Und genau so sehe ich auch das Retro Design. Ich denke, das es der Marketingabteilung da schon auch um das Prestige geht. "Beeindrucken Sie Ihre Freunde mit einer altmodischen Kamera, die ein modernes Innenleben hat, und ein bisschen wie eine echte Leica aussieht..."
Das solche Überlegungen am Schluss eine Rolle spielen könte, kann ja nicht bestritten werden. Doch kommen m.E. auch ganz andere Faktoren dazu, die vermutlich viel ausschlaggebender sind.
Als erstes sehe ich die Abgrenzung. Die Menschen gewöhnen sich mit der Zeit an bestimmte Designs. Da die Technik mittlerweile dermassen fortgeschritten ist und selbst an sich neuartige Kamerakonzepte sich enorm schnell entwickeln (zB die Spiellosen Systemkameras) braucht man sich halt auch werbewirksam abzugenzen. Mann muss halt auffallen und zwar positiv.
Einmal las ich davon, das bestimmte Designs in den Köpfen von Menschen haften bleiben. Die hat übrigens grosses Gewicht in der Graphik. Erinnern wir uns nur schon der Piktogramme auf elektronischen Medien die allesamt univesell verständlich sind.
So haben sich vor Allem jene Designs aus der Phase des "Form follows Function" die in den 70er jahren ihren Höhepunkt erreichte.
Dabei haben sich bestimmte Kamera-(arten) rsp Designs in's Gedächnis geprägt
Die PlattenBalgenkamera, Graphlex Graphic-Modelle, die Leica, Nikon F, Hasselblad 1600F und Rolleiflex.
Im Zuge dessen, dass direkt einstellbare Bedienelemte praktischer sein können, als Menu-verfrachtete Funktionen, war's wohl nur eine Frage der Zeit bis das was wir heute als "Retro-Design" betrachten, verkaufsfähig wurde.
Als die ersten gebrauchsfähigen Digitlakameras auf den Markt kamen, meinte man noch, das Design völlig unkremplen zu können und die Adaption Digitaler Technik auf Analoge Gehäuse sei lediglich Mangel an neuem Design.
Schon zu "Analogzeiten" rühmte sich zB Nikon, die durch Autofokuskameras aufdrängende Tipptasenbedienung aufhalten zu können (Nikon F501, F4). Dies keineswegs im Sinne von "Retro", sondern aufgrund der beschrieben Praxis.
Heute sagt man sich wohl : warum nicht das Bedürfnis nach seperaten Bedienelementen mit bewährtem Design verknüpfen? Immerhin ein Trend der ja nicht nur Kameras betrifft.
Mit diesem Design wird halt auch angestebt, längst bewährte Technik zu suggerieren.
Dieser Zeitpunkt scheint zudem nun längst gekommen zu sein, da die Hersteller der Analogen Fotografie abgesagt haben, sie auf dem Markt eine untergeodnete Rolle spielt.
So kann es heute durchaus vorkommen, dass eine 20 Jährige AF-Kamera für als moderner verwechselt wird, als eine Digitale im "RetroLook".
Auch ist die Phase "Analog vs Digital" vorbei. So wäre dieses RetroDesign vor ca 5 Jahren noch sehr risikohaft für einen Hersteleller gewesen.
Und heute ist es nun mal so, das man mit einer 40 Jährigen Kamera fotografieren geht und von Fremden das "doch ganz ansehliche RetroDesign" der Kamera gelobt wird . . .