die Kamera auf dem Stativ steht und das Kind ausgestopft ist. Zumindest den zweiten Punkt will ich mal nicht annehmen.
Also bleibt entweder die Hoffnung, dass bei einer größeren Serie mal der eine oder andere Treffer dabei ist oder die Erkenntnis, dass auch hochlichtstarke Objektive abgeblendet werden können.
cv