Gast_49210
Guest
Hallo!
Ab und zu fröne ich ja meinem Spleen und gönne mir einen neuen - gebrauchten -Stativkopf. Vor allem, wenn es sich um ein eher ausgefallenes Modell handelt und am liebsten, wenn es eins ist, dass qualitativ hochwertig zu sein verspricht. So gibt es ja einige Marken abseits des Asiaten-Booms, die einfach nicht aufhören wollen, vernünftiges Kamerazubehör zu bauen. FOBA aus der Schweiz ist so ein Hersteller. Von denen habe (bzw. hatte) ich drei Kugelköpfe und ein Stativ.
Nach dem Superball und dem Superball Mini - zwei sehr guten Köpfen fürs Studio - hatte ich den Superball M-1, der mich nicht so sehr überzeugt hat. Er erinnert einfach zu sehr an den Novoflex Ball 30: hohe Klemmkraft, aber keine Friktion und deutlicher Feststellverzug. Dafür aber ein frei anzuordnender Feststellgriff – so was hat sonst kein Hersteller.
Was mir noch fehlte, war der Superball M-2. Von den Daten eigentlich der interessanteste Kopf, denn von Kugelgröße und Gewicht bewegt er sich in der Liga RRS-BH40 und Novoflex CB-3. Aber komischerweise ist er sehr wenig verbreitet, Tests konnte ich im Internet überhaupt keine finden. Nun konnte ich endlich einen gebrauchten Kopf ergattern und ausprobieren.
Erstmal die Daten:
Gewicht 445g
Bauhöhe 82mm
Basisdurchmesser 56mm
Der Superball M-2 hat eine Konstruktionsweise, die ich bisher bei keinem anderen Kugelkopf gesehen habe. Üblicherweise wird ja zur Klemmung ein Stempel von unten gegen die Kugel gepresst oder das Gehäuse nach unten gezogen. So sind z. B. die klassischen Arca-Swiss-Köpfe konstruiert und die meist aus dieser Konstruktion abgeleiteten von Kirk, Markins, Sirui etc. Dann gibt es das Ganze quer gelegt von Gitzo bei deren Köpfen.
Die nächste Konstruktionsart kommt von RRS und ermöglicht sehr niedrig bauende Köpfe. Hier wird das komplette Gehäuse mit der Feststellschraube zusammengedrückt, um die Kugel zu fixieren. Typisch für diese Köpfe – neben RRS auch die XB-Reihe von Sunwayfoto, die Reihe von Benro und die Reihe von Induro – ist der senkrecht verlaufende Schlitz im Gehäuse.
Der M-2 ist ebenfalls ein niedrig bauender Kopf, hat aber nicht diesen senkrechten Schlitz im Gehäuse, sondern einen waagerecht verlaufenden. Es wird also beim Festziehen der obere Gehäuseteil auf den unteren gedrückt. Beim Lösen der Klemmschraube federt das obere Gehäuseteil wieder zurück. Wobei man dazu sagen muss, dass es sich dabei nur um 2/10 Millimeter handelt, die der Spalt beim Festklemmen schmaler wird. Ungewöhnlich ist außerdem, dass beim M-2 offenbar keine Delrin-Klemmstücke verwendet werden. Hier klemmt noch Metall auf Metall! Das bedeutet natürlich, dass die Kugel minimal gefettet sein muss. Andererseits heißt das auch, dass die Konstruktion extrem robust ist und immense Klemmkräfte möglich sind.
Bedient wird der Kopf mit einem Klemmhebel, der gegenüber den normalen Hebeln oder Schrauben um 90° gedreht angebracht ist. Hier wird schließlich keine Schraube seitlich ins Gehäuse gedreht, sondern von oben nach unten geschraubt. Damit der Hebel beim Transport nicht so weit raussteht, kann er eingeklappt werden. Die Panoramadrehung hat noch eine separate Feststellschraube, die recht weit aus dem Gehäuse raussteht, was ihr bei meinem Kopf zum Verhängnis wurde. Beim Vorbesitzer hat sie einen kräftigen Katscher abbekommen und eiert nun auch ein wenig. Der Funktion tut das glücklicherweise keinen Abbruch. Sowohl die Schraube als auch der kippbare Habel sind sehr schön aus Metall gearbeitet und verlustsicher befestigt.
Den Kopf gibt es in einer Version mit Stativteller – die ich habe – und einer mit Arca-Klemme. Der Stativteller hat leider nur ein ¼“ Gewinde, ein Wechselstift wäre mir lieber gewesen. So muss ich halt mit einem Übergewinde arbeiten um eine Schnellwechselklemme zu befestigen.
Mit dem größeren FOBA-Kopf, dem Superball Mini bin ich sehr zufrieden, einzig der doch deutliche Feststellverzug trübt seine Performance. So war ich natürlich gespannt, wie sich der M-2 in dieser Disziplin schlägt. Und hier gab es eine sehr positive Überraschung: Kein Feststellverzug. Null, nichts! Ich habe es mit 300mm KB-äquivalenter Brennweite und 14-fach Lupe probiert und konnte wirklich gar keinen Verzug sehen! Und bei der Panoramadrehung genau das Gleiche: Feststellen und gut! Und offen keinerlei Kippeln, sondern nur ein gleichmäßiger Lauf.
Auch das Losbrechmoment ist gering, wobei das sicherlich von der verwendeten Schmierung (das hört sich jetzt nach raustropfendem Öl oder Fett an, es geht aber nur um einen minimalen Fettfilm) abhängt. Ich weiß nicht, ob mein Kopf das originale Fett hat oder ob der Vorbesitzer da mal was verändert hat. Ich werde da sicher noch ein wenig experimentieren, um die Funktion so optimieren.
Die Haltekraft des Kopfs ist immens. Wenn die Kugel fixiert ist, kann man vermutlich eher den Kugelhals abreißen, als dass die Klemmung nachgibt. Auch Absacken unter Last ist kein Thema. Ich habe – mangels Monsterausrüstung spaßeshalber mal eine halbe Stunde eine 5kg-Hantel rangehängt – kein Verzug!
Die Friktion der Klemmung lässt sich allerdings nicht so gut regulieren, wie bei anderen hochwertigen Köpfen. Das liegt sicher an der Klemmung ohne Kunststoffklemmbacken, die keinerlei Fertigungstoleranzen verzeiht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn man kann trotzdem sehr gut mit dem Kopf arbeiten.
Der Kopf hat eine Hochformatkerbe und zwei Einstellhebel, das ist alles. Trotzdem ist das Bedienkonzept etwas ungewohnt. Die nicht vorhandene Friktionskontrolle verschmerze ich noch am ehesten, denn bei den meisten Köpfen regele ich die Friktion nur mit dem Feststellknopf. Bei diesem Kopf muss man sich aber daran gewöhnen, dass der Feststellhebel radial zum Gehäuse bewegt wird. Das kenne ich von keinem anderen Kugelkopf. Am besten geht das, wenn ein Finger am Hebel zieht und der Damen sich an der glücklicherweise vorhandenen Wulst am Gehäuse abstützt. Nach etwas Umgewöhnung funktioniert das ganz prima. Ein noch etwas flacheres Gewinde für die Feststellschraube wäre mir allerdings lieber, denn zwischen „lose“ und „fest“ sind es nur knapp 90° Drehbewegung.
Ein Punkt muss noch erwähnt werden: Bei meinem Kopf ist die Hochformatkerbe minimal zu klein. Der Kopf schwenkt nicht exakt um 90°, sondern nur um ca. 89,5°. Das finde ich vor allem deshalb sehr störend, weil man den Kopf wegen seiner hervorragenden Panoramadrehung sonst sehr gut als Basis für einen Winberley Sidekick o.ä. verwenden könnte. Ich weiß allerdings nicht, ob es sich bei diesem Mangel nur um ein Problem bei meinem Exemplar handelt.
Und noch etwas: Auf der Suche nach einem aktuellen Preis - ich habe da ca. 400€ in Erinnerung – musste ich feststellen, dass der Kopf bei FOBA noch im aktuellen Prospekt drin ist, aus dem Online-Katalog aber verschwunden ist. Telefonisch teilte mir die deutsche Vertretung mit, dass der Superball M-2 aus dem Programm genommen wurde. Insofern wird man den Kopf wohl nur noch gebraucht bekommen. Aufgrund der unverwüstlichen Bauweise hätte ich da auch keine Bedenken.
Gruß
Hans
Ab und zu fröne ich ja meinem Spleen und gönne mir einen neuen - gebrauchten -Stativkopf. Vor allem, wenn es sich um ein eher ausgefallenes Modell handelt und am liebsten, wenn es eins ist, dass qualitativ hochwertig zu sein verspricht. So gibt es ja einige Marken abseits des Asiaten-Booms, die einfach nicht aufhören wollen, vernünftiges Kamerazubehör zu bauen. FOBA aus der Schweiz ist so ein Hersteller. Von denen habe (bzw. hatte) ich drei Kugelköpfe und ein Stativ.
Nach dem Superball und dem Superball Mini - zwei sehr guten Köpfen fürs Studio - hatte ich den Superball M-1, der mich nicht so sehr überzeugt hat. Er erinnert einfach zu sehr an den Novoflex Ball 30: hohe Klemmkraft, aber keine Friktion und deutlicher Feststellverzug. Dafür aber ein frei anzuordnender Feststellgriff – so was hat sonst kein Hersteller.
Was mir noch fehlte, war der Superball M-2. Von den Daten eigentlich der interessanteste Kopf, denn von Kugelgröße und Gewicht bewegt er sich in der Liga RRS-BH40 und Novoflex CB-3. Aber komischerweise ist er sehr wenig verbreitet, Tests konnte ich im Internet überhaupt keine finden. Nun konnte ich endlich einen gebrauchten Kopf ergattern und ausprobieren.
Erstmal die Daten:
Gewicht 445g
Bauhöhe 82mm
Basisdurchmesser 56mm
Der Superball M-2 hat eine Konstruktionsweise, die ich bisher bei keinem anderen Kugelkopf gesehen habe. Üblicherweise wird ja zur Klemmung ein Stempel von unten gegen die Kugel gepresst oder das Gehäuse nach unten gezogen. So sind z. B. die klassischen Arca-Swiss-Köpfe konstruiert und die meist aus dieser Konstruktion abgeleiteten von Kirk, Markins, Sirui etc. Dann gibt es das Ganze quer gelegt von Gitzo bei deren Köpfen.
Die nächste Konstruktionsart kommt von RRS und ermöglicht sehr niedrig bauende Köpfe. Hier wird das komplette Gehäuse mit der Feststellschraube zusammengedrückt, um die Kugel zu fixieren. Typisch für diese Köpfe – neben RRS auch die XB-Reihe von Sunwayfoto, die Reihe von Benro und die Reihe von Induro – ist der senkrecht verlaufende Schlitz im Gehäuse.
Der M-2 ist ebenfalls ein niedrig bauender Kopf, hat aber nicht diesen senkrechten Schlitz im Gehäuse, sondern einen waagerecht verlaufenden. Es wird also beim Festziehen der obere Gehäuseteil auf den unteren gedrückt. Beim Lösen der Klemmschraube federt das obere Gehäuseteil wieder zurück. Wobei man dazu sagen muss, dass es sich dabei nur um 2/10 Millimeter handelt, die der Spalt beim Festklemmen schmaler wird. Ungewöhnlich ist außerdem, dass beim M-2 offenbar keine Delrin-Klemmstücke verwendet werden. Hier klemmt noch Metall auf Metall! Das bedeutet natürlich, dass die Kugel minimal gefettet sein muss. Andererseits heißt das auch, dass die Konstruktion extrem robust ist und immense Klemmkräfte möglich sind.
Bedient wird der Kopf mit einem Klemmhebel, der gegenüber den normalen Hebeln oder Schrauben um 90° gedreht angebracht ist. Hier wird schließlich keine Schraube seitlich ins Gehäuse gedreht, sondern von oben nach unten geschraubt. Damit der Hebel beim Transport nicht so weit raussteht, kann er eingeklappt werden. Die Panoramadrehung hat noch eine separate Feststellschraube, die recht weit aus dem Gehäuse raussteht, was ihr bei meinem Kopf zum Verhängnis wurde. Beim Vorbesitzer hat sie einen kräftigen Katscher abbekommen und eiert nun auch ein wenig. Der Funktion tut das glücklicherweise keinen Abbruch. Sowohl die Schraube als auch der kippbare Habel sind sehr schön aus Metall gearbeitet und verlustsicher befestigt.
Den Kopf gibt es in einer Version mit Stativteller – die ich habe – und einer mit Arca-Klemme. Der Stativteller hat leider nur ein ¼“ Gewinde, ein Wechselstift wäre mir lieber gewesen. So muss ich halt mit einem Übergewinde arbeiten um eine Schnellwechselklemme zu befestigen.
Mit dem größeren FOBA-Kopf, dem Superball Mini bin ich sehr zufrieden, einzig der doch deutliche Feststellverzug trübt seine Performance. So war ich natürlich gespannt, wie sich der M-2 in dieser Disziplin schlägt. Und hier gab es eine sehr positive Überraschung: Kein Feststellverzug. Null, nichts! Ich habe es mit 300mm KB-äquivalenter Brennweite und 14-fach Lupe probiert und konnte wirklich gar keinen Verzug sehen! Und bei der Panoramadrehung genau das Gleiche: Feststellen und gut! Und offen keinerlei Kippeln, sondern nur ein gleichmäßiger Lauf.
Auch das Losbrechmoment ist gering, wobei das sicherlich von der verwendeten Schmierung (das hört sich jetzt nach raustropfendem Öl oder Fett an, es geht aber nur um einen minimalen Fettfilm) abhängt. Ich weiß nicht, ob mein Kopf das originale Fett hat oder ob der Vorbesitzer da mal was verändert hat. Ich werde da sicher noch ein wenig experimentieren, um die Funktion so optimieren.
Die Haltekraft des Kopfs ist immens. Wenn die Kugel fixiert ist, kann man vermutlich eher den Kugelhals abreißen, als dass die Klemmung nachgibt. Auch Absacken unter Last ist kein Thema. Ich habe – mangels Monsterausrüstung spaßeshalber mal eine halbe Stunde eine 5kg-Hantel rangehängt – kein Verzug!
Die Friktion der Klemmung lässt sich allerdings nicht so gut regulieren, wie bei anderen hochwertigen Köpfen. Das liegt sicher an der Klemmung ohne Kunststoffklemmbacken, die keinerlei Fertigungstoleranzen verzeiht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn man kann trotzdem sehr gut mit dem Kopf arbeiten.
Der Kopf hat eine Hochformatkerbe und zwei Einstellhebel, das ist alles. Trotzdem ist das Bedienkonzept etwas ungewohnt. Die nicht vorhandene Friktionskontrolle verschmerze ich noch am ehesten, denn bei den meisten Köpfen regele ich die Friktion nur mit dem Feststellknopf. Bei diesem Kopf muss man sich aber daran gewöhnen, dass der Feststellhebel radial zum Gehäuse bewegt wird. Das kenne ich von keinem anderen Kugelkopf. Am besten geht das, wenn ein Finger am Hebel zieht und der Damen sich an der glücklicherweise vorhandenen Wulst am Gehäuse abstützt. Nach etwas Umgewöhnung funktioniert das ganz prima. Ein noch etwas flacheres Gewinde für die Feststellschraube wäre mir allerdings lieber, denn zwischen „lose“ und „fest“ sind es nur knapp 90° Drehbewegung.
Ein Punkt muss noch erwähnt werden: Bei meinem Kopf ist die Hochformatkerbe minimal zu klein. Der Kopf schwenkt nicht exakt um 90°, sondern nur um ca. 89,5°. Das finde ich vor allem deshalb sehr störend, weil man den Kopf wegen seiner hervorragenden Panoramadrehung sonst sehr gut als Basis für einen Winberley Sidekick o.ä. verwenden könnte. Ich weiß allerdings nicht, ob es sich bei diesem Mangel nur um ein Problem bei meinem Exemplar handelt.
Und noch etwas: Auf der Suche nach einem aktuellen Preis - ich habe da ca. 400€ in Erinnerung – musste ich feststellen, dass der Kopf bei FOBA noch im aktuellen Prospekt drin ist, aus dem Online-Katalog aber verschwunden ist. Telefonisch teilte mir die deutsche Vertretung mit, dass der Superball M-2 aus dem Programm genommen wurde. Insofern wird man den Kopf wohl nur noch gebraucht bekommen. Aufgrund der unverwüstlichen Bauweise hätte ich da auch keine Bedenken.
Gruß
Hans
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