was kann man bei adobergb falsch machen das bei srgb nicht geht?
sRGB ist ein eher kleiner (aber für die meisten Zwecke ausreichender) Farbraum, der sich an der Möglichkeiten gängiger Monitore orientiert. Wann immer man Bilder auf unkalibrierten Geräten bzw. mit nicht-farbmanagement-fähiger Software darstellt, ist sRGB die beste Lösung.
Wenn man mit AdobeRGB fotografiert, muß man (wenn die Farbwiedergabe stimmen soll) hinterher fast immer nach sRGB konvertieren: Browser können generell kein Farbmanagement, also müssen Bilder fürs Web immer sRGB sein. Die allermeisten Belichtungsdienste nehmen auch nur sRGB an; wenn man da AdobeRGB hinschickt, wird es als sRGB interpretiert, so daß die Farben blasser werden und etwas ins Grünliche abdriften. Deshalb gilt auch für die Ausbelichtung in der Regel: nur sRGB.
Irgendwann fragt man sich, warum man überhaupt in AdobeRGB fotografieren soll, wenn man es fast nie braucht und immer die nervigen Konvertierungen vornehmen muß. Immerhin sind diese Konvertierungen, besonders wenn man nur in 24 Bit Farbtiefe arbeitet, ein verlustbehafteter Vorgang.
AdobeRGB macht derzeit v. a. in drei Fällen Sinn:
- Wenn man für Verlage arbeitet und Bilder in CMYK gedruckt werden, ist AdobeRGB das bessere Ausgangsmaterial.
- Die meisten neueren Tintenstrahldrucker sind farbmanagement-fähig und können einen Teil des erweiterten Farbraums nutzen.
- "Fotocommunity Prints" ist der erste und bislang einzige Anbieter, der Farbprofile auswertet, so daß man dort tatsächlich AdobeRGB-Dateien hinschicken kann.
Mach Dir aber keine Illusion, was den möglichen Qualitätsgewinn betrifft: Der Druckfarbraum (egal ob Offset-CMYK oder der Farbraum der Belichtungsmaschinen) ist noch viel kleiner als sRGB. Es gibt nur eine kleine Schnittmenge von Farben im gesättigten Grün- und Blaubereich, die von sRGB nicht abgedeckt werden, und wo daher AdobeRGB einen leichten Vorteil hätte. Auf 95 % aller gedruckten Bilder kommen diese Farben noch nicht mal vor, und auf den restlichen vermißt man sie allenfalls im direkten Vergleich.
Für Profis, die einen durchgängigen Farbmanagement-Workflow eingerichtet haben und viel für Zeitschriften und Buchverlage arbeiten, ist AdobeRGB mit Sicherheit die bessere Wahl. Für die meisten Privatanwender stehen jedoch die Nachteile in keinem Verhältnis zu den möglichen Vorzügen.
Außerdem nutzt es eben nichts, "alles auf AdobeRGB" einzustellen, sondern man muß dann schon wissen, wie Farbmanagement eigentlich funktioniert und was da im Rechner abläuft. Ferner muß man wissen, welche Anwendungen tatsächlich Farbmanagement beherrschen, und welche die Bilder "falsch" darstellen. Das alles ist nicht einfach, und man lernt es nicht in einer halben Stunde.