Zu dem genannten 23-Zöller kann ich nicht viel sagen, aber dafür umso mehr zum LG 24EB23PY, also einem 24-Zoll-Gerät, welches ebenfalls mit Werkskalibrierung beworben wird und für rund 225€ zu haben ist. Vielleicht wäre der ja auch eine Überlegung wert. Der Bildschirm hat übrigens das Format 16:10. Die zusätzlichen 120 Pixel sind durchaus sehr nützlich.
Zu dem Gerät gibt es bei Prad einen Testbericht (derzeit glaube ich nur kostenpflichtig als "Preview"). Durch den Bericht bin ich überhaupt erst auf das Gerät gekommen. Auch in der c't 10/2012 wurde der LG getestet.
Mein persönliches Fazit: Mehr Monitor für weniger Geld wird man nur schwer finden: 99% sRGB-Abdeckung, ein blickwinkelstabiles IPS-Panel, gleichmäßige Ausleuchtung und eine brauchbare Werkskalibrierung.
Aber nun etwas ausführlicher: Ich habe das Gerät seit drei Wochen. Meine Ausgangsbedingungen waren folgende: Ich wollte meine beiden Eizo 19-Zöller (S1931 und S1921) durch einen größeren 24-Zöller ersetzen, der sich vornehmlich für die Bildbearbeitung in sRGB eignet. Ein Colorimeter besaß ich schon (X-Rite Colormunki Display), sodass ich den neuen Monitor auch kalibrieren und profilieren konnte. Wichtig war mir noch, dass sich die Helligkeit des Monitors auf unter 100cd/m² absenken lässt (da scheiden leider einige ansonsten gute Geräte aus), da meine Raumbeleuchtung nicht allzu hell ist und meine Augen empfindlich auf zu hell eingestellte Moniore reagieren.
Obwohl der LG natürlich nicht perfekt ist, müssen sich meine beiden Eizos dem neuen LG in der Praxis geschlagen geben. In zwei Punkten haben die Eizos die Nase vorn: 1. Die Eizos sind wertiger und stabiler gebaut. Wenn man aber nicht ständig am Tisch oder Monitor wackelt, ist das nicht so wichtig. 2. Bei der Schwarzdarstellung zeigt sich der Unterschied zwischen PVA- und IPS-Panels. Betrachtet man eine völlig schwarze Fläche, kann man in den Ecken (besonders unten) leichte Lichthöfe erkennen. Das ist ein IPS-typisches Phänomen, welches bei zunehmendem Sitzabstand abnimmt. In der Praxis spielt das für mich aber keine große Rolle, da man ja selten schwarze Flächen betrachtet. Bei der Arbeit in Lightroom oder Photoshop merke ich davon beispielsweise nichts.
In anderen, teilweise praxisrelevanteren Bereichen ist der LG sogar ein wenig besser als meine beiden Eizos:
- Mit dispcalGUI messe ich bei der Kalibrierung und Profilierung des Monitors eine sRGB-Farbraum-Abdeckung von 99,5% (der alte Eizo hat etwas um 96%).
- Die Homogenität der Ausleuchtung ist gemessen einen Tick besser, subjektiv jedoch kein Unterschied (beide sehr gut).
- Auch bei der Profilvalidierung hat der LG die Nase vorn, sowohl was die maximalen, als auch die durchschnittlichen Abweichungen (DeltaE) angeht.
- Der subjektive Vergleich von Ausbelichtungen mit dem Monitor spricht auch für den LG. Er kommt noch etwas näher an die realen Ergebnisse heran (Vergleich Softproof mit ausbelichtetem Foto). Der Eizo stellt die dunklen Mitteltöne auch im kalibrierten Zustand einen Tick zu hell dar.
Wie gesagt, perfekt ist der LG nicht. Im unkalibrierten Zustand tritt insbesondere bei den dunkelsten Farb- und Grauabstufungen Banding auf. Hier hilft die Profilierung mit dem Colorimeter sichtlich und bringt ein wenig Zeichnung in den dunklen Tönen zurück. Nach der Profilierung ist der Monitor zwar nicht ganz frei von Banding, aber es ist unauffällig. Und zum Vergleich: meine beiden Eizos sind auch nicht ganz frei davon.
Auch kann man unter bestimmten Umständen zum rechten Rand hin eine leichte, feine Wabensruktur auf dem Display erkennen (wird auch im Testbericht von Prad erwähnt). Sichtbar wird das nur bei einfarbigen (besonders grau) und hellen Flächen und einem ganz bestimmten Abstand und Winkel zum Display. In der Praxis ist auch das nicht störend und selbst wenn man es mal sieht, genügt es, sich ein wenig zurückzulehnen und schon sieht man es nicht mehr.
Noch ein interesantes Detail: Das verwendete Panel ist übrigens das gleiche, wie im Eizo EV2436WFS. Nur bezüglich der Elektronik und Signalverarbeitung konnte ich beim LG nichts herausfinden. Aber ich für meinen Teil habe entschieden, dass der Eizo mir den Preisunterschied nicht wert ist. Für mich war unter anderem der Vergleich mit realen Ausbelichtungen wichtig, und da leistet der LG sehr gute Arbeit. Die Profilvalidierung mit dem Colorimeter bestätigt den subjektiv guten Eindruck.
Es gibt natürlich Monitore mit noch besserer Werkskalibrierung, aber die kosten dann auch mehr. Mit einem Colorimeter kann man beim LG noch nachhelfen (und das kann ja auch so eine sinnvolle Investition für den Hobbyfotografen sein, je nach Anspruch). Alles in allem bietet der LG eine Menge für's Geld.
Schöne Grüße,
Timo
P.S.: Der einzige Grund, warum ich mit dem Gedanken spiele, den LG vielleicht doch noch zu verkaufen, ist die Versuchung, einen noch größeren Monior zu kaufen, der dann aber wiederum deutlich mehr Geld kosten würde. Beim Multitasking war ich mit zwei Monitoren bisher vielleicht doch etwas verwöhnt

Aber ich warte jetzt einfach mal weiter ab, wie sich meine Arbeitsweise mti dem 24-Zöller entwickelt. Bei der Bildbearbeitung macht er sich jedenfalls sehr gut.