Wieso erklärt ihr euch hier eigentlich Seite für Seite, was Lichtstärke im fotografischen Kontext üblicherweise bedeutet?
Das kann ich Dir, was mich betrifft, gerne erklären. Vielleicht wird dann endlich mal transparent, um was mir geht, denn in diesem Thread bin ich bislang eher mißverstanden worden.
Angenommen, ein ambitionierter Neuling, der Fachbegriffe unkundig, will sich endlich eine Kamera kaufen. Ein Freund hat ihm geraten, dazu ein möglichst lichtstarkes Objektiv anzuschaffen, weil unser Neuling gerne in den Abendstunden fotografieren möchte. Also schlägt er in der Kaufberatung auf und eröffnet einen Thread: "
Suche gute Kamera mit lichtstarkem Objektiv!"
So weit, so gut. Schnell kommen die ersten Vorschläge, meistens APS-C oder µFT, seltener Kleinbild. Je nachdem, ob der Neuling eine Festbrennweite oder ein lichtstarkes Zoom haben will, bewegen sich auch hier die Vorschläge meist im Bereich 1.8 - 2.8. Fragt unser Aspirant nun nach den Unterschieden zwischen einem µFT- und einem KB-Sensor, erklärt man ihm (neben dem Größenunterschied), daß µFT mehr Schärfentiefe bietet, ein KB-Sensor wiederum das bessere Rauschverhalten hat und mehr Hintergrundunschärfe erzeugen kann. Bislang alles klar soweit!
Jetzt aber naht das Unheil! Jemand wie z.B. @LIMALI tritt auf den Plan und erzählt dem TO, daß er auch die "Lichtstärke" des Sensors berücksichtigen müsse und es daher eine "Kombilichtstärke" gäbe. Das führt nun zu zweierlei. Zum ersten verwirrt es unnötigerweise nur unseren Protagonisten, der jetzt vielleicht irrtümlicherweise glaubt:
"Aha. Wenn ich also eine Kamera mit APS-C-Sensor habe, kann ich damit noch bei sehr wenig Licht Fotos machen, mit einem µFT-Sensor ist das dann nicht mehr möglich! Und bei einem größeren Sensor ist das Bild, weil lichtstärker, dann auch heller!" Und das ist natürlich Unsinn! Die Lichtstärke wird durch das Objektiv bestimmt. Was der Sensor dahinter daraus macht, ist eine andere Sache. Das ist aber eine Sache des Rauschverhaltens und eventuell der Detailtreue, hat mit "Lichtstärke" aber nichts mehr zu tun! Einige von euch mögen das anders sehen, aber das ist nun mal meine Sicht der Dinge!
Das ist der Grund, warum ich es für sinnvoll erachte, vor allem in der Kaufberatung den Begriff "Lichtstärke" nur objektivbezogen (was auch die einzig sinnvolle Definition ist, zumal sie in der Fotowelt anerkannt ist) zu verwenden und nicht zusätzlich mit Sensoren in Verbindung zu bringen. Bei Sensoren kann man natürlich auf das entsprechende Rauschverhalten und Schärfentiefe / Hintergrundunschärfe hinweisen, gar keine Sache. Für unseren Neuling reicht es aber zu wissen:
"Für Aufnahmen in lichtschwachen Situationen benötige ich ein lichtstarkes Objektiv. Fotografiere ich mit einer KB-Kamera und einer µFT-Kamera mit gleichen Parametern (Zeit / ISO / Blende), erhalte ich auch stets ein gleich belichtetes Bild, unabhängig von der Sensorgröße! Der KB-Sensor kann mir aber aufgrund seines besseren Rauschverhaltens eine bessere Bildqualität bieten. Heller wird das Bild dadurch allerdings nicht!"
Zum zweiten führt das Einbringen einer "Sensorlichtstärke" in die Kaufberatung nur zu einer neuen Streit-/Metadiskussion über Lichtstärke, die in diesem Fall aber weder erwünscht noch für den TO zielführend ist!
Halten wir also resümierend fest: egal ob Winzensor oder Mittelformat – der TO kann sich stets darauf verlassen, bei identischen Aufnahmeparametern ein immer gleich belichtetes Foto zu bekommen! Und genau das muß dem TO auch vermittelt werden, denn das schafft Planungssicherheit! Daß der TO bei einem kleineren Sensor mehr Rauschen und u.U. weniger Details in Kauf nehmen muß, steht auf einem anderen Blatt. Dies muß der TO entsprechend berücksichtigen und anhand seiner Wünsche und seinem Budget seine Kaufentscheidung treffen! Und der TO kann auch beruhigt seinen Objektivkauf tätigen: kauft er eine Linse mit Offenblende 1.8, bekommt er auch die entsprechende Lichtstärke!
Ich hoffe, ich konnte nunmehr detailliert darlegen, worum es mir die ganze Zeit gegangen ist und ich denke, ich habe es auch hinreichend sachlich argumentiert.