Hallo allerseits,
ich stelle mich erst mal vor:
Name: Mario Danker
Alter: 41
Beruf: Offsetdrucker (zuletzt Heidelberg Speedmaster 4farb SM 74/CP2000)
Zur Zeit baue ich eine kleine, feine Digitaldruckerei auf.
Um das Problem umfassend zu verstehen, muss man es mal aus der Sicht der Druckerei betrachten:
Traditionell erhielten die Druckereien von ihren Kunden als Vorarbeit Manuskripte, Fotos, Grafiken und Layoutvorlagen (gezeichnet, geklebt). Schriftsetzer und Reprofotografen erarbeiteten dann das druckreife Layout, das angedruckt wurde. Der Kunde erteilte nach abschließenden Korrekturen die Druckfreigabe. Über entsprechende Kalibrierung ihrer Systeme stellte die Druckerei sicher, dass das Druckbild farblich den Fotos entsprach. Dafür gab es gut ausgebildete Fachkräfte, wie Reprofotografen, Schriftsetzer, Druckformenhersteller und Drucker. Durch die Entwicklung von PCs und Software wurde es aber möglich, dass quasi jedermann selbst druckfertige Layouts anfertigen konnte. Nun hat aber eine Druckerei vielleicht 1000 Kunden, und jeder macht es anders! Das geht so weit, dass einige (nein sogar viele) ihre Drucksachen in Office-Programmen erstellen, die gar keine Farbseparation können! Das ist der Horror! Und viele meinen, durch Manipulation mittels verschiedener Kurven der Druckerei die Daten ?mundgerecht? zu machen. So kann es logischerweise nicht gehen, da es nicht wirklich einen eindeutigen Standard gibt. Das ist ausschließlich Sache der Druckerei. Man kann es sich etwa so vorstellen:
Du gibst in einer Maschinenfabrik eine Präzisionsmaschine in Auftrag und, um Geld zu sparen, oder kreativ sein zu können, feilst Du die Zahnräder selbst, aus dem Material, das Du gerade herumzuliegen hast. Und dann beschwerst Du Dich anschließend beim Hersteller, dass die Maschine nicht gut genug ist! DAS IST EXAKT DIE HEUTIGE SITUATION DER DRUCKEREIEN! Aber was hilft?s, die Druckereien müssen sich darauf einstellen. Am Besten klappt?s in den Druckereien, die sich ihre Kunden erziehen, indem sie ihnen penetrant den Spiegel vorhalten (Proofs, Andrucke), bevor die Auflage ?durch? ist. Hier ein paar Tipps:
- Ohne Hardwarekalibrierbaren (und kalibrierten) Monitor gibt?s keine exakten Ergebnisse!
- Wandlung in CMYK ist absolutes Muss! (nur Standard-Offset-Profil: Adobe CMYK, KEINE Spezial-Profile, kein coated/uncoated, die Druckerei hat eigene Profile, die an die Druckmaschinen und Papiersorten angepasst sind! Ansonsten entstehen grobe Verfälschungen durch doppelte Beeinflussung!)
- Wandlung NUR mit Adobe Photoshop, alles andere führt NICHT zum exakten Ergebnis!
- keine JPEG (am Besten TIFF)
- Farbvergleiche immer bei Tageslicht oder ?Normlicht? vornehmen.
- ?Nicht weiße? Papiersorten verfälschen das Druckergebnis farblich.
- Ausdrucke und Originalfotos mitliefern. Die Druckerei kann nicht von sich aus wissen, wie es aussehen soll.
- Schriftdateien und Original-TIFFs mitliefern.
- Mitunter ist die Druckerei sogar froh, wenn sie ?offene? Original-Daten bekommt, statt PDFs, die nur schwierig nachzubearbeiten sind (absprechen!).
- Das Wichtigste ist: MITEINANDER REDEN!
- In der Druckerei die Daten selbst auf dem kalibrierten Monitor betrachten.
- Proof oder Andruck erstellen lassen.
- Bei Druckbeginn dabei sein!!!
Wenn die Druckerei nicht in der Lage ist, ihre hauseigene Monitordarstellung, Proof und Druckergebnis in Übereinstimmung zu bringen, sollten sie die Druckerei sofort wechseln!
Eine gute Druckerei weist Dich auf Fehler hin, bevor die Auflage gedruckt ist!
Wer ?Geld sparen? will, zahlt drauf!
Ein Proof macht sich immer bezahlt!
Wer mit der Materie überfordert ist, sollte die Vorarbeit unbedingt den Profis in der Druckerei überlassen (z.B. scannen) und sich ansonsten nicht beschweren, wenn das Ergebnis nicht befriedigt!
Soviel von mir erstmal. Nun zerreißt mich bitte, so gut Ihr könnt!
Gruß Mario