AndreasB schrieb:
Wir haben bei uns in der Arbeit ständig mit den Problemen rund ums Drucken, Druckabstimmung etc zu tun, weil wir (als einer von ganz wenigen Anbietern) unsere Bilder nicht nur als Daten auf CD oder per Bilddatenbank anbieten, sondern zu den CDs auch hochwertige A6 Offsetdrucke mitliefern.
Und bei der Herstellung dieser Drucke gibt es immer wieder Ärger und Probleme und gelegntlich muss man dann auch mal die Druckerei wechseln, weil de Ergebnisse nicht selten zu schwankend und unbefriedigend sind, trotz vorheriger Abstimmung mit Proofs etc.
Gerade bei kleineren Auflagen ist es nicht so einfach, eine qualitativ hochwertige, zuverlässige und dazu möglichst noch rel. preiswerte Druckerei zu finden.
Aber gerade, wenn zum Teil ganz unterschiedliche Bilder auf einem großen Druckbogen zusammen gedruckt werden müssen, ist sowieso nie ein annähernd perfektes Ergebnis möglich.
Ist halt auch immer eine Kosten-Nutzen-Frage ..............
Andreas
Ich kann mir das richtig vorstellen, dass es oft ärger gibt und dass die Ergebnisse nicht dem Proof entsprechen. Es sind einfach zu viele Faktoren die für eine Exakte Farbwiedergabe eine wichtige Rolle spielen (bestimmt an die 100). Nur eine Offsetdruckerei die alle aber auch wirklich alle Teilprozesse in der Druckvorstufe und in der Druckmaschine absolut standardisiert und perfektioniert hat, kann Farbecht arbeiten. Ich nenne hier nur ein paar Beispiele:
Plattenbelichter und Filmbelichter liefern unterschiedliche Ergebnisse
Die Plattenentwicklung muss 100% stimmen. Wenn die Platten zu lange entwickelt werden, wird der Raster automatisch spitzer.
Die Entwicklerflüssigkeit schwächt stetig ab und verändert ständig auch die Plattenentwicklung. Die Rasterpunkte werden voller.
Die Temperaturunterschiede in der Entwicklerflüssigkeit für die Offsetplatten können die Wiedergabeeigenschaften negativ beeinflussen. Temperierung der Entwickler=??
Offsetplatten von verschiedenen Herstellern liefern unterschiedliche Ergebnisse.
Druckmaschinen sind alle unterschiedlich. Jede Druckmaschine hat eine andere Druckkennlinie, wie ein Fingerabdruck.
Aufbau der Druckmaschine: Anzahl der Druckwerke, Nass in Nass Druck, Nass in Trocken.
Wird mit der Wendung gedruckt? Schön- und Wider?
Ältere Druckmaschinen drucken allgemein voller. Der Punktzuwachs ist höher.
Wie alt sind die Walzen? Wie sind die Walzen eingestellt?
Welches Gummituch wird verwendet? Weiches, Hartes? Welcher Hersteller?
Wie ist das Feuchtwerk aufgebaut?
Emulsionsgrad der Farbe? Hängt auch vom Motiv ab. Wenn wenig Druckfarbe verbraucht wird, steigt auch die Emulsion und dadurch auch das Farbannahmeverhalten der Farbe.
Wie sieht das Farbannahmeverhalten aus? Hängt auch davon ob Nass in Nass gedruckt wird. Trockenoffset? Farbreihenfolge in den Druckwerken?
Bei den unterschiedlichen Papier- und Farbenhersteller gibt es mindestens genauso viel zu erzählen. Es sind einfach viel zu viele Faktoren die nicht 100%-ig berücksichtigt werden können. Einige Faktoren sind durch FOGRA/UGRA Institute standardisiert worden. Andere müssen nach Herstellerangaben erarbeitet werden. Deswegen müssen die Druckereien IMMER für jede Druckmaschine und für jedes Papier und für jede Möglichkeit eigene Farbprofile erstellen (High-End Druckereien). Es reicht noch lange nicht wenn man im PhotoShop das vom Adobe ausgelieferte ?Profil CYMK Coated? verwendet. Dann darf man sich nicht wundern, wenn da Müll bei rauskommt.
Im Tiefdruck sieht es noch viel Komplizierter aus. Die Junx haben noch nicht mal standardisierte Farben. Die mischen sich selbst eigene Farbpaletten die mit den Offsetfarben überhaupt nichts gemeinsam haben. Wenn man sich eine ?TV Spielfilm? anguckt, da kann sich ein normaler Mensch kaum vorstellen welche Technologien und Farbenmanagement Methoden dahinter stecken. Die hatten so etwas wie Farbmanagement, da gab es noch nicht mal Apple.
Das beste Beispiel sind die Ikea Kataloge. Die Auflage beträgt ca. 10 Millionen und die Auflage wird bei mehreren Tiefdruckern verteilt. Jede Tiefdruckerei arbeitet jedoch mit eigenen Farbpaletten und mischt sich die Farben selbst. Die haben Farbmanagement soweit perfektioniert, dass die Kataloge wirklich absolut identisch sind. Bei den Offsetdruckern ist es doch viel einfacher. Die kaufen alle die gleichen standardisierten Farben nach Iso 16539 und kriegen es nicht hin.
Deswegen ist es auch wichtig in der Druckvorstufe medienneutral zu arbeiten. Eine Farbtransformation sollte immer kurz vor der Plattenbelichtung erfolgen. Nur dann, kann das optimale Ergebniss für die entsprechende Druckmaschine erzielt werden.