Jo

, hab mich auch ein wenig schlau gemacht und diesen Erfahrungs-Bericht dazu gefunden:
"Da ich noch nicht viel damit testen konnte, hier einfach mal meine Ersteindrücke:
-gebaut ist das Ding wie ein Panzer und auch ebenso schwer. Über 700g bringt es auf die Waage. Dafür ist die Verarbeitung erstklassig. Es ist komplett aus Metall gefertigt.
Die Einstellung der Vergrößerung funktioniert äußerst präzise.
-Die Bildqualität hervorragend. Wie gesagt, ich habe noch nicht allzu viel getestet, aber die ersten Test-shots zeigen ein unglaubliche Detailzeichnung und Schärfe bis in die Bildecken – da stinkt jede Macro-Objektiv Nahlinsen-Kombi gnadenlos dagegen ab.
Auch die schon oft als Alternative genannte Retro-Geschichte (v.A. mit der Kit-Scherbe) halte ich da in jeder Hinsicht für völlig unterlegen.
Beim MP-E sollte man beachten:
-Je größer man den Abbildungsmaßstab wählt, desto weiter fährt das Objektiv aus (Frontlinse dreht nicht mit). Bei 5:1 dürfte es in Sachen Länge so manchen Tele-Objektiven die show stehlen, so lang wird es (das oben gezeigte Bild zeigt das MP-E bei 1:1; bei 5:1 wird es gut 3x so lang). Vom Prinzip dürfte es quasi einen eingebauten Balgen haben. Die Vergrößerung entsteht wohl durch die Auszugsverlängerung.
-Bei zunehmenden Abbildungsmaßstab wird die Lichtausbeute (das, was am Bildsensor ankommt) dramatisch reduziert. Ab 3:1 sieht man ohne zusätzliche Lichtquelle (Fokussierlicht!) das Motiv praktisch nicht mehr (Sucher wird völlig schwarz). Canon gibt hierzu Folgendes an:
Effektive Blende= gewählte Blende x (Abbildungsmaßstab+1); d.h. z.B. bei 5:1 und eingestellter Blende 2.8 entspricht die effektive Blende bereits F16,8!
-Die Naheinstellgrenze ist extrem gering. Bereits für 1:1 muß man wegen der relat. Geringen Brennweite von 65mm schon bis auf ca. 10cm ran, um überhaupt scharf stellen zu können. Bei 5:1 beträgt die Entfernung zur Frontlinse ca. 4cm! Fokus auf unendlich funktioniert nicht. Für „normale“ Fotos ist dieses Objektiv nicht verwendbar.
-Bei großen Abbildungsmaßstäben kommt man ohne entsprechende Beleuchtung nicht weit. Ich habe mir zum MP-E noch den MT24-EX gegönnt. Dieser verfügt neben ETTL und frei regelbarer Blitzköpfe über zwei ausgezeichnete Fokussierlichter. Diese sind wegen der geringen Lichtausbeute durchs Objektiv fast Pflicht, wenn man nicht im Dunklen tappen will.
Im Grunde kostet das MP-E also quasi das Doppelte (Objektiv + Blitz). Ich habe zwar mit Ausnahme eines LED-Ringlichtes keinen direkten Vergleich, aber ich halte den MT24-EX für den einzig brauchbaren Macro-Blitz überhaupt (für Canon DSLRs).
-Es gibt am Objektiv überhaupt keinen Fokus, noch nicht einmal einen manuellen Fokus! Man ist gezwungen, das Motiv durch vor- und zurückbewegen der ganzen Kamera in die Schärfe-Ebene zu bringen.
-je größer der Abbildungsmaßstab gewählt wird, desto mehr sieht man den Sensor-Dreck auf den Bildern. Ist zwar nicht weiter tragisch (kann man ja wegstempeln), ist mir aber halt aufgefallen. In hellen Bildpartien kann dieser Effekt allerdings schon ziemlich extrem sein.
-bei großen Abbildungsmaßstäben ist es zunehmend ein Problem, das Motiv überhaupt im Sucher zu finden. Selbst wenn sich das Motiv direkt vor der Frontlinse befindet, sucht man oft lange im Trüben hin und her, bis dann plötzlich das Motiv super vergrößert im Sucher aufploppt. Ich bin da schon ein paar Mal erschrocken, wenn einen plötzlich zwei Glupschaugen einer Spinne direkt anschauen. Das liegt sicherlich am hauchdünnen Schärfebereich der sehr diffizil zu treffen ist.
-Der Stativeinsatz ist recht gewöhnungsbedürftig. Durch den extrem dünnen Schärfebereich, muss man viel umfangreicher, dafür aber in viel kleineren Bereichen feinfühlig ausrichten. Das geht NUR dann, wenn man einen absolut stabilen Stativkopf besitzt. Mein Stativkopf von Manfrotto ist nicht geeignet. Fürs 105er Sigma reicht er völlig. Beim MP-E aber verzweifelt man: stelle ich den Bildausschnitt perfekt ein, klemme den Kopf fest und lasse los, wandert das Motiv sofort aus dem Sucherfeld-total zu Vergessen….man braucht unbedingt einen Kopf, der sofort die fast 3kg der Kamera-Objektiv-Blitz-Kombi bombenfest arretiert, sonst macht’s keinen Spass.
-Ein guter Macroblitz vorrausgesetzt, bietet dieses Objektiv die Möglichkeit, relativ einfach freihand sehr brauchbare Fotos zu machen. Mit dem MT24-EX kann man trotz Warnung der Cam vor Unterbelichtung praktisch immer mit F16 bei ISO100 eine Belichtungszeit von 1/100s wählen. Der Blitz sorgt beim Motiv immer für eine gute Belichtung.
Ein Nebeneffekt der erzwungen kurzen Belichtungszeit kann allerdings in manchen Fällen ein rabenschwarzer Hintergrund sein.
-Allgemein ist bei Insekten das Blitzen problematisch wegen Reflexionen. Man sollte sich also auch ausführlich mit der Blitztechnik im Nahbereich befassen. Ein Diffusor allein führt nicht unbedingt zu optimalen Ergebnissen. Da heisst es viel Experimentieren.
-Die Freihand-shots funktionieren bei MIR bis 3:1 hervorragend. Ab 3:1 wird’s für mich aber super-heftig trotz kurzer Belichtungszeit nicht zu Verwackeln. Ich habe den Eindruck, ab 3:1 ist selbst mit einer guten Lichtquelle ein Stativ sehr empfehlenswert.
Fazit: das MP-E ist ein tolles Spielzeug für Macro-Freaks. Nach einer Eingewöhnungsphase und entsprechender Lichtquelle vorausgesetzt sind Aufnahmen freihand machbar, wie man sie nicht für möglich gehalten hätte, hätte man’s nicht selbst getestet. Allerdings sollte man sich schon im Klaren darüber sein, auf was man sich einlässt: viel Frust am Anfang, durch den man sich durchbeissen muss. Auch fängt der Abbildungsmaßstab bei 1:1 an. Somit bekommt man vom Schmetterling gerade mal etwas mehr als den Kopf drauf. Somit ist das MP-E ein Exot, den sich wirklich nur Fotografen gönnen sollten, die sich ernsthaft und regelmäßig mit mehr als 1:1 befassen wollen. Immerhin kostet das Ding gut 1000Euro…
Für Alle, die sich fürs MP-E entscheiden: Viel Spass mit der „Lupe“!
Da relativiert sich doch wieder alles, Hut ab, wer solche Bilder wie von Simon gepostet, damit zustande bringt
VG
Otti