Zuerst muss ich zugeben, dass man als Gutachter nicht mit prof. Fotoequipment arbeiten muss und meistens ist eine einfache Kamera völlig ausreichend. Ich habe sogar Kollegen, die mit einem Exilim arbeiten, das geht auch, aber manchmal wird es schwierig.
Na ja, "professionelles Equipment" und eine Consumer-Spiegelreflex mit Standardzoom sind nicht ganz dasselbe. Aber natürlich hast Du Recht, die Fotos werden von den Versicherungen und Anwälten abgeheftet und irgendwann, wenn die Aufbewahrungsfristen abgelaufen sind, in den Schredder geschmissen. Es geht also nur darum, daß Du schnell und sicher zu einem Bild kommst, auf dem man sieht, was drauf sein soll.
Bis jetzt hatte ich nur weniger Probleme mit Fotos, jedoch die können besser werden.
Bzw. die Zeit dafür kürzer. Fotografieren ist ja für Dich bisher nur wie lästiger Schreibkram. Wenn es mal mehr wird, willst Du dann ohnehin bessere Sachen haben.
Und mit einem Stativ arbeiten ist nicht so einfach, da man in der Regel unter Zeitdruck steht und das Fahrzeug an mehreren Stellen fotografiert werden muss.
Ohne Dir das vorschlagen zu wollen, nur zur Information: es gibt Dreibeinstative, Einbeinstative und Ketten, die man unten an der Kamera befestigt, auf dem anderen Ende drauftritt und dann straffzieht. Das Dreibein ist für Deine Zwecke unbrauchbar, ein Einbein immer noch etwas umständlich aber die Kette wäre kein Akt. Es geht ja nur darum, die Kamera bei langen Belichtungszeiten ruhig zu halten. Und "lang" kann mitunter auch relativ sein.
Große Schäden mit starken Verformungen sind meine Lieblinge, da diese sehr einfach dokumentiert werden können und für mich mehr Geld bedeutet
Ein Fall für ein Standardzoom. Eine Alternative zu Deinem eher durchschnittlichen Kit ist das Tamron 17-50/2,8 neu für ca. 320 und gebraucht für etwa 250 hier am Marktplatz. Die Bezeichnung 17-50 heißt Brennweite von 17 bis 50 mm bei Kleinbilddia, bei Deiner Kamera ist das mit dem Faktor 1,6 zu multiplizieren, um den Bildwinkel zu erfassen, den Dir dieses Objektiv bietet. Je größer die Zahl, desto kleiner der Bildwinkel - das Fotografieren mit hohen Brennweiten ähnelt dem Blick durch ein Schlüsselloch. Die Zahl hinter dem Schrägstrich gibt die größtmögliche Blende an. Je kleiner die Zahl, desto größer die Blendenöffnung und desto mehr Licht wird auf den Sensor gelassen. Und je größer diese Öffnung, desto geringer ist der Bereich, in dem ein Motiv in der Tiefe scharf abgebildet werden kann. Brauchst Du eine große Tiefenschärfe, mußt Du den Lichteintritt verkleinern und dafür länger belichten - und kannst umso gründlicher verwackeln.
Kurz gesagt, es gibt manchmal Situationen, wo der Stoßfänger lediglich einen Kratzer und leichte Delle hat und die Lichtverhältnisse nicht gut genug sind zum Fotografieren. Das kommt aber selten vor, so 10-20% der Aufträge.
Ja, aber 20% der Aufträge sind bitteschön kein Fliegensch...
Bei so einer Situation kannst Du mit einer geringen Tiefenschärfe gut leben. Die hier vorgeschlagenen Makroobjektive haben den Vorteil, daß man da besonders nah an das Objekt der Begierde herangehen kann, bis auf wenige Zentimeter. Je näher Du kommst, desto lichtschwächer wird das Objektiv aber, umso länger mußt Du belichten. Das sind dann die Situationen, bei denen Du ein Stativ gut brauchen könntest.
Ich würde an das Problem aber anders herangehen. Mach mal ein paar Testfotos, solche Motive gibt es ja zuhauf. Such Dir irgendein Shareware-Bildbearbeitungsprogramm und beschneide damit die Bilder. Dann laß sie ausbelichten und erwirb so ein Gefühl, wie weit Du mit einem Standardzoom (Deine Kitlinse oder das genannte Tamron) gehen kannst. Vielleicht reicht es ja, wenn nicht, muß halt eine andere Lösung gefunden werden.
Ich könnte mir jetzt diese teure Objektive und den ganzen Zubehör leisten aber es wäre doch zu Schade, wenn ich sie nicht gebrauchen kann, da ich keine perfekten Fotos brauche oder damit nicht richtig umgehen kann.
Wie gesagt, "teuer" ist relativ. Freilich gibt es als Alternative zu dem Tamron noch ein Objektiv gleicher Lichtstärke von Canon, welches nicht 300 Euro, sondern 800 Euro kostet (edit: mit dem Ding ist das von Teufelchen verlinkte Bild im vorhergehenden Beitrag geschossen worden) und einen Bildstabilisator hat. Die Bilder sehen bei beiden gleich aus. Daß Du an Deiner Arbeit mehr Freude hast, wenn Du sie besser beherrschst, ist auch klar - nur das Üben kann Dir keiner abnehmen. Fotografierst halt am Wochenende die Parkplatzerlebnisse Deines eigenen Autos oder das Deiner Frau.
Mein Wunsch ist, einfach und ohne großartiger Investionen mit dem vorhandenen Gerät auch in schwierigen Situationen Fotos machen zu können, besonders von feinen Kratzern vom Lack, der wegen dem Blitz oder Sonne das Licht reflektiert.
Ja klar, dann probier halt ein bißchen: wo muß die Sonne stehen, damit man den Kratzer am besten sehen kann? Was macht der Blitz, der genau über dem Objektiv sitzt? Wäre es sinnvoll, wenn er in einem anderen Winkel auf die zu fotografierende Stelle treffen würde? Aufsteckblitze kann man auch betreiben, ohne sie direkt auf dem Blitzschuh zu haben - mit einem Kabel, mit Funk oder mit Infrarot. Du, eine Hilfsperson oder ein Stativ müssen den dann nur dort halten, wo er gebraucht wird.
Sollte ich zuerst mit einem Makrovorsatz und Ringblitz versuchen oder das wirklich sein lassen?
Probier erstmal das, was Du schon hast. Wenn das nicht richtig funktioniert, kann man immer noch nach einer anderen Lösung suchen. Bitte beachte aber, daß in der Fotografie billige Sachen oft unbrauchbar, für diese Eigenschaft dann gut bekannt und infolgedessen am Markt fast unverkäuflich sind. Fehlkäufe werden heutzutage teuer.
Grüße,
Peter