Was ist denn die "max. Offenblende" von Lensbaby?!
"Das Lensbaby" gibt es nicht. Das System besteht aus a.) einer sogenannten "Lens", das ist aber nur ein Stück Metall/Plastik/Gummi, das nur dazu dient, eine b.) "Optic" mit dem Body der Kamera zu verbinden.
Das "klassische" / erste Lensbaby heißt heute "Lensbaby Muse" und ist im Prinzip ein Schlauch zwischen Kamera und Objektiv, der beliebig bieg-, stauch- und streckbar ist.
Die komfortabelste Variante ist der Composer (wird nicht mehr produziert), bzw. Composer Pro. Das ist ein Tilt Mechanismus, der durch Verkippen den Schärfepunkt der Optik bewegt, scharf gestellt wird mit einem Ring wie mit jedem normalen Objektiv.
Dann gibt es den "Scout", das ist ein starres Rohr, in das man die Optic einsetzt. Somit kann der Schärfepunkt nicht bewegt werden und deswegen mach der Scout nur mit den "Flatfield" Optiken (sieh unten) Sinn.
Neu ist der Spark, wie die Muse ein Schlauch, entspricht praktisch wieder der Schlichtheit des allerersten Lensbaby.
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Die Optik-Einsätze
In die "Lens" oder den "Lens Body" kommt eine "Optic". Standardmäßig wird das "Double Glass" verwendet. Die Optik hat eine kugelförmige Charakteristik, je nach verwendeter Blendenscheibe ist ein kleinerer oder größerer Kreis in der Mitte des Bildfeldes scharf. Dieser Kreis heißt "Sweet Spot" und kann (außer mit dem "Scout") bewegt werden.
Das Double Glass ist im Sweet Spot super scharf - hier ein Beispiel mit f/5.6
P52 - #22 - Cool Cat von
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Dann gibt es das Single Glass, das auch im Sweet Spot weicher ist,
und die Plastic Optic, die noch weicher ist:
P52 - #21 - Hot II von
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Single Glass, Double Glass und Plastic Optic werden durch Einlegen einer Blendenscheibe abgeblendet. Offenblende ist f:2, die Scheiben gehen bis f:22, bei f:8 wird es allerdings schwierig, mit den heutigen Suchern scharf zu ziehen. Alle drei Optiken haben eine Brennweite von etwa 50 mm.
Die teuerste Optic mit kreisförmigem Sweet Spot ist die Sweet35, die hat eine eingebaute Blende mit 12 Lamellen bei einer Brennweite von 35 mm.
Dann gibt es mehrere Flatfield Optiken, die also wie ein Standard-Objektiv eine Schärfeebene statt eines Kreises bieten:
Zoneplate (f/45 fix) / Pinhole (f/177) -- die Optik kann mit einem Schalter zwischen den beiden Modi wechseln. Wer die Anfänge der Fotografie nachtasten möchte, hat damit Gelegenheit

Hier etwas mit der Zoneplate:
Along Barbed Wire von
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Eine weitere Flatfield Optic ist Softfocus -- eine weich zeichnende Optik mit hoher Schärfe und starken Überstrahlungen, je nach Blendenscheibe:
P52 - #21 - Hot von
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Die teuerste Flatfield-Optik ist das rattenscharfe Edge80, die teuerste Optik des Systems, Brennweite etwa 80mm, eingebaute Blende mit 12 Lamellen und Macro-Auszug. Am Besten funktioniert das Edge80 im ComposerPro, da wird es zur vollwertigen Tilt-Optik, mit der man die Schärfeebene selektiv verschieben kann:
sat_04_Norbert_Fuerst von
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oder ganz flach
Clockwork von
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Oder mit gedehnter Schärfeebene ("Inclusive Focus" auf Englisch, Scheimpflug-Effekt)
No Wine, No Phone, No Glass von
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Eine Ausnahmestellung hat dann noch die Fisheye-Optic, die am Besten im Scout oder Composer(Pro) eingesetzt wird, weil der 160° Rundblick nur bei exakter Ausrichtung sauber funktioniert. Da ich das Fisheye nicht besitze, gibt's dazu kein Beispiel.
Zusammenfassung: Lensbaby ist eine andere Welt. Entweder man hat's drauf, sich mit Unschärfe als bildgestaltendes Mittel auseinanderzusetzen oder eben nicht. Bei mir wurde das Edge80 zum Ersatz für das Nikkor 85/1.4 AiS, Nikkor 105/2.5 AiS und (weitgehend) Nikkor 50/1.8. Mein Immerdrauf ist ein Lensbaby Composer Pro und die meistgenutzten Optiken sind (in dieser Reihenfolge)
Edge80 - perfekt für fast jeden Anlass, aber manchmal etwas lang
Double Glass - rattenscharfer Sweet Spot und super weiches Bokeh
Sweet35 - Ebenfalls rattenscharf im Zentrum, das Bokeh etwas härter, aber dafür 35 mm Brennweite.
Softfocus - abgeblendet auf 5.6 eine superscharfe Porträt-Optik mit Hollywood Glamourlook
Plastic Optic - schafft vor allem im Regen traumartige Bilder
Zoneplate - noch weicher und mit f:45 finster wie ein Bären*sch. Hard Core vom Stativ mit interessanten Ergebnissen.
Pinhole - Hardcore für Puristen, manchmal packt es mich

Single Glass - eine sehr schöne, weiche Linse, die aber in meinem Arsenal ein bisserl kurz kommt, weil mich die Chromatischen Aberrationen nicht so mein Ding sind.
Eine Zusammenfassung, wie die Schärfe mit welcher Optik bei welcher Blende wie liefert, gibt es als
PDF auch als Download
Tja - und hier noch ein Bild, das Craig Strong (CEO von Lensbaby) bei einem Wettbewerb zum Sieger erklärt hat. "Sunrise Over Blue Planet" mit Lensbaby Double Glass an einem Balgen mit einer sternförmigen Blendenscheibe. Das Motiv ist eine Mineralwasserflasche mit Kondenströpfchen und eine Halogenlampe, die in der Unschärfe die Form der Blende zeigt …
Sunrise over Blue Planet von
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Für Einsteiger empfehle ich den Composer Pro mit Double Glass. Nach drei Wochen mit der Blende f/4 oder f/5.6 trifft man auch schon recht gut den Punkt und entweder ist man verseucht oder mit den Nerven am Ende

Guten Zuspruch findet man in zahlreichen Lensbaby (Selbsthilfe?

) Gruppen, z.B. Lensbaby Addicts auf facebook.
Für "seriöse Fotografen" ist der Composer Pro mit Edge80 eine sehr preiswerte Alternative zu den üblichen Tilt-Optiken, allerdings auch die teuerste Form, Lensbaby zu fotografieren.
Schärfe gibt es bei Double Glass, Sweet35 und Edge80 kompromisslos, bei Softfocus mit weicher Überstrahlung und beim Fisheye. Alle anderen Optiken sind mehr oder weniger optische Katastrophen, allerdings mit kontrolliertem Verhalten und unglaublich entspannend zu fotografieren
