Genau das ist der Knackpunkt und deswegen der Canon-Vorschlag mit der Plastiktüte auch sinnvoll, weil sich so die notwendige Adaptionszeit verkürzen lässt:
Je höher die Temperatur, umso mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. Kondensation tritt da auf, wo warme Luft mit hoher Feuchtigkeit an kalten Flächen kondensiert, weil in deren unmittelbarer Nähe die niedrigere Lufttemperatur weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, als sie eigentlich hat. Anschließend muss dann nicht nur gewartet werden, bis die kalte Fläche ohne Kondensation etwa Raumtemperatur hätte, sondern etwas länger - weil die zum Verschwinden des Kondensats notwendige Verdunstung der Fläche nämlich wieder etwas Wärme entzieht (welche vorher bei der Kondensation an die Luft abgegeben wurde).
Hüllt man Kamera/Objektiv nun luftdicht in eine Plastiktüte ein, hat die Luft in dieser Tüte nur den Feuchtigkeitsgrad, den die kalte Luft vorher auch aufnehmen konnte und es kann beim Wechsel in einen wärmeren Raum mit höherer Luftfeuchte keine Kondensation stattfinden. Dann kann auf Anpassung der Temperatur gewartet werden ohne zusätzliches Warten auf Verdunstung des Kondensats.
Beim Wechsel vom Warmen ins Kältere tritt Kondensation eigentlich nur da auf, wo warme feuchte Luft "mitgenommen" wird, also z.B. im Inneren des nicht luftdichten Objektivs. Da ist eine Plastiktüte dann tatsächlich sogar kontraproduktiv, zumindest wenn sie eng anliegt, weil dann die feuchte Luft nicht entweichen kann. Ist die Plastiktüte aber halbwegs prall gefüllt (bitte ohne Aufblasen mit feuchter Atemluft) wirkt sie als Wärmepolster, welche die Kondensation verzögert. Da die Feuchtigkeit aber nicht entweichen kann, wird sie sich irgendwann als Tropfen am Tütenboden ansammeln - was vielleicht auch nicht optimal ist.
In Kurzform: vom Warmen ins Kalte Objektiv einfach so raus, umgekehrt mit Plastiktüte.
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