Schon wieder diese unreflektierte Pauschalaussage! Da kann nur ein arg komplexbeladener Groß-Sensor-Besitzer schreiben!
Da liegst Du in meinem Fall völlig falsch. Ich fotografiere überwiegend mit einer Kompakten mit 1/1,7"-Sensor - eben weil ich gelernt habe, die für meine Zwecke richtigen Kompromisse zu finden. Die Technik ist heute so weit, dass selbst freihändige Nachtaufnahmen mit kleinen Sensoren für viele (aber nicht alle) Zwecke brauchbar sind.
Meine große DSLR (auch "nur" mit APS-C-Sensor) hole ich erst raus, wenn es für einen bestimmten Zweck notwendig erscheint. In den Urlaub z. B. würde ich sie ganz bestimmt nicht mitnehmen.
Ich habe auch schon überlegt, meine DSLR aufzugeben und durch ein mFT-System zu ersetzen, v. a. wegen der besseren Möglichkeiten in Sachen Video. Ich könnte mit den Einschränkungen, die die Sensorgröße hat, gut leben. Das "Vollformat" reizt mich - für meine Zwecke - derzeit gar nicht.
Aber dennoch ärgere ich mich, wenn Technik falsch beschrieben wird und Dinge verglichen werden, die so nicht passen.
Wie das Rauschen zu beherrschen ist, zeigen die Hersteller doch völlig unterschiedlich, relativ unabhängig vom Sensorformat!
Natürlich kommt es auf die Sensortechnologie an, und im Einzelvergleich kann ein kleiner Sensor auch schon mal überraschend gut bzw. ein großer Sensor überraschend schlecht abschneiden. Man kann die einzelne Kaufentscheidung nicht stur an der Größe festmachen und glauben, der größere Sensor sei immer überlegen, egal wie alt und technisch hintendran er ist. Aber wir reden hier ja von langfristigen Systementscheidungen, und langfristig steht die gleiche Technologie wieder allen Sensorgrößen offen. Und dann zählt die Größe des Sensors - und zwar in Relation zur Lichtstärke des Objektivs. Und das ist genau der Punkt, wo die Hersteller von Kameras mit kleineren Sensoren ihre Käufer täuschen (z. B. mit dem besagten Lichtstärke-2,8-Zoom für FourThirds, das den Eindruck erwecken soll, es sei quasi genauso gut wie ein Blende-2,8-Zoom an KB-Format - obwohl man in Wirklichkeit an KB ein Blende 5,6-Zoom verwenden könnte, um auf das rechnerisch gleiche Verhältnis von Sensorgröße und Lichtstärke zu kommen).
Solange es keine richtig lichtstarken Objektive für mFT gibt (man braucht sich ja nur den Metabones Speedbooster anschauen, um zu sehen, dass da noch Luft nach oben ist) haben die größeren Sensoren einen Vorteil. Dass die eine oder andere aktuelle mFT-Kamera eine ältere APS-C-Kamera schlägt, ändert nichts an den grundsätzlichen (und somit auf lange Sicht relevanten) optischen Verhältnissen.
Ja, man braucht nicht dauernd die maximale Lichtstärke. Ja, man kann für ganz viele Zwecke auch mit weniger Lichtempfindlichkeit bzw. mehr Rauschen auskommen. Ich selber bin mit meinen Nutzungsgewohnheiten der beste Beweis dafür. Und ja, es gibt sicher eine Menge Kaufinteressenten, die ihren eigenen Bedarf dahingehend komplett überschätzen, weil man ihnen seit Jahren einredet, man könne mit kleineren Sensoren keine Fotos bei wenig Licht machen. Für die meisten Leute gilt das in Wirklichkeit nicht. Aber
wenn jemand etwas macht, wofür er die Grenzen des Machbaren bis zum Anschlag ausreizen muss, dann führt immer noch kein Weg an einem System mit großen Sensoren vorbei.
Ich finde, man sollte alle Karten auf den Tisch legen und den Leuten nicht z. B. vormachen, sie könnten mit einem mFT-System eine Menge Gewicht einsparen, ohne anderswo Kompromisse einzugehen. Wie gesagt: Nichts gegen Kompromisse. Aber man sollte immer die ganze Wahrheit kennen, um sich dann fundiert zu entscheiden.