Industriefotograf
Themenersteller
Hallo zusammen,
wer sich bisher über erhebliche Probleme beim äußerlichen Fotografieren von Bergwerken in Polen aufgeregt hat, wird vielleicht nicht schlecht staunen, eines Tages auch derartige Verhältnisse in Deutschland anzutreffen. Zugegeben, etwas provokant formuliert, aber doch nicht ganz unrealistisch. Denn Ungemach für Fotografen könnte künftig aus einem anderen Gottesstaat drohen. In diesem Land südlich des Weißwurstäquators ist die Empörung momentan nämlich besonders groß, dass einfach so jeder alles im öffentlichen Raum fotografieren kann und womöglich sogar der nackte Gartenzwerg im Vorgarten dabei mit aufs Bild kommt. Worum geht es? Mit "Google Street View" kann jeder sich künftig nicht nur Straßenzüge von oben im Web ansehen, wie es in Google Maps/Earth seit Jahren bereits geht, sondern - Skandal - auch von der Seite! Aber was hat das mit uns Fotografen zu tun? Das Problem, dass Google dabei theoretisch auch Privates fotografieren könnte, ist seit der Veröffentlichung von Luftbildern nicht ganz neu. Es gibt gesetzliche Regelungen, die auch gut und sinnvoll sind, und die bislang auch schon angewandt wurden. Dass ein Großkonzern dahinter steckt, ist zwar in gewisser Weise suspekt, und dass dieser Großkonzern seine Medien, z.B. YouTube, nicht besonders penibel auf Rechtsverstöße hin kontrolliert, ebenfalls ärgerlich. Dass das süddeutsche Kleinbürgertum allerdings auf die Barrikaden geht, weil eventuell jemand den nackten Zwerg im Vorgarten ins Web stellen könnte oder gar Diebe per Google die Villen der Kleinbürger über den Zaun hinweg ausspähen könnten, ist erstaunlich. Denn wohlgemerkt, Google Earth/Maps gibt es schon seit einiger Zeit und zeigt den Gartenzwerg nicht nur über den Zaun hinweg, sondern sogar von oben und weltweit - nur unser Alois Normalverbraucher hat es noch nicht bemerkt, weil er sich ja üblicherweise gar nicht mit dem bösen Internet (sogar Kinderpornos soll es dort geben, da machen wir 'n Stopschild vor) beschäftigt! Einzelne bayrische Gemeinden planen bereits, Google das Fotografieren zu verbieten oder eine Art Fotosteuer zu erheben. Die bayrische Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner erwägt sogar die Änderung von Gesetzen. Google soll künftig jeden Hausbesitzer fragen müssen, ob sie sein Anwesen fotografieren dürfen. Wir könnten uns an sich freuen, dass der Medienriese endlich eins auf den Deckel bekommt, und man den Datenschutz ernst nimmt. Schließlich misst man ihm doch auch sonst erheblichen Wert bei, siehe flächendeckende Videoüberwachung, Zensursula, ELENA, Kontoüberwachung, Lauschangriff, Onlinedurchsuchung und so weiter. Und gerade bei einer CSU-Ministerin müssen unsere Bürgerrechte doch schließlich in allerbesten Händen sein. Außerdem: Irgendwas muss die Frau doch tun, seit es kein bayrisches Gammelfleisch mehr gibt!
Leider kann man sich nicht so ganz freuen. Denn was für Google gilt, wird auch für den Normalfotografen gelten, ja sogar für den Touristen, wenn er mit seiner Kodalumix-Ritsch-Ratsch-Klick durch die Straßen rennt, und zufällig auch mal das Haus vom Onkel Alois fotografiert. Und wehe, er besitzt einen Fotoblog oder eine Bildergalerie im Web, wo er dann diese Fotos einstellt. Da wird dann das Abmahnwesen, das derzeit bereits seltsame Blüten treibt, erst recht fröhliche Urständ' feiern. Moment mal - haben wir ja nichts mit zu tun - wir fotografieren schließlich keine Privathäuser?! Weit gefehlt, denn auch Industrieanlagen sind in der Regel Privateigentum. Und die dürfen wir dann auch nicht mehr von außen fotografieren geschweige denn ins Web stellen. Das Internet wird wieder fotofreier Raum und Google Maps zeigt über Deutschland einen großen weißen Flecken, weil auch Luftaufnahmen wieder wie zu Zeiten des Kalten Krieges freigegeben werden müssen. Dann müssen wir, nebenbei bemerkt, Fototouren wieder per Vorbeigehen vorbereiten statt über Google Maps - vielleicht sollten wir unser fotografisches Augenmerk dann lieber auf iranische Urananreicherungsanlagen richten, die wir womöglich unzensiert auf Google erblicken können.
Nun gut, aber haben wir nicht immer schon in juristischen Grauzonen gearbeitet? So manches Industrieruinen-Foto ist doch auch nur deswegen entstanden, weil einfach kein Zaun da war, und man dann ahnungslos weitergegangen ist ... Wo kein Kläger, da kein Richter. Haben wir uns gesagt. Wird aber bald anders. Denn dank unserer bayrischen Kleinbürgerschutzministerin wird es künftig nicht beim fröhlichen Hupkonzert bleiben, wenn wir alleine schon die Unverfrorenheit besitzen, ein deutsches Werkstor zu fotografieren. Nein, dank des wiedererwachten neuen Datenschutz- und Rechtsbewussteins wird uns ein Pulk selbst ernannter Blockwarte überwältigen, uns die Kameras abnehmen und uns vor den Kadi zerren.
So, und nun wisst Ihr, warum wir hier vielleicht schon bald polnische Verhältnisse haben könnten. Und warum man nicht jede Initiative zum Datenschutz mit freudigen Augen sehen kann, insbesondere dann nicht, wenn sie aus einem süddeutschen Gottesstaat kommt.
wer sich bisher über erhebliche Probleme beim äußerlichen Fotografieren von Bergwerken in Polen aufgeregt hat, wird vielleicht nicht schlecht staunen, eines Tages auch derartige Verhältnisse in Deutschland anzutreffen. Zugegeben, etwas provokant formuliert, aber doch nicht ganz unrealistisch. Denn Ungemach für Fotografen könnte künftig aus einem anderen Gottesstaat drohen. In diesem Land südlich des Weißwurstäquators ist die Empörung momentan nämlich besonders groß, dass einfach so jeder alles im öffentlichen Raum fotografieren kann und womöglich sogar der nackte Gartenzwerg im Vorgarten dabei mit aufs Bild kommt. Worum geht es? Mit "Google Street View" kann jeder sich künftig nicht nur Straßenzüge von oben im Web ansehen, wie es in Google Maps/Earth seit Jahren bereits geht, sondern - Skandal - auch von der Seite! Aber was hat das mit uns Fotografen zu tun? Das Problem, dass Google dabei theoretisch auch Privates fotografieren könnte, ist seit der Veröffentlichung von Luftbildern nicht ganz neu. Es gibt gesetzliche Regelungen, die auch gut und sinnvoll sind, und die bislang auch schon angewandt wurden. Dass ein Großkonzern dahinter steckt, ist zwar in gewisser Weise suspekt, und dass dieser Großkonzern seine Medien, z.B. YouTube, nicht besonders penibel auf Rechtsverstöße hin kontrolliert, ebenfalls ärgerlich. Dass das süddeutsche Kleinbürgertum allerdings auf die Barrikaden geht, weil eventuell jemand den nackten Zwerg im Vorgarten ins Web stellen könnte oder gar Diebe per Google die Villen der Kleinbürger über den Zaun hinweg ausspähen könnten, ist erstaunlich. Denn wohlgemerkt, Google Earth/Maps gibt es schon seit einiger Zeit und zeigt den Gartenzwerg nicht nur über den Zaun hinweg, sondern sogar von oben und weltweit - nur unser Alois Normalverbraucher hat es noch nicht bemerkt, weil er sich ja üblicherweise gar nicht mit dem bösen Internet (sogar Kinderpornos soll es dort geben, da machen wir 'n Stopschild vor) beschäftigt! Einzelne bayrische Gemeinden planen bereits, Google das Fotografieren zu verbieten oder eine Art Fotosteuer zu erheben. Die bayrische Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner erwägt sogar die Änderung von Gesetzen. Google soll künftig jeden Hausbesitzer fragen müssen, ob sie sein Anwesen fotografieren dürfen. Wir könnten uns an sich freuen, dass der Medienriese endlich eins auf den Deckel bekommt, und man den Datenschutz ernst nimmt. Schließlich misst man ihm doch auch sonst erheblichen Wert bei, siehe flächendeckende Videoüberwachung, Zensursula, ELENA, Kontoüberwachung, Lauschangriff, Onlinedurchsuchung und so weiter. Und gerade bei einer CSU-Ministerin müssen unsere Bürgerrechte doch schließlich in allerbesten Händen sein. Außerdem: Irgendwas muss die Frau doch tun, seit es kein bayrisches Gammelfleisch mehr gibt!
Leider kann man sich nicht so ganz freuen. Denn was für Google gilt, wird auch für den Normalfotografen gelten, ja sogar für den Touristen, wenn er mit seiner Kodalumix-Ritsch-Ratsch-Klick durch die Straßen rennt, und zufällig auch mal das Haus vom Onkel Alois fotografiert. Und wehe, er besitzt einen Fotoblog oder eine Bildergalerie im Web, wo er dann diese Fotos einstellt. Da wird dann das Abmahnwesen, das derzeit bereits seltsame Blüten treibt, erst recht fröhliche Urständ' feiern. Moment mal - haben wir ja nichts mit zu tun - wir fotografieren schließlich keine Privathäuser?! Weit gefehlt, denn auch Industrieanlagen sind in der Regel Privateigentum. Und die dürfen wir dann auch nicht mehr von außen fotografieren geschweige denn ins Web stellen. Das Internet wird wieder fotofreier Raum und Google Maps zeigt über Deutschland einen großen weißen Flecken, weil auch Luftaufnahmen wieder wie zu Zeiten des Kalten Krieges freigegeben werden müssen. Dann müssen wir, nebenbei bemerkt, Fototouren wieder per Vorbeigehen vorbereiten statt über Google Maps - vielleicht sollten wir unser fotografisches Augenmerk dann lieber auf iranische Urananreicherungsanlagen richten, die wir womöglich unzensiert auf Google erblicken können.
Nun gut, aber haben wir nicht immer schon in juristischen Grauzonen gearbeitet? So manches Industrieruinen-Foto ist doch auch nur deswegen entstanden, weil einfach kein Zaun da war, und man dann ahnungslos weitergegangen ist ... Wo kein Kläger, da kein Richter. Haben wir uns gesagt. Wird aber bald anders. Denn dank unserer bayrischen Kleinbürgerschutzministerin wird es künftig nicht beim fröhlichen Hupkonzert bleiben, wenn wir alleine schon die Unverfrorenheit besitzen, ein deutsches Werkstor zu fotografieren. Nein, dank des wiedererwachten neuen Datenschutz- und Rechtsbewussteins wird uns ein Pulk selbst ernannter Blockwarte überwältigen, uns die Kameras abnehmen und uns vor den Kadi zerren.
So, und nun wisst Ihr, warum wir hier vielleicht schon bald polnische Verhältnisse haben könnten. Und warum man nicht jede Initiative zum Datenschutz mit freudigen Augen sehen kann, insbesondere dann nicht, wenn sie aus einem süddeutschen Gottesstaat kommt.